
Sein Humor ist so trocken wie die fränkische Platte im August, seine Gelassenheit so unerschütterlich wie der Lohrer Bayersturm und sein Herz so groß wie der Homburger Kallmuth: Joachim Spies ist ein Mensch, wie man ihn sich als Kollegen nur wünschen kann. Doch nach mehr als 41 Jahren bei der Main-Post beginnt für ihn der passive Teil der Altersteilzeit.
23 Jahre war er jung, als er kurz nach der Ausbildung zum Redakteur bei der Main-Post erstmals eine Führungsrolle antrat. 1983/84 wurde der gebürtige Erlenbacher Redaktionsleiter in Lohr, wo er seit seiner Jugend lebte. Wenn ältere Kolleginnen und Kollegen aus dieser Zeit von Bleisatz, Dunkelkammern und ausschließlich Zeitung erzählen, dann klingt das immer eine bisschen nach Museum. Joachim Spies hat sich selten an diesen Erzählungen beteiligt. Und wenn, dann anekdotisch und wohlwissend, dass früher vieles anders, aber nicht unbedingt besser war. Sein Anspruch war es immer auch, die Redaktion in die Zukunft zu führen.
Joachim Spies war immer ein Macher, ein Problemlöser, ein Kümmerer
Die Chefredaktion holte Joachim Spies 1991 nach Würzburg ins Ressort Franken/Bayern, das er ab 1997 stellvertretend leitete. 2002 kam er als Redaktionsleiter zurück nach Main-Spessart, wo er die vier Redaktionen Lohr, Gemünden, Karlstadt und Marktheidenfeld zusammenführte. Die Rollen von Reportern und Blattmacherinnen wurden immer stärker getrennt. Joachim Spies wechselte 2009 wieder nach Würzburg und verantwortete etwa acht Jahre lang die Produktion sämtlicher Lokalausgaben in Kitzingen, Tauber, Würzburg, Ochsenfurt und Main-Spessart. 2017 baute die Main-Post-Redaktion ihre Strukturen grundsätzlich um, Joachim Spies kam als Redaktionsleiter zurück nach Main-Spessart.
Bei all den Aufgaben nahm er sich selbst nie zu wichtig. Journalistisch ehrgeizig, aber auch leise und pragmatisch kümmerte er sich um sämtliche Themen, die eben aufschlugen. Joachim Spies war immer ein Macher, ein Problemlöser, ein Kümmerer. Angenehme Dinge überließ er gerne seinem Team, unangenehme übernahm er selbst. In der Regel blieb er auch unter Stress ruhig bis stoisch. Unsinniges kommentierte er bevorzugt mit dem Wort "Schafscheiß" und grinste dann auch schon wieder. Journalistisch ist er ein Alleskönner, der vom Flugzeugabsturz bis zum Politikeraufstieg so ziemlich alles schon erlebt hat, was man als Lokaljournalist erleben kann.
In seiner Abschiedsmail an die Redaktion schreibt Spies: "Tut um Gottes Willen etwas Tapferes."
Seinen Blick aufs Leben in der fränkischen Provinz hat Joachim Spies in drei Romane (u.a. Das Rosenkranz Komplott, 2004, Verlag M. Naumann) gegossen. Wer sie liest, bekommt ein Gespür, wie liebevoll ironisch Joachim Spies auf die Provinz, ihre Menschen und am Ende auch auf sich selbst blickt. Seine interne Abschiedsmail an die Redaktion endete übrigens mit einem Zitat des Reformators Huldrych Zwingli: "Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!"
Das ist ein passender Auftrag, auch an seine Nachfolgerin Carolin Schulte. Zum 1. März hat die 29-Jährige die Leitung der Redaktion Main-Spessart übernommen. Sie stammt aus Rödinghausen (Nordrhein-Westfalen), hat unter anderem in Würzburg Fachjournalismus (Master) studiert, bei der Main-Post volontiert und war seit 2020 Stellvertreterin von Joachim Spies. Der Übergang ist also nahtlos und doch herausfordernd. Das neunköpfige Team in Main-Spessart erlebt aus Altersgründen innerhalb von etwa zwei Jahren vier personelle Wechsel. Alle Stellen wurden und werden nachbesetzt. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser Fragen oder Hinweise an die neue Reaktionsleiterin haben, dann schreiben Sie gerne eine Mail an Carolin Schulte: carolin.schulte@mainpost.de