
Was machen denn diese Zelte auf einem Feld bei Aschenroth? Der Aschenrother Biolandwirt Hubert Fröhlich weiß Bescheid: Sie stehen seit Anfang März wieder auf seinem Acker, aufgestellt hat sie die Universität Würzburg. In den Schälchen, die in den Käfigen aufgestellt sind, sammeln sich Insekten. Doktoranden der Uni kämen regelmäßig, um diese zu überprüfen. Das Projekt mit der Insektenzählstelle laufe jetzt das dritte Jahr, weiß Fröhlich. Er sagt, es sei auch schon eine ganz seltene Wildbiene gefunden worden.
Das Feld habe einen staunassen Boden. Die Wissenschaftler hätten ein Loch gegraben, in dem sich auch im Sommer eine Pfütze bilde. Offenbar, so Fröhlich, nisten die Insekten gern im trockenen Boden und in aufgeschütteten Erdhaufen. Für Insekten, die in Sand schlüpfen wollen, sei noch eine Fuhre Sand hineingekippt worden. Die Zelte seien unten herum dicht und würden den Winter über abgebaut.
Projekt soll Nistverhalten von Bienen und Wespen untersuchen
Ganz genau kann es Professorin Andrea Holzschuh vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie an der Uni Würzburg erklären. Es handle sich um ein dreijähriges Projekt, bei dem es um das Nistverhalten von wilden Bienen und Wespen geht. "Es ist kaum bekannt, welche Niststrukturen Insekten bevorzugen", so Holzschuh. An 16 Standorten in Unterfranken stehen solche Zelte, in Main-Spessart neben Aschenroth noch bei Gambach und bei Billingshausen.
Die Zelte werden über drei verschiedenen Niststrukturen aufgestellt. Bei der einen wird die oberste Bodenschicht 30 Zentimeter abgeschoben und dadurch offener Boden geschaffen. Da wachse zunächst einmal nichts, so Holzschuh. Bei der zweiten wird ein Hügel aus ungewaschenem Sand aufgeschüttet, auf dem ebenfalls wenig wächst. Bei der dritten Struktur wird mit dem ausgehobenen Boden ein Hügel aufgeschüttet. Und in der Regel steht noch ein Kontrollkäfig auf einer nicht veränderten Fläche.
Bienen und Wespen legen laut Holzschuh im Frühling und Sommer Nester an, im Winter leben sie als Larven im Nest. "Bevor sie im Frühling schlüpfen, stellen wir Netze auf." Die Netze stehen dieses Jahr ein paar Meter entfernt vom Standort des vergangenen Jahres, damit die Niststrukturen zugänglich sind. Die Käfige stehen auf unbewirtschafteten Flächen, Brachflächen oder unbewirtschafteten Ackerrandstreifen – sowohl auf Flächen von Biobauern als auch auf denen von konventionellen Landwirten.
Offener Boden ist ein guter Nistplatz, Wespen lieben Sand
Als Zwischenergebnis lasse sich schon sagen, dass offener Boden, der nicht zu dicht bewachsen und nicht so sehr durch beispielsweise Pflügen gestört ist, für Bestäuber am besten sei. "Man kann schon sehen, dass Bienen am liebsten in Aushubflächen nisten", so Holzschuh. Einfach den Boden abzuschieben sei eine gute Möglichkeit, ihnen Nistflächen zu bieten, dafür sei auch kein Material nötig. Wespen hingegen nisteten am liebsten im Sandhügel. Für Landwirte seien Wespen wertvolle Schädlingsbekämpfer.
Die Ergebnisse werden irgendwann in Fachartikeln publiziert. Die Untersuchung ist Teil des Projekts FarmerBeeWild, das in Kooperation mit dem Landesamt für Landwirtschaft und dem Erzeugerring Bioland untersucht, wie bestäuberfreundlich die bayerische Agrarlandschaft ist. Daraus sollen konkrete Handlungsempfehlungen für Maßnahmen folgen, die biodiversitätsfördernd wirken.
Hubert Fröhlich sagt, er mache auch jetzt schon Maßnahmen, die die Artenvielfalt fördern sollen. So mähe er nicht alles auf einmal und lasse Streifen für Insekten stehen, die auch als Unterschlupf für Igel und Feldhasen dienen. Auch Rehe kämen nachts bis zu seinem Feld herunter.