Seit August 2020 kostet die Monatskarte für den Marktheidenfelder Stadtbus nur noch zehn Euro – "ein absoluter Erfolg", bilanzierte Ordnungsamtsleiter Christian Brand in der vergangenen Stadtratssitzung. Im ganzen Jahr 2020 wurden 526 Monatskarten verkauft, 500 davon nach der Einführung des Rabatts. In der Konsequenz sei aber der Verkauf von Einzelfahrkarten zurückgegangen.
Die Aktion sollte zeitlich auf ein Jahr begrenzt sein, längst hatte der Stadtrat aber beschlossen, den Rabatt bis Ende Juli 2022 zu verlängern. Um den Preis möglich zu machen, muss die Stadt 23,25 Euro pro Ticket zuschießen, was bisher für 2021 Kosten von mehr als 17 000 Euro bedeutet.
Den gesamten Betrieb des Stadtbusses bezuschusst die Stadt 2021 mit 188 000 Euro. Das sind etwa 9000 Euro mehr als im Vorjahr, aufgrund gestiegener Personal-, Strom- und sonstiger Kosten. Die Einnahmen aus dem Stadtverkehr lagen 2020 bei 30 870 Euro, 2021 bis einschließlich September wurden bereits 31 473 Euro eingenommen.
Warum fährt der Stadtbus nicht in die Stadtteile?
Caroline Kutz (proMAR) fragte an, ob man die Stadtbusse auch in die Stadtteile fahren lassen könnte – ein Vorschlag, der Teil ihres Wahlprogramms war. Brand antwortet darauf mit einem "klaren Nein": Die Strecken seien bereits ausgeschrieben und durchgetaktet. Kutz regte daraufhin an, wenigstens probeweise Sonderbusse in die Stadtteile fahren zu lassen, zum Beispiel einen Kino-Bus am Samstagabend oder einen Bücherei-Bus am Nachmittag. "Wir gehen auf eine Mobilitätswende zu", unterstrich sie die Wichtigkeit ihres Anliegens. Brand und Bürgermeister Thomas Stamm nahmen den Vorschlag positiv auf.
Der Vorschlag, den Stadtbus für Jugendliche zum Beispiel in den Ferien kostenlos anzubieten, kam von Susanne Rinno (Grüne). Brand erklärte, dafür gebe es derzeit die Jugendfreizeitkarte. Im VVM-Tarif sei über einer Monatskarte hinaus keine Vergünstigung möglich. Stamm erklärte sich dennoch bereit, den Vorschlag prüfen zu lassen.
Heinz Richter (proMAR) merkte an, es sei erstaunlich, dass die Zahl der verkauften Fahrkarten gestiegen sei, nicht aber die Fahrgastzahlen. "Die Jugendlichen in der Kernstadt sind doch eher mit Fahrrad oder Roller unterwegs", so seine Beobachtung. Er sehe daher eher Potenzial für mehr Fahrgäste, wenn der Bus die Ortsteile anfahren würden.
Auch Martin Harth (SPD) war der Meinung, bei der Auslastung der Busse sei noch "Luft nach oben". Die Pandemie habe der Wahrnehmung des öffentlichen Nahverkehrs geschadet. Er regte daher an, das Angebot zum Beispiel in der "Brücke zum Bürger" offensiver zu bewerben.
Wenige Haltestellen barrierefrei zugänglich
Raum für Verbesserung gebe es bei der Ausstattung der Haltestellen, sagte Referent Brand. "Wir haben 30 Bushaltestellen im Stadtgebiet und nur wenige sind richtig ausgebaut. Oft gibt es nur ein Schild und einen Fahrplan, kaum eine Haltestelle hat ein Wartehäuschen und ist barrierefrei", führte er aus. Besonders schwierig sei die Situation an der Ulrich-Willer-Straße, wo eine Bushaltestelle in einer Parkbucht liegt. Außerdem schlug er vor, auf dem Gelände des Wohnbauvorhabens Säule II eine barrierefreie einzurichten. Die Haltestelle Lengfurter Straße/Einmündung Südring könnte dann entfallen. Stamm will diesen Punkt in den Haushaltsberatungen aufnehmen.
Oberwittbach nach Marktheidenfeld, so oft der Bürger will und kann. Das ist doch ein starkes Angebot. Wieso ist die Nutzung so gering?