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Lohr/München
Warum ein aus Schottland stammender Lohrer auch ohne Stadionkarten für das EM-Eröffnungsspiel nach München reiste
Brian Kane erlebte das 1:5 gegen Deutschland mit seinem Neffen Elliott in der Münchener Fanzone. Mehr als das Ergebnis trübte dabei die schlechte Organisation die Stimmung der Fans.
Brian Kane (links) und Neffe Elliott standesgemäß in schottische Kilts gekleidet am Münchner Marienplatz
Foto: Brian Kane | Brian Kane (links) und Neffe Elliott standesgemäß in schottische Kilts gekleidet am Münchner Marienplatz
Frank Zagel
 |  aktualisiert: 24.06.2024 02:39 Uhr

Auf die Frage, wie er die EM-Auftaktniederlage "seiner" Mannschaft am Freitag empfunden habe, antwortet Brian Kane mit einem Scherz: "Was, wir haben verloren?" Der 65-jährige Lohrer mit schottischen Wurzeln lebt seit 38 Jahren in Deutschland, doch wenn sein Heimatland Schottland Fußball spielt, ist er Feuer und Flamme. Grund genug für den Rentner, für das Eröffnungsspiel der EM nach München zu reisen – auch ohne Stadionkarten. Mit dabei sein Neffe Elliott Kane aus Edinburgh.

Trotz der 1:5-Niederlage und stundenlangem Anstehen am Bierstand in der Fanzone sei die Stimmung "genial" gewesen, blickt Kane zurück. Sein Neffe war eigens für das Ereignis nach Deutschland geflogen. Karten für das Spiel in der Heimspielstätte des FC Bayern München mit ihren 75.000 Plätzen bekamen die beiden fußballbegeisterten Schotten nicht – dafür aber immerhin ein Hotelzimmer in München.

Stadiontickets für das Eröffnungsspiel waren nicht zu bekommen

"Wir haben unsere ganze Familie zur Auslosung der Tickets angemeldet", erinnert sich Kane. "Aber ich kenne niemanden persönlich, der ein Spiel im Stadion sehen kann." Dennoch wollte der berentete Ingenieur mit seinem Neffen in München dabei sein. "Die Stimmung wollten wir live vor Ort erleben und der Ausflug hat sich gelohnt", sagt Kane.

Von 200.000 Landsleuten, die ebenfalls extra nach München gereist wären, habe er vor Ort gehört. Die dortige Fanmeile sei daher fest in den Händen der "Tartan Army" gewesen, schmunzelt Kane, der aus Hamilton in der Nähe von Glasgow stammt. "Tartan Army" werden die schottischen Schlachtenbummler aufgrund der typischen Landestracht im Karomuster genannt. Auch die Kanes trugen zu ihren Fußballtrikots standesgemäß Kilts – also "Schottenröcke".

Hohe Niederlage tat der Stimmung im schottischen Lager keinen Abbruch

"Unsere Mannschaft ist nicht richtig aufgewacht und Deutschland hat von Anfang an alles richtig gemacht", analysiert Kane das Spiel. "Das frühe Tor befeuerte die deutschen Spieler, sodass wir nur zusehen konnten." Der Stimmung der schottischen Anhänger in München tat die hohe Niederlage jedoch keinen Abbruch: "Am Abend danach und selbst am nächsten Morgen in der S-Bahn haben wir so laut gesungen, als hätten wir gewonnen."

Trotz Niederlage gute Stimmung am Samstag in einem Münchner Biergarten.
Foto: Elliott Kane | Trotz Niederlage gute Stimmung am Samstag in einem Münchner Biergarten.

Ob dies eine schottische Charaktereigenschaft ist, immer fröhlich zu sein? "Wir Schotten wollen immer feiern und wenn nur einer ein Liedchen anstimmt, dann singen eben alle mit." Wie im Münchner Hofbräuhaus vor dem Spiel, als mehrere hundert Schotten lauthals ihre Nationalhymne sangen und von den deutschen Fußballfans im Anschluss Applaus erhielten.

Organisation der Münchener Fanzone ließ zu wünschen übrig

Das Miteinander zwischen den gegnerischen Fanlagern in München beschreibt Kane als "sehr freundschaftlich". Schlecht fand er allerdings die Organisation der Münchener Fanzone. "Wir haben drei Stunden für ein Bier in der Schlange gestanden, manche hatten da echte Kreislaufprobleme", beschwert sich der Fußballfan über die wenigen Verpflegungs- und Getränkestände. "Da haben viele Schotten schon gesagt, ob das hier wirklich eine so große Gastfreundschaft ist, wie angekündigt."

Neffe Elliott ist mittlerweile wieder nach Schottland abgereist und Brian Kane möchte sich die kommenden Spiele seiner "Bravehearts" in Ruhe zu Hause ansehen: "In München habe ich fast nichts mitbekommen, jetzt konzentriere ich mich auf die Spiele selbst", schmunzelt er. Seine Prognose für das Weiterkommen Schottlands bleibt positiv: "Gegen Deutschland kann man verlieren, aber gegen die Schweiz und Ungarn holen wir die Punkte, die wir brauchen".

 
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