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Verbrauchermesse in Lohr: Quo vadis?
Wie sind die Reaktionen auf die Nachricht, dass es die MSP-Expo in der gewohnten Form nicht mehr geben wird? Wohin steuert die Entwicklung. Wir haben uns umgehört.
Die MSP Expo.
Foto: Roland Pleier | Die MSP Expo.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:29 Uhr

2018: Fünf Tage MSP-Expo, nicht mehr im Sommer, sondern im Herbst, 36 000 Besucher. 2020: Ersatz ist geplant mit neuem Konzept, neuem Namen und neuem Partner, Zeitpunkt ungewiss, die Verhandlungen laufen. Das ist der Stand der Dinge an jenem Tag, an dem die Nachricht vom Rückzug des bisherigen Ausstellers Josef Schmid die Runde gemacht hat.

Die Diskussion ist lebhaft, aber sogar in den sozialen Medien ungewöhnlich selten hämisch oder kritisch, vielmehr konstruktiv. Überrascht ja, geschockt nein, könnte man sie zusammenfassen – abgesehen davon, dass einige meinen, das schon lange vorhergesehen zu haben. 

Meinungen von Lesern auf www.mainpost.de

Die Verbrauchermesse "auf zwei Tage zu konzentrieren ist für die Firmen ideal", schreibt ein Mainpost-Leser. Fünf Tage Personal abzustellen stehe für kleine regionale Firmen in keinem Verhältnis zum Nutzen, zumal an den Werktagen "auch nicht die Hölle los" gewesen sei. 

Ein anderer Kommentierender pflichtet dem bei: Wer auf der Messe "mehr oder weniger rumsteht", fehle auf der Baustelle. "Samstag und Sonntag wären aber okay", schreibt er. Dann seien auch Gespräche mit Besuchern "eine gute und entspannte Angelegenheit".

"Kaum aufgebaut – schon wieder aufgebaut", stellt ein Dritter die Verkürzung von zuletzt fünf auf künftig nur noch zwei Tage in Frage. "Lasst doch hier bitte mal Marketingprofis ran und keine Verwaltungsbeamten!" Ein weiterer Kommentierender: "Diese Fünf-Tages-Messe fand ich persönlich gut,", schreibt er, "weil es kein so Gedränge war und auch die Parkplatzsituation in Lohr nicht gerade die beste ist."

Da war die Welt noch in Ordnung: Trommelrühren zum Auftakt der MSP-Expo 2018
Foto: Roland Pleier | Da war die Welt noch in Ordnung: Trommelrühren zum Auftakt der MSP-Expo 2018

Wie Facebook-Nutzer kommentieren

"Kein Verlust. Das ganze Konzept der MSP-Expo fühlt sich halt genau nach 1970 an", meint ein Nutzer aus Partenstein. "Immer die selben Aussteller", nörgelt ein anderer. Ein Bürger aus Neustadt schlägt vor: "Dann würde ich mal sagen, dass man eine Messe rund um die Stadthalle und in die Stadthalle bringt! Es gibt genügend Beispiele dafür. Zum Beispiel im Darmstadtium. Dort findet jährlich eine Baumesse statt. Auch in der Unterfrankenhalle finden Messen statt. Warum also nicht mal da versuchen?!" 

"Damit verliert Lohr eine, nicht nur für alteingesessene Firmen und Unternehmer, attraktive Präsentations- und Vermarktungsplattform", meint ein Lohrer, der für den Stadtrat kandidiert. "Schön, dass schon an neuen Konzepten gearbeitet wird."

Thomas Heußlein, Schreinermeister aus Billingshausen und Vorsitzender der Kreishandwerkerschaft Main-Spessart.
Foto: Dorothea Fischer | Thomas Heußlein, Schreinermeister aus Billingshausen und Vorsitzender der Kreishandwerkerschaft Main-Spessart.

