Die Bilderwelten der Nürnberger Künstlerin Lemonie Pearl zeigen farbintensive Traumsequenzen und geheimnisvolle Dschungelszenen. Eine besonders große Rolle spielen in den Werken Tiere und Pflanzen, die sie immer wieder neu arrangiert – mal sind die Kreaturen realistisch dargestellt, mal haben sie menschliche Züge oder zerfließen surreal miteinander. Pearl bringt ihre Fantasie auf Leinwand, um als Botschafterin für Umweltschutz und Artenvielfalt zu wirken.
Im Interview erklärt die Künstlerin, die ab 18. Mai im Marktheidenfelder Franck-Haus ausstellt, warum Fantasie nicht nur Kindern vorbehalten ist und welche Auswirkungen sie auf das persönliche Wohlbefinden und die Kreativität eines jeden hat.
Lemonie Pearl: Freiheit. Schönheit. Faszination. Ideenreichtum. Unbegrenzte Möglichkeiten. Alles zulassen. Aber auch sich wehren. Fantasie ist in der Kunst die Basis für Ideen, für Innovation, für Bild-Erfindungen, für die Entwicklung komplexer visueller Szenerien. Ohne Fantasie und Intuition gibt es keine neuen Impulse. So hat schon Albert Einstein erkannt: Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Pearl: Wie Bildinhalte wahrgenommen und interpretiert werden, das liegt immer im Auge der jeweiligen Betrachterin oder des jeweiligen Betrachters. Es ist abhängig von der individuellen Wahrnehmung, von Erfahrungen sowie der Offenheit, sich auf Bildinhalte einzulassen. Aus Rückmeldungen weiß ich, dass sich viele Menschen insbesondere vom Farbklang sowie von den bewusst interpretationsoffenen, rätselhaften Bildebenen angesprochen fühlen.
Ich weiß, dass meine Bilder Menschen tatsächlich erreichen, tief berühren, dass diese sie zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung anregen. Ich freue mich sehr, dass sie meine Bilder gerne um sich haben, damit leben und immer wieder etwas Neues darin entdecken. Das motiviert mich. Ich halte in der Kunst Vielfalt für ebenso wichtig wie in der Natur.
Pearl: Kreative Menschen gehen offener, entspannter und neugieriger durch die Welt. Sie können in Stresssituationen leichter "einen kühlen Kopf" bewahren, schauen und denken öfter über den Tellerrand hinaus. Außerdem sind sie im Hinblick auf lösungsorientiertes Denken mit einer breiteren Palette von Möglichkeiten aufgestellt, denn jede noch so verrückte Idee ist erstmal erlaubt. Allein das Zulassen von Fantasie lässt neue Sichtweisen zu. Das fördert Toleranz, Abwechslung, Vielgestaltigkeit ebenso wie Freude. Kurz gesagt: mehr Intensität und Lebensqualität.
Pearl: Zunächst würde ich niemandem einen Rat geben, der keinen will. Doch niemand ist zu alt, um neue oder andere Wege zu gehen. Es gibt genügend Beispiele von Menschen, die selbst im hohen Alter nochmal etwas Neues angefangen haben. Mein zweiter Rat: Nimm dir die Zeit und schaffe Raum für neues Fühlen und Denken, für neue Erfahrungen. Wie wäre es, sich beim nächsten Ausstellungsbesuch ein Bild genauer anzusehen, zu hinterfragen, was macht es mit mir, wie geht es mir damit, spricht es mich an, wenn ja, warum? Kommt ein neues, ein vergessenes Gefühl bei mir an?