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Karlstadt
Umbau Hl. Familie wird teurer: Karlstadter Stadtrat ärgert sich gleich mehrfach
Der finanzielle Anteil der Stadt verdoppelt sich. Ex-Bürgermeister Kruck wusste schon 2018 Bescheid, warum wurde der Stadtrat nicht informiert?
Die Kinder fühlen sich wohl im Neubau der Heiligen Familie.
Foto: Markus Rill | Die Kinder fühlen sich wohl im Neubau der Heiligen Familie.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:04 Uhr

Große Bauprojekte werden oft teurer als ursprünglich erwartet, dieses Phänomen ist den Karlstadter Stadträten nicht unbekannt. Dass die Erweiterung des Kindergartens Heilige Familie statt der geplanten 3,1 Millionen Euro nun rund 4,3 Millionen Euro kosten wird, ist das eine. Die größere Frage ist, warum Ex-Bürgermeister Paul Kruck das Gremium nicht über die Kostensteigerung informiert hat. Er wusste schon im Oktober 2018 Bescheid. Die Stadträte hörten in ihrer Sitzung am Donnerstag zum ersten Mal davon.

Zudem geriet das Konstrukt zwischen der Stadt und der Diözese zur Übernahme der Kosten in die Kritik. Die Diözese Würzburg tritt als Bauherr auf. Sie hat den Architekten ausgesucht und sämtliche Arbeiten vergeben. Aber die Stadt trägt 80 Prozent aller Kosten, ohne dass sie eine Entscheidungsbefugnis hat. Und nun steigen diese Kosten erheblich, ohne dass die Fördermittel prozentual mit ansteigen. "Es handelt sich dabei um eine Festbetragsförderung", erklärt Uli Heck, geschäftsführender Beamter der Stadt.

Teure Außenarbeiten, schlechte Kostenverfolgung

Die Fördermittel wurden anhand des ursprünglichen Finanzierungsplans zugeteilt. Mit einem Neubau sowie dem Um- und Ausbau des bestehenden Gebäudes sollten 33 zusätzliche Krippenplätze sowie 25 neue Regelplätze geschaffen werden, sodass in der Heiligen Familie künftig vier Kindergartengruppen und drei Krippengruppen unterkommen. Die Kosten wurden auf rund 3,1 Millionen Euro geschätzt, der 20-prozentige Anteil der Diözese beläuft sich auf rund 623 000 Euro. Da der Bau eine staatliche Förderung von 1,47 Millionen Euro plus 563 000 Euro aus einem Sonderinvestitionsprogramm für Kinderbetreuung erhält, belief sich der geplante Anteil der Stadt auf rund 460 000 Euro.

Der Neubau (rechts im Bild) des Kindergartens Heilige Familie wird deutlich teurer als erwartet. Das erfuhren die Karlstadter Stadträte erst jetzt. Links das Bestandsgebäude.
Foto: Karlheinz Haase | Der Neubau (rechts im Bild) des Kindergartens Heilige Familie wird deutlich teurer als erwartet. Das erfuhren die Karlstadter Stadträte erst jetzt. Links das Bestandsgebäude.

"Nach dem Baubeginn im Oktober 2017 wurde die Stadtverwaltung im Oktober 2018 über die Kostensteigerung informiert", erklärte Uli Heck dem Stadtrat. Sowohl Heck als auch Bürgermeister Michael Hombach waren damals noch nicht im Amt. "Preistreiber waren", so Heck, "die Außenanlagen, die Möblierung, die technischen Anlagen sowie Baunebenkosten." Die Kostenverfolgung sei unzureichend gewesen.

Die Stadtverwaltung installierte daraufhin Rüdiger van Baal, Hochbautechniker im Fachbereich Planen und Bauen, in beratender und kontrollierender Funktion. Ohne seine Hilfe "wären die Kosten nach unserer festen Überzeugung weiter gestiegen", sagte Heck. Die Kirche habe seinen Rat auch angenommen. In den Haushaltsplänen für 2019 und 2020 wurden die gestiegenen Kosten – zunächst geschätzt auf 3,6 Millionen Euro, dann auf 3,9 Millionen Euro – bereits eingeplant.

Stadträte fragen sich, warum sie nicht informiert wurden

Allein, der Stadtrat erfuhr von alldem nichts. Im Gegenteil, im Juli 2019 stimmte das Gremium über die Finanzierung auf Grundlage einer Gesamtsumme von 3,1 Millionen Euro ab. Derzeit geht die Diözese aber von Gesamtkosten von 4,3 Millionen Euro aus, erklärte Heck. 350 000 Euro davon seien jedoch eher für sanierende Arbeiten angefallen, beispielsweise für die Erneuerung technischer Leitungen. Daran will die Stadt sich nicht beteiligen. Bleiben rund 3,9 Millionen Euro und somit ein städtischer Anteil, der von 460 000 Euro auf rund 1,1 Millionen Euro ansteigt. Die Außenarbeiten sind noch nicht abgeschlossen.

Die Stadträte waren nach Hecks Vortrag wenig amüsiert. "Das ist für mich komplett unverständlich", machte Eugen Köhler (CSU) deutlich. "Die Kirche vergibt die Bauleistungen, die Stadt zahlt die Rechnungen. Und warum haben wir im Juli 2019 auf Grundlage der alten Zahlen einen Beschluss gefasst, obwohl schon seit Oktober 2018 bekannt war, dass es teurer wird?" Uli Heck betonte mehrfach, dass er in dieser Sitzung für "größtmögliche Transparenz" sorgen wolle. Über die Vergangenheit habe er sich freilich nur aus Schriftstücken informieren können. 

Der Name Kruck wurde nie erwähnt

Manfred Goldkuhle erinnerte daran, dass es schon in Wiesenfeld Probleme bei einer Kostenteilung zwischen Stadt und Kirche gegeben habe. "Das wollten wir doch nicht mehr so machen." Bürgermeister Hombach erwiderte: "Das werden wir auch nicht mehr so machen, darauf können Sie sich verlassen." Unterschwellig stand der frühere Bürgermeister Paul Kruck im Mittelpunkt dieser kritischen Äußerungen. Erwähnt wurde sein Name aber kein einziges Mal.

Sein Nachfolger erklärte: "Wir werden von der Diözese eine detaillierte Kostenaufstellung erhalten." Es gelte zu prüfen, welche Maßnahmen am Bestandsgebäude zum Um- und Ausbau zu rechnen sind und was eher sanierend sei und deshalb von der Diözese getragen werden müsse. Uli Heck sagte, es gehe heute darum, die Kosten zu deckeln. Der Stadtrat billigte deshalb die Kostensteigerungen und legte die maximale akzeptierte Gesamtsumme auf 4 Millionen Euro fest. Dieser Beschluss fiel einstimmig.

 
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Kommentare
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  • roithalexandra@icloud.com
    Tragt eure Kitas selbst u hört auf mit diesem Verein Namens Kirche / Caritas Geschäfte zu machen!! Schlimmer geht nimmer
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