Was die Vertreter der Handwerker dazu sagen

"Das ist schon schade", sagt Thomas Heußlein, seit fünf Jahren Vorsitzender der Kreishandwerkerschaft Main-Spessart. Die Messe sei ja schon "über die Jahre gewachsen". Doch fünf Tage Messebetrieb seien für einen Handwerksbetrieb "fast nicht stemmbar", so der 40-jährige Schreinermeister aus Billingshausen, "weil jeder bis Oberkante Unterlippe zu tun hat." Deshalb habe die Kreishandwerkerschaft sich 2018 auch nicht mehr als Ganzes beteiligt, nur einzelne Betriebe. Schon bei der Vorbereitung  habe er deshalb den Gedanken eingebracht, die MSP-Expo nicht zu verlängern, sondern zu verkürzen. "Geballt auf zwei Tage – da sind wir auf jeden Fall dabei", bekundet er.  

Ausschlaggebend für den Rückzug war laut Heußlein allerdings, dass die in den Herbst verlegte MSP-Expo (36 000 Besucher, 294 Aussteller) 2018 mit der Ufra in Schweinfurt (70 000 Besucher, 350 Aussteller) zusammenfiel. Dritte und größte Verbrauchermesse in Unterfranken ist die Mainfranken-Messe in Würzburg mit 100 000 Besuchern und 600 Ausstellern (2019). 

"Ich finde solche Verbrauchermessen schon ganz gut", bezog Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken Stellung. "Ich erreiche viele Menschen, zu denen ich sonst keinen Zugang habe", beschrieb er den Nutzen für Handwerksbetriebe. Und umgekehrt muss etwa ein Bauinteressent nicht durch den ganzen Landkreis fahren, um Beratungsgespräche zu führen, sondern kann kompakt und konzentriert viele Informationen sammeln. "Das Messegeschäft ist allerdings schwierig geworden", führt Paul aus: Weg von der Vorstellung von Neuigkeiten, hin zu einer Veranstaltung "mit Event-Charakter" 

Wolfgang Netsch, Abteilungsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt, hier bei der Eröffnung der MSP-Expo 2018 mit Ex-Minister Eberhard Sinner (rechts).
Foto: Roland Pleier | Wolfgang Netsch, Abteilungsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt, hier bei der Eröffnung der MSP-Expo 2018 mit Ex-Minister Eberhard Sinner (rechts).

Warum die Messe für die Forstbehörde so wichtig ist

"Für mich ist es unverständlich nach dem Ausbau 2018", reagierte Wolfgang Netsch spontan auf die Nachricht. Der Abteilungsleiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt hat die Präsentation der Forstverwaltung zuletzt maßgeblich und aufwändig vorbereitet.

Die Messe biete die Möglichkeit, Themen des Waldes "in relativ kurzer Zeit möglichst vielen Besuchern" vorzustellen. "Für uns ist das schon eine wichtige Sache", betont Netsch, und das AELF werde sich an einer zweitägigen Messe "auf jeden Fall wieder beteiligen". 

Baut weiter auf die Nordbayerische Wassertagung als Partner: Bürgermeister Mario Paul, hier bei der Eröffnung der MSP-Expo 2018 mit Landrat Thomas Schiebel.
Foto: Roland Pleier | Baut weiter auf die Nordbayerische Wassertagung als Partner: Bürgermeister Mario Paul, hier bei der Eröffnung der MSP-Expo 2018 mit Landrat Thomas Schiebel.

Der Bürgermeister diskutiert mit auf Facebook

Lohrs Bürgermeister Mario Paul verfolgt die Diskussion aufmerksam – auch auf Facebook. Dabei bezieht er selbst auch Stellung, etwa zu den bekannten Veränderungen bei der letzten Auflage, und bittet um Verständnis dafür, dass er "über Vertragsinhalte oder den zugrunde liegenden, vertraulichen Gesprächen", die zum Rückzug des Familienunternehmens Schmid führte "keine Auskunft geben" könne.

