Vor über 100 Jahren ist Frammersbach eine der ersten Gemeinden in der Umgebung mit elektrischem Licht. Der Strom kommt aus der nach dem 1. Weltkrieg gebauten Wasserkraftanlage im Talgrund Richtung Partenstein.
Längst kann das E-Werk, wie es in der Marktgemeinde genannt wird, den Strombedarf nicht mehr decken. Heute ist es Teil der sogenannten erneuerbaren Energien. Aus diesem Grund hat der Bau- und Umweltausschuss am Dienstagabend einer 120.000 Euro teuren Reparatur zugestimmt, wie Bürgermeister Christian Holzemer auf Nachfrage der Redaktion berichtete.
In den nächsten Jahren wahrscheinlich weitere Reparaturen nötig
Der Zustimmung im Rathaus vorangegangen sei in der öffentlichen Sitzung eine Diskussion zur Frage der Wirtschaftlichkeit, teilt der Bürgermeister mit. Aufgrund des Alters der Anlage könnten in den nächsten Jahren weitere Erneuerungen fällig werden.
Im Einzelnen zählte er auf: "Im Bereich der Wehranlage ist beispielsweise eine Betonsanierung notwendig, das Maschinenhaus ist in keinem guten Zustand und im Bereich der Zuleitung von der Wehranlage zum Wasserturm tritt Fremdwasser ein beziehungsweise auch Wasser aus. Der Überlauf des Wasserturms ist stark verschlissen." Am Ende habe sich das Argument Energiewende und eventuell auch eine Spur Nostalgie zugunsten der Reparatur und dem Erhalt der Anlage durchgesetzt.
Rohrbruch zerstörte Wanderweg
Vor der Entscheidung sei er auf den Ablauf eingegangen: Ende Mai vorigen Jahres sei es zu einem Rohrbruch zwischen dem Wasserturm und dem Maschinenhaus, in dem sich die Turbinen befinden, gekommen. Die Wasserkraftanlage habe umgehend außer Betrieb genommen werden müssen. Das austretende Wasser zerstörte den Wanderweg in diesem Bereich und wurde gesperrt.
Der Schaden sei mittels einer Kamerabefahrung der Rohrleitung gefunden worden: ein etwa faustgroßes Loch. Die Baufirma Brand aus Rieneck, die in der Nähe gearbeitet habe, habe den Schaden kurzfristig begutachtet. Aufgrund des starken Bewuchses mit Sträuchern habe sie jedoch keine fundierte Aussage zum Reparaturaufwand und den Kosten machen können.
Das alte Rohr lässt sich nicht einfach reparieren
Wegen der Brut- und Setzzeiten habe das Landratsamt einer Rodung erst ab Oktober zugestimmt. In der Zwischenzeit sei mehrfach mit Fachfirmen erörtert worden, ob die beschädigte Leitung mittels eines Inlinerverfahrens repariert werden kann, informiert Holzemer im Telefongespräch.
Aufgrund der schlechten Zugänglichkeit sei kein Angebot abgegeben worden. Zu Jahresbeginn habe sich die Firma Gerd Büdel aus Wiesen breiterklärt, die Schadstelle mittels Spezialbagger vom Weg aus freizulegen. Es habe die Hoffnung bestanden, dass das Rohr durch Aufschweißen eines Reparaturbleches oder einer Rohrbruchschelle geflickt werden kann. Es habe sich jedoch gezeigt, dass das Rohr insgesamt porös und löchrig ist. Deshalb sei die komplette Leitung freigelegt worden, was mit erheblichen Erarbeiten verbunden war. Das Ergebnis ist laut Holzemer: Um die Wasserkraftanlage weiter betreiben zu können, ist der Austausch des defekten Rohres nötig.
Weil die Zuleitung der kleinen Erzeugungsanlage auch stark korrodiert ist, sollte sie bei der Gelegenheit ebenfalls ausgetauscht werden. Die Kosten für den Austausch der Leitungen werden auf rund 120.000 Euro netto geschätzt. Für den Abbruch eines nicht mehr benötigten Anbaus am Maschinenhaus werden laut Bürgermeister rund 8.000 Euro netto veranschlagt. Die Aufträge sind, so Holzemer, im nichtöffentlichen Teil der Sitzung vergeben worden.