
Eine Doppelstunde mit Klavier und Kontrabass haben die Besucherinnen und Besucher von Hans Klaffl in der Lohrer Stadthalle erlebt. Der ehemalige Lehrer trat dort am Freitagabend mit seinem Programm "40 Jahre Ferien – ein Lehrer packt ein…" vor rund 300 Gästen auf.
Gleich zu Beginn ließ er das Publikum am Elend seines Lehrerdaseins teilhaben: dem Korrigieren. Klaffl am Stehpult, übersät von Schülerarbeiten, die er mit Zuhilfenahme von Rotwein durchsah. "Mei, o mei: Ned amol seinen Namen kann er schreib'n", murmelte Klaffl dabei. Aber immerhin stimmte das Datum. Manches ließe sich hier einfach nur mit Rotwein ertragen. So unterhielt er das Publikum mit Geschichten über Elternsprechtage, das Korrigieren, Lehrerkonferenzen und vielem mehr aus dem Unterrichtsalltag.
Lehrerinnen und Lehrer in vier Typen eingeteilt
Klaffl war Gymnasiallehrer und ist seit 2014 Pensionär. So saßen im Publikum auch viele Lehrerinnen und Lehrer, deren Fächerkombination er anhand der Kleidung erkennen könne. Wie ein roter Faden zog sich seine Beschreibung der vier Lehrertypen durch den Abend: "Sedlmayr", "Gmeinwieser", "Gütlich" und "Gregorius". Im Gegensatz zum Sedlmayr, dem alles egal ist, ist der Typ Gütlich von allem stets tief betroffen, permanent überlastet und ein Bedenkenträger. Gmeinwieser liebt die körperliche Ertüchtigung und sieht die Schüler als natürlichen Feind des Lehrers. Gregorius dagegen liebt die alten Sprachen und alles, was damit zusammenhängt. Auch die klassische Grundschullehrerin blieb nicht verschont. Sie würde sogar ein überfahrenes Eichhörnchen mit nach Hause nehmen und es laminieren.
Ein dankbares Thema ist auch die Lehrerkonferenzen. Denn was geschieht dort wirklich? Der eine korrigiert heimlich Hefte, der andere liest heimlich Zeitung und der nächste macht ein kleines Nickerchen. Allerdings wüssten in der Konferenz wenigstens alle, von wem die Rede ist. Dies sei beim Elternabend nicht immer der Fall. "Wenn ein junger Lehrer, der noch nicht alle Schüler namentlich kennt, auf Eltern trifft, die jetzt auch nicht so genau wissen, in welche Klasse ihr Kind dieses Jahr geht, dann wird es schnell unübersichtlich".
Pädagogik als ideales Smalltalk-Thema
Pädagogik sei sowieso das ideale Smalltalk-Thema. "Von Pädagogik versteht jeder etwas. Auch der, der die Schule nur von außen gesehen hat." Dieses Wissen wird auch gerne an Elternsprechtagen zum Besten gegeben. Die Eltern erklären dem Lehrer dann gerne, was sie bei ihrem Kind an Intelligenz übersehen haben. Klaffl überlegt deshalb, ob es wohl von jedem Kind zwei Exemplare gibt: eines, das die Eltern daheim behalten, und eines, das sie in die Schule schicken.
Nach über zweistündiger Kabarettleistung Klaffls und Lachsalven des Publikums gab es eine ebenfalls mit anhaltendem Applaus bedachte Zugabe. Hier ging er auf den Lehrermangel ein, der total plötzlich und unerwartet kam. Ministerpräsident Söder hätte allerdings sofort Hilfe versprochen und will 6000 Lehrer einstellen. Der Kabarettist vermutet einen heimlichen Aufenthaltsort, aus dem die Lehrer jedoch nicht herausfinden. Deshalb müssten jetzt Quereinsteiger zu Hilfe eilen. Er mahnte das Publikum am Ende zu Vorsicht: "Nehmen Sie sich in Acht vor der allgemeinen Lehrpflicht", außer jemand hat Lehramt studiert – der wird wohl nicht gebraucht.