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Rohrbach
Wegen Corona: Anna Riedmann bricht Einsatz in Südafrika ab
Mit einer Rückholaktion durch das Auswärtige Amt endete das Freiwilligenjahr von Anna Riedmann aus Rohrbach früher als geplant. Jetzt hilft sie erstmal in der Tafel in Lohr.
Die Hauptamtlichen des Mosaic Projektes in Port Elizabeth in Südafrika mit den beiden Freiwilligen Nik und Anna bei einem Stadtbummel von links): Nik, Nozi, Shannon, Judy, Anna Riedmann, Bruce und Estelle.
Foto: Anna Riedmann | Die Hauptamtlichen des Mosaic Projektes in Port Elizabeth in Südafrika mit den beiden Freiwilligen Nik und Anna bei einem Stadtbummel von links): Nik, Nozi, Shannon, Judy, Anna Riedmann, Bruce und Estelle.
Josef Riedmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:05 Uhr

Anna Riedmann aus Rohrbach ging Mitte August 2019 als Freiwillige für das Deutsch-Südafrikanische Jugendwerk (DSJW) nach Port Elizabeth in Südafrika, um dort Waisenkinder und ihre Familien in den Townships zu unterstützen. Doch dann kam Corona. Die Pandemie führte zu einem vorzeitigen Abbruch des Sozialen Jahres; die 27-Jährige kam in einer nach ihren Worten chaotischen Rückholaktion des Auswärtigen Amts zurück in die Bundesrepublik.

Ihr Wunsch nach einem sozialen Engagement im Ausland führte Anna bereits 2011 nach ihrem Abitur am Karlstadter Johann-Schöner-Gymnasium nach Südafrika. An der President Pretorious Learskool in Potchefstroom war sie damals sieben Monate lang als Lehrerassistentin an einer Grundschule tätig. Nach Abschluss ihres Studiums zur Gymnasiallehrerin bewarb sie sich 2019 erneut über das Deutsch-Südafrikanische Jugendwerk (DSJW) mit Sitz in Bad Honnef für ein "weltwärts"-Projekt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Es entsendet Freiwillige in Entwicklungs- und Schwellenländer, um der dortigen Bevölkerung in den Bereichen Bildung, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Umwelt und Gesundheit nachhaltig zu helfen.

Arbeit mit Kindern in den Townships

Anna wurde dem Mosaic Projekt in Port Elizabeth zugeteilt. Seit mehr als zehn Jahren setzt sich diese Organisation für Pflegefamilien in den Townships ein, die Waisenkinder oder Kinder aus schwierigen Verhältnissen aufgenommen haben. Vielfach sind es Verwandte, die durch HIV-Infektion oder die mangelnde Gesundheitsversorgung elternlos gewordene Kinder in ihren Familien betreuen. Port Elizabeth wurde von Mosaic als dritter Standort 2018 realisiert. Obwohl noch im Aufbau werden dort  20 Familien mit 50 Kindern betreut. Townships sind die während der Apartheid gebildeten ghetto-artigen Wohngebiete für die farbige Bevölkerung.

Großen Spaß bereiteten den betreuten Kindern und Jugendlichen des Mosaic Projektes die Ausflüge an den Strand.
Foto: Anna Riedmann | Großen Spaß bereiteten den betreuten Kindern und Jugendlichen des Mosaic Projektes die Ausflüge an den Strand.

Im August 2019 reiste die Rohrbacherin an. Zusammen mit dem Mitfreiwilligen Nik besuchte Anna vormittags die betreuten Familien oder Alleinerziehenden. Sie boten Hilfestellung mit Behörden, Arbeitsstelle oder Schule an. Bei den Besuchen soll auch geprüft werden, ob den Kindern trotz Armut ein stabiles Zuhause geboten wird. "Mosaic versucht für die Kinder eine zweite Familie zu sein", erklärt Riedmann. 

Am Nachmittag kamen Kinder im Alter von drei bis 18 Jahren von der staatlichen Vor- und Grundschule in das Community Center. Nach dem Mittagessen wurde gemeinsam gebetet oder aus der Bibel vorgelesen, Hausaufgaben erledigt, Nachhilfe erteilt und gemeinsam gespielt. Freitags ging es oft an den Strand oder in einen Tierpark.

Erst Schulschließungen, dann Lockdown

Nach den ersten Corona-Krankheitsfällen reagierte die südafrikanische Regierung ab 18. März mit dem Schließen von Schulen, Sportstätten oder dem Verbot von Massenveranstaltungen. Die Freiwilligen aus Deutschland standen mit dem Auswärtigen Amt in ständiger Verbindung. Hieß es zunächst noch, bei Einhalten der Hygieneregeln könne das Projekt weitergehen, wurde nach dem angekündigten Schließen der Flughäfen entschieden, doch alle der "Weltwärts-Freiwilligen" nach Hause zu holen. Ab 27. März stand das öffentliche Leben in Südafrika still.

Für den Abschied von den Kindern, die unglücklich waren und das Geschehen nicht verstehen konnten, blieb wenig Zeit. Aber das Loslassen musste sein. Auf ihrer Website zum  Projekt schreibt Riedmann in jenen Tagen: "Trotzdem haben wir keine Wahl und nach zwei Tagen Weinen und Trauern bleibt mir jetzt nur noch, mich von meinen Freunden hier zu verabschieden, meine Sachen zu packen und dankbar zu sein, dass ich sieben wundervolle Monate mit wundervollen Menschen in einem Land verbringen durfte, dass immer einen Platz in meinem Herzen hat."

Alle Helfer wurden in der Stadt Potchefstroom zusammengezogen, das Auswärtige Amt sammelte die Ausreisewilligen in der Deutschen Schule in Pretoria. Zum Rückflug am 3. April wurden alle mit drei Bussen und Polizeieskorte zum Flughafen nach Johannesburg gebracht. Nach einigen Verzögerungen landete das Flugzeug am 4. April in München.

Glücklicherweise bekam Anna eine Mitfahrgelegenheit nach Bad Mergentheim, von wo sie ihre Familie abholte. Derzeit ist Riedmann in ihrem Freiwilligen Jahr freigestellt und wäre auf Anforderung noch zur Mitarbeit in einem Projekt verpflichtet. Zwischenzeitlich hilft sie bei der Tafel in Lohr. 

 
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