
In Gemünden soll künftig ein Kunst- und Kulturpreis ausgelobt werden. Wie genau der verliehen werden und wer ihn wofür bekommen soll, darüber gingen am Montag im Kulturausschuss des Gemündener Stadtrats die Meinungen auseinander. Immerhin wurde das Thema nun erstmals öffentlich diskutiert, nachdem es vergangenes Jahr ohne erkennbaren Grund nichtöffentlich beraten worden war – dabei, so hieß es am Montag immer wieder, solle der Kulturpreis "Breitenwirkung entfalten".
Soll es einen Wettbewerb zu einem bestimmten Thema geben oder soll Erreichtes gewürdigt werden? Soll es eine Jury geben oder soll der Kulturausschuss entscheiden, wer den Preis bekommt? Soll es nur einen Preisträger oder eine Preisträgerin pro Verleihung geben oder mehrere? Sollen Sponsoren den Preis finanzieren oder die Stadt Gemünden selbst? Soll die Ehrung im Rahmen der Sportler- und Ehrenamtlichenehrung stattfinden oder bei einer separaten Veranstaltung? Soll der Kunstschaffende verpflichtet werden, das gewürdigte Werk zwei bis drei Jahre der Stadt zu überlassen?
Über all diese Punkte gab es am Montag unterschiedliche Ansichten. Einig waren sich die Ausschussmitglieder, dass das Rathaus die Kriterien für die Auslobung des Preises ausarbeiten und einen Satzungsentwurf vorstellen soll.
Die Idee zu einem Kulturpreis kommt von den SPD-Stadträten. Nachdem Kulturamtsleiterin Jasna Blaic vor einem Jahr im nichtöffentlichen Teil des Kulturausschusses ein erstes Konzept für einen solchen Preis vorgestellt hatte, reichten für die Sitzung am Montag die Stadtratsfraktionen von SPD, Freie Wähler-Freie Bürger (FW-FB) und Bündnis für Bürgernähe (BfB) Stellungnahmen mit ihren Ideen ein. Grundsätzlich, so der gemeinsame Tenor der Stellungnahmen, soll die Auslobung so wenig Aufwand wie möglich machen, vor allem dem Rathaus.
Nur einen oder sechs Preisträger?
Geht es nach den Fraktionen von SPD und FW-FB, soll der Kulturausschuss den oder die Kulturschaffende/n des Jahres auswählen. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen Vorschläge einreichen können, auch Jugendliche ,und generell nicht nur etablierte Künstlerinnen und Künstler sollen die Möglichkeit haben. Der Kulturpreis soll mit 500 Euro dotiert werden.
Das BfB schlägt vor, je einen ersten bis dritten Preis für bildende Kunst (Malerei, Bildhauerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie und Kunsthandwerk) und für darstellende Kunst (Theater, Tanz, Filmkunst, Literatur und Musik) zu vergeben. Als Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten Personen in Frage kommen, die "durch Geburt, Leben oder Werk" mit Gemünden verbunden sind. Die Finanzierung sollen Sponsoren übernehmen.
Aus Sicht von Kulturamtsleiterin Blaic muss die Ehrung in einer gesonderten Veranstaltung stattfinden, um für eine "medienwirksame Breitenwirkung" zu sorgen. Da die Bewertung von Kunstwerken wesentlich schwerer sei als die Ehrung verdienter Bürgerinnen und Bürger, sollte eine Fachjury aus Sponsoren, Kulturschaffenden und Stadträten die Preisträger bestimmen. Die Kunstwerke der Gewinnerinnen und Gewinner sollen der Stadt zwei bis drei Jahre lang überlassen werden.
Eine Fachjury oder einfach der Kulturausschuss?
Ferdinand Heilgenthal (SPD) findet, dass es keine extra Jury und keinen Wettbewerb brauche. "500 Euro ist nicht die Welt, anders als bei 10 000 Euro beim Schneewittchen in Lohr." Und 500 Euro sollte sich die Stadt auch ohne Sponsoren leisten können. Geld solle nicht das Problem sein, so Bürgermeister Jürgen Lippert, die Stadt könnte sich auch 1000 oder 1500 Euro leisten. Auch Richard Rauscher (FW-FB) findet, es brauche keine Jury: "Wer wählt diese Leute aus?" Und auch von Sponsoren hält er nichts: "Mit Sponsoren schafft man sich Abhängigkeit."
Matthias Risser (CSU) sagte, er habe sich zunächst einen Kunstpreis wie in Marktheidenfeld vorgestellt, aber vielleicht könnte das Niedrigschwellige auch ein Alleinstellungsmerkmal für Gemünden werden. Dass die Geehrten zwei bis drei Jahre ihr Kunstwerk der Stadt überlassen sollen, findet er nicht gut. "Was, wenn der Künstler das Kunstwerk verkauft?"
Klaus Strohmenger (BfB) fände es wünschenswert, wenn die Stadt bis zur Verleihung des nächsten Preises zwei, drei Jahre die Kunstwerke überlassen bekommt. Eine Fachjury und die Beteiligung von Sponsoren hält er für notwendig. Für eine extra Veranstaltung zur Verleihung plädierte Wolfgang Remelka (BfB), schließlich gebe es ein Preisgeld, anders als für Ehrenamtliche und Sportlerinnen und Sportler.
Ein Wettbewerb oder Würdigung?
Monika Poracky (SPD) stellte die grundsätzliche Frage, ob es eher ein Wettbewerb sein solle oder eher eine Würdigung. "Ein Wettbewerb bringt automatisch viel Arbeit mit sich", gab sie zu bedenken. Und vielleicht schließe man Leute aus, die zu einem bestimmten Thema nichts machen möchten. Lippert meinte dazu: "Eine Art Wettbewerb ist es ja immer." Aber es sollte recht allgemein gehalten werden. Zu Rissers Idee, dass man es immer unter ein bestimmtes Thema stellen sollte – mehrfach wurde am Montag die Aktion "Brückenspechte" mit Kunstwerken aus dem Abbruch der Mainbrücke als positives Beispiel genannt – gab Jasna Blaic als Gegenargument, dass die Breitenwirkung so nicht gegeben wäre.
"Braucht die Stadt Gemünden dringend so einen Kulturpreis?", fragte grundsätzlich Helmut Aulbach (FWG). Er können dem Ganzen nur zustimmen, wenn der Aufwand für die Verwaltung minimal wäre.