
Mit Superlativen heißt es vorsichtig sein, gerade in unserem Beruf. Aber hier kommt der Autor nicht darum herum: Es heißt Abschied nehmen von zwei Großen des Lokaljournalismus im Landkreis Main-Spessart, von zweien, die die Inhalte, das Erscheinungsbild und den Stil der Main-Post in unserer Heimat in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich geprägt haben. In den Beruf gekommen sind Roland Pleier und Michael Fillies zu einer Zeit, als in den Redaktionen noch Schreibmaschinen standen und in Nebenzimmern oder im Keller in provisorischen Dunkelkammern Schwarzweißfilme entwickelt und abgezogen wurden. Das ist lange her. Nun sind beide in die passive Phase der Altersteilzeit eingetreten.
Dass ein Oberbayer in Franken nicht nur heimisch werden kann, sondern auch einen Draht zu Land und Leuten findet, das hat Roland Pleier in den vergangenen vier Jahrzehnten unter Beweis gestellt. In Ingolstadt geboren, kam er 1980 nach Würzburg, wo er neben dem Studium von Sport, Deutsch und Geografie auch gleich als freier Mitarbeiter bei der Main-Post begann. Erste und gleich intensive Begegnungen mit dem Main-Spessart-Kreis hatte er durch die von ihm betreute Serie „Ich lebe gerne in…“, die ihn in nahezu alle Orte der Region führte.

Pleier, der dieser Tage 63 Jahre alt wird, kam 1997 als Redaktionsleiter nach Lohr und schloss das Städtchen so ins Herz, dass er hier sogar seinen Ruhestand zu verbringen gedenkt. Main-Spessart hat ihn auch nicht losgelassen, als ihn die Chefredaktion zunächst als Redaktionsleiter nach Bad Kissingen, dann als Deskleiter nach Schweinfurt berief – 2016 kehrte er hierher zurück und war seitdem stellvertretender Redaktionsleiter für den Landkreis.

Für seine gründliche und nachhaltige Recherche war er ebenso bekannt wie für seine leichte, humorige Feder oder seine souveränen Moderationen von Podiumsveranstaltungen. Aus der Ruhe brachte den Lokalredakteur selten etwas. Für die über 100 freien Mitarbeiter im Landkreis, deren Betreuung zu seinen Aufgaben gehörte, hatte er stets ein offenes Ohr und Verständnis für ihre Anliegen. Die Redaktion hofft, dass Roland Pleier nach einer ausgiebigen Verschnaufpause eines Tages wieder als freier Autor das Lokalgeschehen in der Region begleiten wird.
"Karli Keiler" wuchs vielen Gemündenern ans Herz
Noch ein Jahr früher als Pleier hat der in Marktbreit aufgewachsene Michael Fillies 1979 als Schüler seine Leidenschaft fürs Schreiben für den Lokalteil der Main-Post entdeckt. Zwei Jahre später machte er das Hobby zum Beruf. Bereits als Volontär kam Fillies in den Main-Spessart-Kreis und schließlich als Redakteur nach Gemünden. 1986 übernahm er dort in Nachfolge von Hans Albert die Redaktionsleitung, die er 15 Jahre innehaben sollte.
2001 folgte der Wechsel als Redaktionsleiter nach Karlstadt, in einen Redaktionsbereich, in dem er zu diesem Zeitpunkt auch schon lange wohnte. Als 2003 die vier Redaktionen im Main-Spessart-Kreis fusionierten und eine gemeinsame Leitung bekamen, trat Michael Fillies auf eigenen Wunsch aus der Führungsverantwortung zurück. In den letzten Jahren war er nicht nur beruflich nach Gemünden zurückgekehrt, sondern hatte dort auch eine Heimat und in der Städtepartnerschaft mit Duiven eine fordernde Aufgabe in der Freizeit gefunden.

Vielen Leserinnen und Lesern wuchs Fillies als Autor der Kolumne „Karli Keiler“ ans Herz, wo er mit spitzer Feder und zugleich viel Empathie die Geschehnisse im Raum Gemünden glossierte. So augenzwinkernd er das Lokalgeschehen hier betrachtete, so ernst hinterfragend und analysierend war an anderer Stelle sein Blick auf das geschichtliche und aktuelle politische Geschehen in Main-Spessart. Unbeirrt von Kritik und sogar persönlichen Anfeindungen hat er immer wieder Vorgänge und Entscheidungen ausführlich dargestellt und hinterfragt. Geschätzt war er in der Redaktion und darüber hinaus als souveräner Moderator bei Veranstaltungen.
Für die beiden altgedienten Kollegen sind zwei junge Journalisten nachgerückt: Carolin Schulte als neue stellvertretende Redaktionsleiterin und Corbinian Wildmeister. Das neu formierte Redaktionsteam Main-Spessart stellen wir in unserer Ausgabe am Freitag vor.