
"Völlig vernachlässigt" vom Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) fühlt sich laut Pressemitteilung von Christian Gutermuth (Vorsitzender SPD Sinngrund) die Bevölkerung in den Sinngrundgemeinden Rieneck, Burgsinn, Mittelsinn, Obersinn, Fellen und Aura. Er hat deshalb eine Unterschriftenaktion gestartet. Sie soll bis Ende Januar laufen, dann können Ergebnisse bereits zur nächsten Sitzung des "Runden Tisch Bahnverkehr" am 10. Februar in Burgsinn vorliegen. An dem Runden Tisch haben sich die hiesigen Politiker zusammengefunden, um gemeinsam Verbesserungen zu fordern.
Fünf Kritikpunkte nennt Gutermuth in seinen Schreiben an die Verantwortlichen von DB AG in Berlin, Bayerischer Eisenbahngesellschaft (BEG), Bayerischem Landtag, Behindertenbeauftragten vom Bund sowie an die Regierung von Unterfranken und das Landratsamt Main-Spessart: Es gebe keine oder fast keine Barrierefreiheit der Bahnhöfe auf der Strecke Gemünden-Jossa, die Fahrpläne seien sehr schlecht und jene in Richtung Hessen mangelhaft. Der Werksbusverkehr nach Lohr zur Firma Bosch-Rexroth sei erheblich verschlechtert worden und die Fahrpreise für alle Bevölkerungsgruppen seien viel zu hoch.

Häufig Kritik an zu hohen Fahrpreise
Dass Gutermuth mit seiner Kritik vielen aus dem Herzen spricht, das hatte auch die Landratsbustour der Main-Post im November gezeigt. Einige der Punkte, die Klaus Hofmann aus Burgsinn bei der Diskussionsrunde im Huttenschloss in Gemünden aufgelistet hatte: Der Preis für eine Monatskarte für Zugfahrten nach Jossa sei von einst 96 auf jetzt 144, 40 Euro gestiegen; ein Pendler, der um 7.30 Uhr in Würzburg sein will, müsse um 5.30 Uhr in Burgsinn in den Zug steigen und aus Gemünden fahre um 21.35 Uhr der letzten Zug in den Sinngrund zurück.
Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden hat Christian Gutermuth ebenfalls angeschrieben und sie um Unterstützung gebeten. Diese haben wegen der im Jahre 2024 anstehenden einjährigen Streckensperrung Gemünden-Jossa wiederholt darauf hingewiesen, dass dies als Chance für einen Ausbau genutzt werden soll. In seinem Anschreiben macht der SPD-Vorsitzende deutlich, dass es ihm nicht um Parteicouleur geht: Gerne könnten sich die Gemeindeoberhäupter als Mitinitiatoren der Unterschriftenaktion eintragen, auch parteiübergreifend.
Barrierefreier Ausbau bislang offenbar nicht geplant
Bei einigen Punkten geht der Initiator der Unterschriften-Aktion ins Detail. So begründet er die Aussage "Wegen fehlender Barrierefreiheit werden erhebliche Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt" mit Hinweisen zum Ausbau der Bahnhöfe: "In Rieneck nicht vollständig, trotz Neubau der Haltestelle Rieneck 2019. In Burgsinn wird 2024 die Bahnsteighöhe angepasst, aber 44 Treppenstufen sollen bleiben? In Mittelsinn wird 2024 die Bahnsteighöhe angepasst, aber die Treppe bleibt vorhanden. In Obersinn wird 2024 Bahnsteighöhe angepasst. Aura und Fellen sind auf Mittelsinn und Burgsinn angewiesen."
Es finde somit eine "aktive Ausgrenzung von Senioren, Behinderten, Familien –Kinderwägen -Fahrräder sowie Urlaubsreisende mit großem Gepäck statt". Die geforderten Fahrgastzahlen für einen Ausbau (mindestens 1000 am Tag, Anm. d. Red.) seien "somit eine Utopie, weil auch die Bequemen dann lieber mit dem Auto fahren würden". Die Fahrgastzahlen für 2019 hatte Elmar Hirsch, der Leiter des Bahnhofsmanagements Würzburg beim jüngsten Runden Tisch wie folgt angegeben: Rieneck 117, Burgsinn 292, Mittelsinn 107 und Obersinn 115.
Festes Taktsystem wünschenswert
Die schlechten Fahrpläne ermöglichten kein komfortables Bahnfahren, so Gutermuth weiter. Auch wäre ein festes Taktsystem wünschenswert. So gebe es für Berufspendler in den Morgenstunden in Richtung Würzburg/Lohr zu große zeitliche Lücken. Und in den Abendstunden seien kulturelle Veranstaltungen in Würzburg kaum und in Fulda gar nicht zu erreichen: "Am Werktag und Sonntag letzte Abfahrt in Würzburg 21.35.Uhr; am Samstag 22.36 Uhr nur bis Gemünden und dann 50 Minuten später weiter mit Rufbus."
Die Trennung Bayern-Hessen sei eklatant. Vom Sinngrund aus sei Fulda mit der Bahn nur mit Umsteigen in Schlüchtern erreichbar, doch der letzte Zug von Schlüchtern in den Sinngrund fahre um 19.38 Uhr. Trotz Landesnähe gebe es keine Busfahrpläne von Aura in Richtung Hessen/Bad Orb.
Die Fahrpreise im ÖPNV in Main-Spessart sind nach Meinung vieler Bürger viel zu hoch. Und die Bahncard der DB AG wird hier nicht anerkannt. Hier müssten die Fahrpreise erheblich gesenkt werden, fordert Gutermuth.
Der Werksbusverkehr Sinngrund – Lohr (Bosch-Rexroth) wurde im November deutlich verschlechtert. Mehrere Jahrzehnte fuhr der Bus ohne Halt in Gemünden auf direkten Weg in den Sinngrund. Jetzt müsse man am Bahnhof in Gemünden umsteigen.