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Main-Spessart
Neue Stromtrasse: Alternative Korridore könnten durch Main-Spessart führen
Anders als beim SuedLink sind bei der geplanten P43-Stromleitung große Masten nötig. Eine Erdverkabelung in Abschnitten wäre möglich, hätte aber Nachteile.
Strommast an der Schleuse Harrbach. So groß wie die Masten der Höchstspannungsleitung zwischen Aschaffenburg und Bergrheinfeld würden auch die Masten der geplanten neuen Stromtrasse P43 sein.
Foto: Björn Kohlhepp | Strommast an der Schleuse Harrbach. So groß wie die Masten der Höchstspannungsleitung zwischen Aschaffenburg und Bergrheinfeld würden auch die Masten der geplanten neuen Stromtrasse P43 sein.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 27.04.2023 10:28 Uhr

Der Verlauf für den SuedLink ist jetzt weitgehend klar. Später wird man von dieser neuen Stromtrasse aber wohl wenig mitbekommen, weil sie unter der Erde verlegt wird. Anders sieht die Sachlage möglicherweise für eine weitere neue Höchstspannungsleitung aus, die ebenfalls durch Main-Spessart verlaufen könnte: Weil die geplante Fulda-Main-Leitung, auch bekannt als P43, Wechselstrom transportiert, kann die Leitung nicht auf größeren Strecken unter die Erde. Nach den jetzt bekannt gewordenen Vorschlägen von Netzbetreiber Tennet könnte diese Trasse durch den westlichen Landkreis führen.

Die geplante Fulda-Main-Leitung wurde bereits 2013 als Projekt P43 in den Bundesbedarfsplan aufgenommen. Die 130 Kilometer lange 380-Kilovolt-Wechselstromleitung soll, wie berichtet, das Umspannwerk im hessischen Mecklar (Lkr. Hersfeld-Rothenburg) über Dipperz (bei Fulda) mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld-West (Lkr. Schweinfurt) verbinden.

Der Raum Gemünden und Karlstadt/Arnstein könnte betroffen sein

Die Ideallinie dafür läge praktisch genau entlang der A7. Laut Lieberknecht wäre Main-Spessat von dieser Variante nicht betroffen. Als Alternativkorridore hat Tennet aber auch die ICE-Trasse durch den Sinngrund, die unterirdisch verlaufende Gasleitung bei Karsbach, Gräfendorf und Arnstein sowie die bestehende Höchstspannungsleitung Bergrheinfeld–Aschaffenburg ins Auge gefasst. Damit keine unberührte Natur zerstört werden muss, soll die Höchstspannungsleitung auf jeden Fall dorthin, wo schon etwas ist. 

Neue Stromtrasse: Alternative Korridore könnten durch Main-Spessart führen

So könnte es geschehen, dass in einem Abstand von 60 bis 100 Meter neben die großen Strommasten der Trasse Bergrheinfeld-Aschaffenburg zwischen Karlstadt und Bergrheinfeld weitere rund 65 Meter hohe Strommasten für P43 aufgestellt werden. Die Leitung auf die bestehenden Masten zu hängen, wäre zu viel und würde bedeuten, dass man die bestehende Höchstspannungsleitung in der Installationszeit abschalten müsste, sagt Tennet-Pressesprecher Markus Lieberknecht.

Eine Erdverkabelung hätte nicht nur Vorteile

Ein Teil soll aber auch hier tatsächlich unter die Erde verlegt werden, und zwar Abschnitte mit einer Länge von drei bis sechs Kilometern. Erdverkabelung mag sich gut anhören, hätte aber einen Pferdefuß: Am Anfang und Ende jedes Abschnitts mit Erdkabel müssten "kleine" Umspannwerke in der Größe von mindestens einem halben Fußballfeld gebaut werden, erklärt Cindy Schemmel, die bei Tennet als Bürgerreferentin für P43 zuständig ist.

Schemmel erklärt, wie es weitergeht mit der Fulda-Main-Leitung: Anfang 2021 soll die sogenannte Bundesfachplanung beginnen. Bis etwa 2023 soll ein 1000 Meter breiter Korridor für die Trasse feststehen, danach kommt das Planfeststellungsverfahren, in dem der Verlauf flurstücksgenau festgelegt wird. Ende 2027 könnte der Bau beginnen und ab 2031 Strom fließen. Die Leitung soll, so Tennet, das bestehende Netz in Hessen und Nordbayern entlasten und die Integration von regional erzeugtem Grünstrom verbessern. Außerdem soll sie den Transport von norddeutscher Windenergie nach Süddeutschland unterstützen.

Wie Bürger sich am Planungsprozess beteiligen können

Bei der weiteren Planung der Trasse gibt es laut Bürgerreferentin Schemmel und Pressesprecher Lieberknecht zwei Möglichkeiten, wie die Bürger Vorschläge und Einwände einbringen können. Zum einen wird die Bundesnetzagentur sogenannte Antragskonferenzen durchführen. Zum anderen bietet Tennet eine informelle Beteiligung an. Gerne, so Schemmel und Lieberknecht, hätten sie vor Ort Infoveranstaltungen angeboten.

Wegen der Corona-Pandemie, die keineswegs ein willkommener Vorwand für weniger Bürgerbeteiligung sei, wie Kritiker dem Netzbetreiber vorwerfen, bietet das Unternehmen vom 30. November bis 14. Dezember digitale Infoveranstaltungen für Kommunen, Behörden, Verbände und Bürgerinitiativen an. Zusätzlich soll es am 16. Dezember für die breite Öffentlichkeit in Unterfranken mehrere offene Sprechstunden in digitaler Form geben. Eine Anmeldung dafür ist möglich über http://tennet.eu/fulda-main-leitung-sprechstunden. Bürgerreferentin Cindy Schemmel ist zudem telefonisch, per Post oder per Mail erreichbar.

Ein detaillierter Einblick in die Korridornetzentwürfe der Fulda-Main-Leitung findet sich im Internet unter https://gis.arcadis.nl/age_prod/Mecklar-Bergrheinfeld/Map. Bürgerreferentin Schemmel hat folgende Kontaktdaten: Tel. (0921) 50 74 02 424, fuldamain@tennet.eu.

 
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