Auch die dritte Premiere der Scherenburgfestspiele in Gemünden war wieder umjubelt. Das Publikum spendete stehend solange rhythmischen Applaus, bis der vom Band eingespielten Helene Fischer der Atem ausging. Die Reaktionen reichten von „super lustig“ bis „total toll“.
Angesichts dessen dürfte es der Vorsitzende des Festspielvereins, der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach, locker verschmerzt haben, dass das gezeigte Stück, die Komödie „Außer Kontrolle“ des britischen Theaterautors Ray Cooney, einen ziemlich schrägen Blick hinter die Kulissen der Berliner Politik wirft.
Michelbach hat derzeit schließlich einen ziemlichen Lauf. Er ist in Zeitungen und im Fernsehen gefragt, wenn sich die Union zankt, also die „CSU und ihre kleine Schwesterpartei CDU“, wie Festspielleiter Peter Cahn, der künstlerische Leiter der Scherenburgfestspiele süffisant anmerkte. Michelbach freute sich über die erfolgreichen Premieren der beiden anderen Festspiel-Aufführungen, der Musikrevue „Petticoat und Minirock“ und des Kinderstücks „Pippi in Taka-Tuka-Land“.
Leader-Mittel für feste Spielstätte
Und unmittelbar vor der dritten Premiere gelang ein weiterer Schritt für das Projekt „Feste Spielstätte hinter der Burg“. Zusammen mit Bürgermeister Jürgen Lippert hatte er die Steuerkreissitzung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Spessart in Geiselbach (Lkr. Aschaffenburg) besucht. Dort war die Entscheidung gefallen, die feste Spielstätte mit 200 000 Euro aus Leader-Fördermitteln der EU zu unterstützen.
„Das kann nur noch getoppt werden durch schönes Theater“, so Michelbach. Das hatte Peter Cahn, der bei „Außer Kontrolle“ Regie führte, angerichtet. Allerdings merkte der künstlerische Leiter der Festspiele Zweifel an, ob das komödiantische Spiel auf der Theaterbühne noch als Verdichtung der Wirklichkeit taugt.
Was heute zum Beispiel in Berlin oder in Washington passiert, hätte man vor Jahren noch für völlig undenkbar gehalten, sagte er. „Nach Donald Trump weiß ich eigentlich nicht mehr, was ich noch auf die Bühne bringen soll.“ Man darf also schon jetzt gespannt sein, welche Lösung für dieses Problem sich der künstlerische Leiter der Festspiele für das kommende Jahr einfallen lässt.
Oder ob Donald Trump es bis dahin tatsächlich genauso virtuos schafft, Hochzeiten zu arrangieren, Brüder aus dem Hut zu zaubern und Leichen wieder auferstehen zu lassen wie die Schauspieler auf der Scherenburgbühne.
Die Mitwirkenden
Schauspieler Josef Martin Standfest Andreas van den Berg Georg Schweinhöfer Carsten Ceming Jacquelin Wertheimer Luisa Weber Ronnie Wertheimer Eduard Hilz Wolfgang Cordalis Wolfgang Schulz Hotelmanager Steffen Westenmeier Jack Bäcker Uli Rübsamen Pamela Standfest Gabriele Bayerschmidt Agnieszka Krawyzki Hannah Zänglein
Produktion Regie: Peter Cahn Bühnenbild: Christian Baumgärtel Kostümbild: Nuschin Rabet Maskenbild: Natalia Krylova Musik: Andreas Harwath Regieassistenz: Max Fritz Ton und Licht Richard Lang Technik: Light & Music, Stefan Rümmer