
Pfarrer Norbert Thoma ist rein zufällig darauf aufmerksam geworden, dass die Polizei in Nicaragua den regierungskritischen Bischof Rolando Álvarez verhaftet hat. Den Moderator des pastoralen Raumes Gemündens hat diese Meldung aus dem über 9000 Kilometer entfernten Matagalpa erschüttert. Er habe gedacht: "Wenn du jetzt gar nichts tust, dann wird es schwierig, am Sonntag zu predigen."
Also hat sich Thoma kurzerhand dazu entschieden, sich an einen Vertreter des Landes hier in Bayern zu wenden, den Honorarkonsul Horst Engler-Hamm. In einer E-Mail forderte er ihn auf zu handeln: "Ich bitte Sie, nach Ihren Möglichkeiten und Kräften alles dafür zu tun, um die sofortige Freilassung von Bischof Álvarez und der mit ihm verschleppten Personen sowie die Beendigung jedweder Repressalien gegen ihn und seine Familie zu erwirken." In Kopie gesetzt hat Thoma verschiedene Medienhäuser.
Eine Antwort aus dem Konsulat in München hat er bisher noch nicht erhalten. Und auch auf Anfrage dieser Redaktion gab es von Hamm keine Rückmeldung. "Ob viel zu bewirken ist, weiß ich nicht. Ich habe nur gemerkt, dass ich ein schlechtes Gefühl dabei hätte, gar nichts zu unternehmen." Auf eine Reaktion des Honorarkonsuls hofft der Gössenheimer Pfarrer trotzdem. "Das ist ein kleiner Impuls. Mal sehen, wohin der Schneeball rollt."
Unzählige Anliegen und Halunken
Warum ihn das Schicksal Nicaraguas und des Bischofs Álvarez so bewegt? Thoma räumt ein, dass "unzählige Anliegen" gebe, die es verdienen, sich für sie einzusetzen. Und es gebe neben dem autoritären Präsidenten Nicaraguas Daniel Ortega "ungezählte Halunken" in Machpositionen. "Aber je mehr ich mich mit der Angelegenheit dort in Nicaragua befasse, um so mehr merke ich, das ist jetzt mein Thema. Was ich über den Bischof und seine Leute recherchiere, zeigt mir mutige Menschen mit ungebrochenem Freiheits- und Friedenssinn."
Sein letzter Stand sei, dass der Bischof in Hausarrest genommen wurde, berichtet Thoma. Die sieben mit ihm aus dem Bischofshaus verschleppten Personen seien in ein Gefängnis gebracht worden. "Diese Art der staatlichen Verfolgungsinszenierung zeigt mir die ganze Bösartigkeit des dortigen Regimes."