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Marktheidenfeld
Volksmusik neu gedacht: Brettl-Spitzen in Marktheidenfeld
Altbayerische Fetzngaudi auf der Marktheidenfelder Martinswiese: die BR-Brettl-Spitzen sorgten beim „Kabarett an der Alten Mainbrücke“ für Riesenstimmung.
Auf die Pauke hauen – die Brettl-Spitzen ließen es an der Alten Mainbrücke richtig krachen.
Foto: Martin Harth | Auf die Pauke hauen – die Brettl-Spitzen ließen es an der Alten Mainbrücke richtig krachen.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:11 Uhr

Nach dem gemeinsamen "Brettl-Spitzen"-Auftrittslied konnte es am Samstagabend vor rund 250 Gästen mit dem Wirtshaussingen unter freiem Himmel losgehen. Die Temperaturen waren frisch beim "Kabarett an der Alten Mainbrücke", aber den Fans wurde es sofort warm ums Herz. Jürgen Kirner führte gewandt und charmant, wie aus dem Bayerischen Fernsehen gewohnt, durch das Programm. Zu hören gab es musikalische Tradition, Volksmusik neu aufbereitet und geschrieben.

Das Brettl steht für eine lange fast vergessene Bühnenform, die einst in München große Häuser füllte und Namen wie Erni Singerl, den Roider Jackl oder den Weiß Ferdl unsterblich werden ließen. Seit einem Jahrzehnt ist eine Renaissance dieser originellen und typischen Volkskunst zu verzeichnen – jung, frech und einladend mitreißend.

Barbara Preis gab die Ulknudel

Aus Niederbayern war das Trio Schleudergang mit "Bämal" Roland Stetter, Flori Weimann und Raimund Pauli angereist. Sie spielen gerne bei Familienfeiern oder nach eigenem Bekunden auch mal bei der Einweihung einer Odelgruam. Die Drei stimmten mit Gitarre, Ziehharmonika und mit einer blitzsauber beherrschten Tuba ihre Geschichten mitten aus dem Leben an. Mal ging ein Tröpferl einfach daneben, mal war man "pudelnackert". Sofort stimmte das Publikum mit ein und klatschte im Rhythmus mit, bis hin zu den Zungenspielen beim "Anderl sei Bua".

Sagen wir es mal ausnahmsweise preußisch: Eine ganz besondere Ulknudel ist Barbara Preis. Sie zeigte ihr urkomisches Talent mit dem selbstbewussten Bekenntnis zu ihrer "Wamp’n". Wenigen war bis zu ihrem Auftritt wohl der gelbe "Postfrosch" ein Begriff. Die "Birkenthalerin" erinnerte an eine berühmte Ahnin, die "Schönheitskönigin von Schneizlreuth" Bally Prell. Ja sie ist einfach "rund und gesund", die Barbara Preis aus Bischofsmais.

Martinsbräu in "Probierflaschen"

"Mia verstenga enk ned" – wirkliche Verständigungsprobleme gab es mit dem Bayerwald-Duo Tom&Basti dennoch nicht. Thomas Graf und Sebastian Hackl sind in Mauth im Landkreis Freyung-Grafenau dahoam und waren überrascht, dass man das gute Martinsbier in so kleinen 0,33er-"Probierfläschchen" anbietet. Ihr auf Gitarre und Ziehharmonika begleiteter Ton war urig, hinterfotzig und gemütlich – denn "was geht des uns o". So ging es zur Chaos-Party in der vorher noch sauber herausgeweißelten Garage. Man übte sich im gelassenen Verschieben und am Ende hieß es südländisch "Nix Amore".

Ein bayerischer Liedermacher ist Roland Hefter aus München.
Foto: Martin Harth | Ein bayerischer Liedermacher ist Roland Hefter aus München.

Ganz anders, eher städtisch, trat Roland Hefter, ein in München aktiver Künstler und Stadtrat auf die Bühne. Humorvoll, authentisch, volksnah und keineswegs volkstümelnd sind seine selbstgeschriebenen Lieder zur Gitarre. Er plädierte, es leicht zu nehmen: "As Leben is eh schon schwer" und "Des werd schon no", weil "Schlimmer geht’s nimmer".

Couplet-AG macht Ausflug ins Berlin der 30er

Eine Klammer um das ganze Programm bot die Münchner Couplet-AG mit der wunderbaren Sängerin Bianca Bachmann, dem umtriebigen Jürgen Kirner, Berni Filser an der Gitarre und ihrem musikalischen Kopf Bernhard Gruber (Ziehharmonika). Ihr Motto war frei nach Karl Valentin "So amüsiert sich jeder" und alle seien sie Kinder des gleichen Tiefkühlkostfahrers, der die Hausfrauen offenbar glücklich machte. Gegen schlechte Laune hatte das Quartett sein eigenes Rezept " Haben Sie heute schon geschnackselt?"

Aus München kam die Copulet-AG.
Foto: Martin Harth | Aus München kam die Copulet-AG.

Bianca Bachmann gelang ein Glanzstück mit einem Ausflug ins Berlin der frühen 1930er Jahre, als Claire Waldoff sich fragte: "Warum liebt der Wladimir grade mir?" Die Couplet-AG übte sich in "Gstanzln", bevor am Ende alle Mitwirkenden des ausgesprochen vergnüglichen Abends mit dem Publikum einstimmten: "Oh wie herrlich ist das Leben". Bei stehendem Applaus gab es natürlich Zugaben.

 
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