Was er darüber hinaus erklärt: Die Verschiebung in den Herbst habe auch mit der Nordbayerischen Wassertagung in Lohr zu tun gehabt. Dies solle "nach Möglichkeit dauerhaft so bleiben", da das ein echter Gewinn für die Stadt sei.

Landrat Thomas Schiebel mokiert sich über die Überschrift „Keine MSP-Expo mehr in Lohr“. Diese suggeriere, dass es zukünftig keine Messe mehr in Lohr geben wird – was schlichtweg falsch sei. Die Messe werde weiterhin stattfinden, wenn auch mit einer anderen Ausstellungsleitung, unter anderem Namen und mit einem neuen Konzept. "Wir befinden uns diesbezüglich in Gesprächen mit der Stadt Lohr, in deren Zuständigkeit die Durchführung der Messe liegt", so seine knappe Stellungnahme.

Verbrauchermesse in Lohr: Quo vadis?

Auch Aussteller äußern sich

Karl-Heinz Djoharian, Stadtratskandidat der Lohrer CSU, war bei der jüngsten Messe als Teppichhändler selbst einer der knapp 300 Aussteller. Er sieht das Konzept MSP-Expo "an die Wand gefahren" und wundert sich nicht, "dass Schmids hinschmeißen". Seine Kritik macht er daran fest, dass sich "Aussagen der Wirtschaft zum Thema Kompetenz und Kommunikation mit dem Rathaus" in letzter Zeit angeblich häufen und bringt sie mit einem Zitat von Carl von Clausewitz auf den Punkt: "Die etwas können, tun es; die es nicht können, lehren es; diejenigen, die es nicht lehren können, verwalten es."

Seit Jahren bei der MSP-Expo als Aussteller dabei: Julius Gabel (rechts), Inhaber des Haushaltswarengeschäfts Söder aus Lohr.
Foto: Roland Pleier | Seit Jahren bei der MSP-Expo als Aussteller dabei: Julius Gabel (rechts), Inhaber des Haushaltswarengeschäfts Söder aus Lohr.

Julius Gabel, Inhaber des Haushaltswarengeschäfts Söder aus Lohr, ist seit Jahren dabei, präsentierte zuletzt seine Palette von Gewürzen. "Das ist für uns Werbung," macht er deutlich. "Die wird sich nie selbst tragen. Das  ist heute eine reine Informationsmesse." Für die Messe 2020 hätte er drei Tage "für machbar gehalten": den Freitag zum Warmlaufen, den Feiertag 3. Oktober, und den Sonntag.

Alternativ eine Rückkehr zum Frühjahrstermin, Donnerstag 30, April bis Sonntag 3. Mai - den 1. Mai als Feiertag einbezogen. "Dann würden wir die Handwerker vielleicht wieder mit ins Boot gebracht", meint er, betont dabei aber, dass man dies vielleicht am besten im MSP-Expo-Ausschuss hätte bereden sollen. Doch dieser, so bedauert er, sei zuletzt im Jahr 2017 einberufen worden.  

In der Pop-Up-Halle H wurde täglich wechselndes Programm angeboten, darunter eine Hochzeitsmesse
Foto: Björn Kohlhepp | In der Pop-Up-Halle H wurde täglich wechselndes Programm angeboten, darunter eine Hochzeitsmesse

Sabine Schäfer, die auf der MSP-Expo 2018 die Hochzeitsmesse in der neuen Pop-Up-Halle veranstaltet hatte, verkündet auf Facebook, sie habe sich "mega auf die Wiederholung gefreut. Und alle Aussteller dieser Messe ebenfalls." In einer internen WhatsApp-Gruppe werde das Thema schon intensiv diskutiert. "Aber nutzt alles nichts", schreibt sie. "Wenn es so kommt, können wir es nicht ändern."

 
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