
Seit zwölf Jahren gibt es die Firma Cummins am Standort Marktheidenfeld schon. Mittlerweile sind aus den 150 Mitarbeitern, mit denen am Firmensitz in Altfeld gestartet wurde, 370 geworden. Seit September 2024 werden sie zum ersten Mal von fünf Auszubildenden und einem internen Umschüler unterstützt. Geschäftsführer Rolf Werner und Melissa Döbert, Ausbilderin am Standort, erläutern, warum sich das Unternehmen erstmalig zu dem Schritt entschieden hat.
Rolf Werner: Ganz allgemein liegt das Problem im demografischen Wandel: Auch wir haben gemerkt, dass wir an unseren Standorten überaltern und eigenen Nachwuchs brauchen. Der Arbeitsmarkt in der Region Marktheidenfeld ist durch einen Fachkräftemangel geprägt, wodurch die Ausbildung junger Talente einen noch höheren Stellenwert gewinnt.
Melissa Döbert: Zudem ging es in den ersten Jahren darum, den Standort Marktheidenfeld aufzubauen und die benötigte Expertise im Bereich Ausbildung zu gewinnen. Denn wenn wir ausbilden, dann wollen wir es richtig machen.
Werner: Das stimmt. In Deutschland sind wir als Marke noch nicht so bekannt, anders als in den USA oder in England. Und wenn man uns googelt, kommt oft das Stichwort "Hersteller von Dieselmotoren", das heutzutage auch eher abschreckt. Cummins investiert aber stark in grüne Technologien, um sein Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Dabei fokussieren wir uns auf Wasserstofftechnik, Brennstoffzellen und Batterietechnik, die für junge Auszubildende interessant sein könnten.
Döbert: Konkret beworben haben wir die neue Ausbildung dann auf Karrieremessen, über Plakatkampagnen an den Schulen, über die Agentur für Arbeit, haben in den örtlichen Medien geworben, sind über Instagram gegangen und haben über ein Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm unsere eigene Belegschaft animiert. Letztlich erreicht man potentielle Kandidaten entweder direkt oder über die Eltern.
Döbert: Defacto haben wir alle ausgeschriebenen Ausbildungsstellen, jeweils zwei zum Mechatroniker:in, zum Fachlagerist:in und zum Industriekaufmann/zur Industriekauffrau besetzen können. Nur für die zwei Plätze im Bereich Technisches Produktdesign haben wir leider niemand gefunden.
Womit haben Sie versucht, Nachwuchs zu gewinnen?
Döbert: Es stimmt, immer mehr junge Talente ziehen ein Studium der Ausbildung vor. Dazu kommt, dass wir ein ländliches Unternehmen sind, was vielleicht erst einmal diejenigen abschreckt, die den "Freigeist" in der Stadt suchen. Fakt ist, dass wir in einem sehr internationalen und globalen Umfeld arbeiten und man sich bei uns kreativ und interkulturell einbringen kann. In den meisten Abteilungen wird Englisch gesprochen. Wir legen viel Wert auf Diversität und Inklusion, sodass wir auch Bewerber:innen im sozial schwachen Bereich oder mit Migrationshintergrund ansprechen.
Werner: Unsere Ausbildungskoordinatorin Melissa Link beschäftigt sich seit einem Jahr mit der Planung und Durchführung der Ausbildung an unseren deutschen Standorten. Zudem haben wir für die Ausbildung in den technischen Berufen Kooperationspartner gesucht und gefunden, in Marktheidenfeld ist das Procter & Gamble. Dort durchlaufen unsere Auszubildenden die Station der klassischen Lehrwerkstatt, lernen also Dinge wie Bohren, Schleifen und Fräsen. Solch eine Ausbildungswerkstatt konnten wir auf die Schnelle nicht auf die Beine stellen.