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Gemünden/Berlin
Unterfränkischer SPD-Abgeordneter Rützel legt Zahlen vor: Warum sich Arbeit für viele Rentnerinnen und Rentner lohnt
Frühzeitig in Rente gehen – und trotzdem weiterarbeiten. Für immer mehr Rentnerinnen und Rentner fühlt sich das richtig an. Für SPD-Mann Rützel eine Bestätigung der Politik.
Immer mehr ältere Menschen nutzen freiwillig die Möglichkeit, zur Rente etwas hinzuzuverdienen. 'Gut so', findet der SPD-Abgeordnete Bernd Rützel.
Foto: Imago (Symbolbild) | Immer mehr ältere Menschen nutzen freiwillig die Möglichkeit, zur Rente etwas hinzuzuverdienen. "Gut so", findet der SPD-Abgeordnete Bernd Rützel.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 13.06.2024 02:43 Uhr

Immer mehr Rentnerinnen und Rentner in Deutschland arbeiten, gerade auch diejenigen, die im vorgezogenen Ruhestand sind: Manche tun dies, weil sie den Zuverdienst zum Leben brauchen, andere, weil ihnen die Arbeit Spaß macht und Struktur verschafft. Arbeitgeber freuen sich, wenn Rentnerinnen und Rentner helfen, Personallücken zu schließen.

Für den Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel, den Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales, belegen neue Zahlen der Deutschen Rentenversicherung, dass die SPD mit ihrer Politik, den Renteneintritt auf freiwilliger Basis flexibler zu gestalten, richtig liege.

Engagierter Streiter für die gesetzliche Rente: SPD-Abgeordneter Bernd Rützel.
Foto: Silvia Gralla | Engagierter Streiter für die gesetzliche Rente: SPD-Abgeordneter Bernd Rützel.

Er sehe keine Notwendigkeit, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, stellt der SPD-Politiker aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart) im Gespräch mit dieser Redaktion klar. Vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, etwa Dachdeckern oder Pflegekräften, sei das gar nicht zumutbar. Sinnvoller sei es, so Rützel, Rentenbeziehern das freiwillige Weiterarbeiten zu ermöglichen. Und dafür setze er sich ein.

1,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner arbeiten

In der Tat ist dank Gesetzesänderungen die Zahl der Rentnerinnen und Rentner, die zusätzliches Einkommen aus Beschäftigung beziehen, von 1,2 Millionen im Jahr 2018 auf 1,4 Millionen anno 2022 gestiegen. Somit nutzen laut Deutscher Rentenversicherung rund sieben Prozent der Altersrentner die Möglichkeit, hinzuzuverdienen. Selbstständige Tätigkeiten sind in dieser Statistik nicht eingerechnet. Der Großteil der arbeitenden Seniorinnen und Senioren ist unter 68 Jahren alt.  

Zwar sind es in der Mehrzahl immer noch Minijobs, die Rentnerinnen und Rentner als Hinzuverdienst nutzen. Aber die Zahl derjenigen, die darüber hinaus, also mit einem größeren Stundenkontingent, arbeiten, wächst stark. Besonders gerne greifen Menschen, die bereits mit 63 Jahren und entsprechenden Abzügen Rente beziehen, und Menschen, die aufgrund ihrer 45 Beitragsjahre ohne Abzüge Rente beziehen, auf das Angebot zurück, weiterzuarbeiten und unbegrenzt hinzuzuverdienen. 

Bis 2019 lag die Hinzuverdienstgrenze in der Frührente bei jährlich 6300 Euro. Verdienste über diese Grenze hinaus wurden zu 40 Prozent von der Rente abgezogen. Im Zuge der Pandemie wurde die Grenze auf 46.000 Euro angehoben, zum 1. Januar 2023 dann gänzlich gekippt. "Eine sehr gute Entscheidung", sagt Bernd Rützel. Er erwartet sich vom Wegfall sämtlicher Hinzuverdienstgrenzen weitere Beschäftigungseffekte. Zahlen für das Jahr 2023 hat die Deutsche Rentenversicherung aber noch nicht veröffentlicht.

Rützel: "Arbeitende Rentner sind Leistungsträger in den Betrieben"

Für den SPD-Abgeordneten ist es wichtig, dass niemand gezwungen werde, länger zu arbeiten. Vorschläge aus Reihen von CDU/CSU und FDP, das Renteneintrittsalter mit steigender Lebenserwartung kontinuierlich nach hinten zu verschieben, lehnt er ab. Das käme einer Rentenkürzung gleich.

Stattdessen setzt der gelernte Eisenbahner Rützel darauf, die Vorteile des Weiterarbeitens auf freiwilliger Basis noch bekannter zu machen. Von einer Rentnerin oder einem Rentner, der im bisherigen Job weiterarbeitet, profitierten in Zeiten des Fachkräftemangels zum einen die Arbeitgeber: "Das sind Leistungsträger, die wissen, wie der Hase im Betrieb läuft."

Die arbeitenden Rentnerinnen und Rentner selbst hätten den Vorteil, für ihren Verdienst keine Sozialversicherungsbeiträge mehr zahlen zu müssen. Rützel: "Das bedeutet mehr Netto vom Brutto." Zudem könnten sie nach Lust und Laune individuelle Teilzeitmodelle – "vielleicht auch nur ein, zwei Tage Arbeit die Woche" – vereinbaren. Schließlich helfe ein fließender Übergang in die Rente auch gegen die Einsamkeit im Alter: "Ein Job sorgt schließlich auch für Tagesstruktur."

 
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Kommentare
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  • Hiltrud Erhard
    das Rentenniveau ist generell zu niedrig und die Steuern drauf Mist!
    Aber wir haben ganz andere Probleme!
    Die "Verwendung" der Rentner selbst um Statistiken zu schönen oder deren Arbeit zu rechtfertigen ist zu kurz gedacht.
    Diese Sozialdemokratische (oder gewerkschaftshörige) Denkweise löst nicht das generelle Problem, dass
    - jetzt die Babyboomer in Rente gehen,
    - der Teilzeitanteil der arbeitenden Bevölkerung drastisch angestiegen ist
    - der Bürgergeldrekord (Immer mehr Stütze titelt eine deutsche Zeitung heute)
    - nicht nur Fachkräfte fehlen sondern ganz normale Hilfskräfte, die durch die Lohnsteigerungen zu teuer sind!
    - die steigenden Insolvenzen und Abwanderungen
    - dass die "alten" kaum in neue Berufe kommen weil sie nicht up-to-date sind!

    und dass wahrscheinlich nur noch 14 Mio Nettozahler den Karren ziehen (2023: 15 Mio; 2022: 17 Mio.

    Weniger Wohltaten verteilen um Wähler abzufischern ist der falsche Weg!
    Alle müssen wieder mehr arbeiten und nicht nach dem Staat rufen!
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  • Georg Ries
    Das Rentensystem wurde über viele Jahre abgewirtschaftet und für versicherungsfremde Leistungen missbraucht!! Die als Ausgleich gewährten Staatszuschüsse in die Rentenkasse gleichen das bei weitem nicht aus. Eine Reform, die den Namen verdient will man nicht anpacken 👎🏼. Alle zahlen ein, Beamte Selbständige, Arbeitnehmer .... aber da geht keiner dran! 🤔
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  • Walter Seubert
    Bei einem Rentenniveau von 48% bleibt sehr vielen nicht anderes übrig als weiterzuarbeiten.
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  • Frank Duckstein
    Und das müssen sie auch nochmal versteuern. Nachdem sie die meiste Zeit ihres Lebens die Beiträge schon versteuert haben.
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