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GRÄFENDORF
Tennet gibt die Südlink-Variante entlang der Gasleitung auf
Ferdinand Heilgenthal
 |  aktualisiert: 26.04.2023 22:31 Uhr

Entwarnung für Gräfendorf: Offensichtlich hat Tennet die Streckenvariante der Stromtrasse Südlink durch Gräfendorfer Gebiet aufgegeben. In den jüngsten Veröffentlichungen der Betreiberfirma Tennet im Internet sei das Sinntal als einzige alternative Stromtrasse zur nach wie vor favorisierten Streckenführung von Südlink an der A 7 aufgeführt, sagte Bürgermeister Alfred Frank am Mittwochabend in der Gemeinderatssitzung.

Diese Strecke würde durch das Sinntal über Gemünden, weiter über Karsbach und Gössenheim ins Werntal führen. „Da müssten jetzt auch in Gemünden die Alarmglocken klingeln“, sagte Frank. Er hob hervor, dass sich in Karsbach, das nahezu mit allen Ortsteilen von der möglichen Stromtrasse betroffen wäre, schon beachtlicher Widerstand organisiert habe.

Die Verlegung der Stromleitung entlang der Erdgasleitung durch Gräfendorfer Gebiet habe Tennet offensichtlich aus den Überlegungen herausgenommen, sagte Frank. Die im Vorfeld diskutierte Trassenführung entlang der 30 Meter breiten Gastrasse im Raum Gräfendorf sei im Prinzip möglich, wie Anfragen bei der Erdgastransportgesellschaft Open Grid Europe ergeben hätten. Allerdings müssten beispielsweise bei einer 380-Kilovolt-Freileitung 150 Meter Abstand zur Gasleitung eingehalten werden.

Im Falle von Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) gebe es derzeit keine normativen Vorgaben für Abstände zu Erdgasleitungen. Bei Erdverlegungen von HGÜ sind je nach Ausführung zwischen zehn und 20 Meter zur Gasleitung einzuhalten, informierte Open Grid. Für 500-Kilovolt-HGÜ als Freileitung im Nahbereich von erdverlegten Rohrleitungen gebe es derzeit kein abgestimmtes Regelwerk.

„Das heißt, dass die Freileitung durchaus in der Nähe errichtet werden könnte. Dazu gehört allerdings ein behördlicher Planprozess, das sogenannte Planfeststellungsverfahren, in dem alle Beteiligten, wie Kommunen, BUND, Leitungsbetreiber wie Open Grid Europe um Stellungnahme aufgefordert werden. Aus Sicht unseres Hauses würden wir solch einem in Parallellage zur Leitung Sannerz-Rimpar angezeigtem Bauvorhaben erst zustimmen, wenn technische Regeln und Maßnahmen zur Abhilfe von Gefährdungen normativ festgelegt sind“, teilte die Pressestelle von Open Grid Europe der Gemeinde Gräfendorf mit.

Diese Mitteilung sei ein schwerwiegendes Argument gegen die Trassenlösung entlang der Gasleitung, stellte Bürgermeister Frank fest, vor allem weil ein langwieriges eigenes Planfeststellungsverfahren nötig sei. Das könnte auch der Grund dafür gewesen sein, die Alternative Saaletal aus den weiteren Überlegungen herauszunehmen.

Gleichwohl müsse man äußerst wachsam sein und dürfe nicht nachlassen, gegen die „Monsterleitung“ anzugehen, sagte Frank. Vor allem weil die Alternativplanung noch viel Interpretationsfreiheit lasse und man solidarisch mit der gesamten Region Gemünden dagegen vorgehen wolle. So könne durchaus noch ein Korridor durch den Wald im Raum Gräfendorf gefunden werden, ohne die Abstandsentfernungen zu bebautem Gebiet zu verletzen.

Frank appellierte an die Bürger, weiterhin aktiv gegen das Vorhaben zu protestieren und den Protest an die E-Mail-Adresse von Tennet zu senden: info@tennet.eu.

Weitere aktuelle Informationen zum Thema Südlink sind unter verschieden Internetseiten zu erhalten, teilte Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung, Netzausbau Onshore/Südlink, in einem Antwortschreiben Bürgermeister Alfred Frank mit. Unter www.suedlink.tennet.eu/bundesfachplanung/antrag-6.html ist die Vorabversion des ersten Antrags auf Bundesfachplanung für die Südlink-Verbindung von Wilster nach Grafenrheinfeld mit den Ergebnissen des bisherigen Dialogprozesses einzusehen.

Dort sei eine allgemein verständliche Zusammenfassung, in fünf Kapiteln allgemeine Informationen, gesetzliche Grundlagen, Methodik der Korridorfindung, Alternativen und ein Vorschlag für Untersuchungsrahmen zu finden. Außerdem Steckbriefe der Trassenkorridore und die Berücksichtigung der Konverter, Karten zur Visualisierung der Sachverhalte und Untersuchungsergebnisse, sowie die Zusammenfassung der Ergebnisse des ersten informellen Projektdialogs, teilte der Referent mit.

 
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