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Marktheidenfeld
Kabarett in Marktheidenfeld: Kein Erfolg beim Tanztee auf der Kur
Den alltäglichen Wahnsinn hatten die Kurgäste Martin Rassau und Bernhard Ottinger satirisch im Blick. Die Kabarett-Reihe mit der Comödie Fürth könnte fortgesetzt werden.
Noch schnell einen Schluck und dann zum Tanztee: Martin Rassau (links) und Bernhard Ottinger.
Foto: Martin Harth | Noch schnell einen Schluck und dann zum Tanztee: Martin Rassau (links) und Bernhard Ottinger.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:17 Uhr

Wer kennt sie nicht: alternde Herren, die mit ständigen Erzählungen über Wehwehchen und Arztbesuche ihre Umgebung unendlich nerven. Grund genug für Martin Rassau und Bernhard Ottinger von der Comödie Fürth, diese besondere Spezies einmal gezielt aufs Korn zu nehmen. Rund 300 Gäste konnten dies am Freitag bei einer Aufführung der "Kerle auf Kur" beim "Kabarett an der Alten Mainbrücke" in Marktheidenfeld miterleben.

Dabei stand der Abend unter keinem Glücksstern, denn pünktlich zu Beginn begann es bei recht frischen Temperaturen ausgiebig zu regnen. Was tun? Heraus mit den Regenmänteln und Schirmen – sich einfach weiter amüsieren. Unter solchen Bedingungen war es für die beiden Akteure auf der regengeschützten Bühne sehr viel schwieriger, den Kontakt zu ihrem Publikum zu finden. Für eine Theaterdarbietung sitzt man derzeit ohnehin schon auf Abstand und kann die Mimik der Schauspieler nur schwer entschlüsseln. Nun schoben sich auch noch Regenschirme ins Blickfeld.

Dass die Sache am Ende gut über die Runden gebracht wurde, war einer allmählichen Wetterbesserung und in besonderer Weise den Fähigkeiten von Martin Rassau zu verdanken. Immer wieder griff er das Wetter-Thema trotzig-spöttisch auf, motivierte improvisierend zum Durchhalten und erreichte damit die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer.

Im Kurpark von Bad Mergentheim

Los ging es im Kurpark von Bad Mergentheim, wo sich der Kassenpatient Ottinger über seine Herz-Heilanschlussbehandlung ausließ, wie etwa den Waldorf-Tanz "Kuckucksuhr" zur Stressbewältigung. Bald schon traf er auf den heftig schnaufenden Bekannten Rassau im Jogging-Anzug. Damit war die Grundlage gelegt für Sketche zum Thema Gesundheit und kleine Exkursionen in die Solo-Programme der beiden Künstler.

Unterschiedlich schon die Unterbringung der Kurgäste: der eine im Luxus-Appartement mit Jacuzzi, der andere irgendwo auf Block 5 nach mehrtägiger Bahn-Anreise aus Fürth. Mit Hörnli aus der Bäckerei stockte Ottinger die so kärgliche Kurverpflegung auf. Die Butter dazu steckt man aber besser nicht beim Frühstück in die Hosentasche, da sie schmilzt. Martin Rassau hatte noch Spott für die benachbarten Wohnmobilisten auf Lager, die bei einem solchen Sauwetter nicht einmal vor die Türe auf den hässlichsten Platz der Stadt könnten.

Temporeich und mit  vielen Pointen 

Die beiden Fürther überzeugen auf der Bühne durch ihre mitreißende Spielfreude und die erkennbare Spontaneität, wenn sie selbst einmal über unvorhergesehene Situationen herzhaft lachen müssen. Ihr Ton kann dabei schon mal deftig werden, ohne zu verletzen – eine Mischung aus Comedy und Boulevard-Theater. Die zahllosen Pointen und die temporeiche Sprechweise forderte eher behäbigen Unterfranken vor allem gegen Ende schon gedankliche Schnelligkeit ab.

Bernd Ottinger schlüpfte in seine bekannte Rolle als Taxifahrer, bevor es zu den typischen Männerleiden von Schnupfen-Werner und des schwer erträglichen Darm-Dieter ging. Und dann auf zum Tanz-Tee und den Kurschatten: "Highway to Hell!" Nach einer kurzen Pause und nachdem der Regen geendet hatte, wurden erfolgversprechende Anmachsprüche zum Besten gegeben, wie "Ich bin kein Mann für eine Nacht – bei dir würde ich aber eine Ausnahme machen!" Der Erfolg? Beim "Pariser Tango" blieben beide Herren unter sich.

Keine Fleischtomaten mehr

Rassau knöpfte sich Zeitgenossinnen und -genossen vor, die aus Gewissensgründen keine Fleischtomaten mehr essen und ihre Kinder im SUV ins Klassenzimmer bringen. Oder die großflächig Tätowierten, die nun den Piekser beim Impfen fürchteten. Die korrekte Sprachkultur ordne dem in Lohr aus Kinderknete modellierten Schneewittchen heutzutage "sieben Niedrige" zu und im so attraktiven Marktheidenfeld sei kaum mehr ein Laden zum Einkaufsbummel zu finden.

Nach einem vergnüglichen Vogelhochzeit-Rudelsingen verknotete sich der verkannte "Zauberkünstler" Ottinger bei hawaiianischen Ölmassagen, bis sein Kollege zum Aufbruch nach Hause blies. Zuvor ging es noch auf eine Familienfeier und ein gespielter Witz stand als vom applaudierenden Publikum geforderte Zugabe am Ende.

Da ließ Martin Rassau noch durchblicken, dass man mit den Verantwortlichen im Rathaus eine Fortsetzung der Reihen "Kabarett an der Alten Mainbrücke" im nächsten Jahr im Auge habe. Sein Urteil: "Es is‘ halt einfach so schee" – zehn Tage auf den neuen Komfortwegen in Marktheidenfelds quicklebendiger Innenstadt.

 
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