Marina und Jonas Sebastian aus Dernau in Rheinland-Pfalz hatten gerade ihren Neubau fertig und erwarteten die Geburt ihrer Tochter – da kamen Mitte Juli der Starkregen, das Hochwasser, die Flut. Von dem bezugsfertigen Haus waren plötzlich nur noch die Außenmauern da.
Die Sebastians und ihre kleine Tochter Elli, mitten im Chaos im August geboren, sind eine von zwölf Familien in Dernau, die sich über finanzielle Hilfe aus Unterfranken freuen. Claudia Schäfer aus Triefenstein hat eine private Sammlung gestartet, nachdem Mitarbeiter der Firma ihres Mannes Ende Juli in Dernau waren. Rund 11 000 Euro damals bei den Schäfers eingegangen, von Privatpersonen, Vereinen und Geschäftsleuten aus der ganzen Region. Heute, fast zwei Monate nach der Hochwasser-Katastrophe, reißt der Strom der Spendengelder nicht ab: 54 000 Euro hat Schäfer mittlerweile gesammelt.
Von der großen Hilfsbereitschaft ist sie selbst überwältigt. "Ich warte immer ein paar Tage, bis eine gewisse Summe zusammengekommen ist, dann überweise ich wieder 500 Euro direkt an die zwölf Familien", erklärt sie. Diesen festen Kreis an Empfängern hat sie zusammen Dernaus Weinkönigin Linda Trarbach aufgebaut. Eine Geldreserve hält Claudia Schäfer außerdem immer zurück, falls sich Trarbach mit einer neuen Familie meldet, die dringend Unterstützung braucht.
Mit Hilfsgeldern das weggespülte Auto ersetzt
Trarbach selbst musste mit ihrer Familie in den ersten Wochen nach dem Hochwasser in einer Hütte im Weinberg unterkommen. Mittlerweile ist der erste Stock ihres Wohnhauses wieder bewohnbar, das Erdgeschoss renovieren sie nach und nach. Trarbach vermittelte die Kontakte und hält Schäfer auf dem Laufenden über die Situation vor Ort. Mit einigen Familien, wie mit den Sebastians, steht Schäfer selbst in engem Kontakt via Whatsapp. Die Empfänger, das sind Paare mit und ohne Kinder, große Winzerfamilien und auch Alleinstehende.
Von dem gespendeten Geld hat sich zum Beispiel ein Mann, dessen Auto weggespült wurde, einen Ersatz-Wagen gekauft. Eine junge Familie hat große Schäden an ihrem Winzerhof zu reparieren; eine Großfamilie steht vor der Aufgabe, insgesamt vier Häuser zu sanieren. Jeweils gut 4500 Euro haben sie mittlerweile aus Unterfranken erhalten.
Große und kleine Spenden erreichen Schäfer in bar, als Überweisung oder per Paypal. "Einer meiner ehemaligen Schüler hat mir 5 Euro vorbeigebracht, auch diese Summe zählt und kommt von Herzen", erzählt sie. Sie weiß von Spendern, die eine Spardose in der Kantine oder bei ihrer privaten Feier aufgestellt haben, die nach dem Gottesdienst Bekannte angesprochen oder bei einem Konzert im Biergarten einen Hut haben herumgehen lassen. Über die Hälfte des Geldes sei zum Beispiel aus Helmstadt gekommen, wo Vereine und Freundeskreise spendeten und im Herbst eine Altpapiersammlung geplant ist, deren Erlöse gespendet werden sollen .
Junge Familie ist froh über die Hilfe aus Triefenstein
Zwischen Triefenstein und Dernau könnte eine Art Städtepartnerschaft entstehen. Helfer aus der Region wollen in den kommenden Wochen wieder in Dernau anpacken und Schäfer überlegt schon mit Freunden, ob man für die Dernauer als Auszeit von den Aufräumarbeiten einen Urlaub in Triefenstein anbieten könnte. Den Sebastians und anderen Familien haben sie das schon vorgeschlagen. Noch haben die in Dernau viel zu tun, aber das Angebot steht.
Marina und Jonas Sebastian sind froh über die Hilfe, die sie und ihr Baby erreicht: "Wir sind hier wirklich auf die Unterstützung anderer angewiesen, die kommt genau richtig!", schreiben sie an Claudia Schäfer. Ihr Haus wird jetzt entkernt, getrocknet, und der Innenausbau beginnt im Herbst von vorne. "Es wird hier bei uns noch langfristig Hilfe benötigt."
Claudia Schäfer ist zu erreichen per E-Mail an claudi.fuer.dernau@gmail.com