
"Das vergangene Jahr hat viel Energie gekostet", sagt Doris Vogel. Sie ist Geschäftsführerin des Waldkindergartens. Des Waldkindergartens in Marktheidenfeld, genauer gesagt, und dort wird der Kindergarten voraussichtlich auch in Zukunft bleiben. Vor einem halben Jahr sah das deutlich schlechter aus.
Der Stadtrat lehnte damals die Bitte des Waldkindergartens ab, an den Romberg umziehen zu dürfen. Der Wunsch entstand, weil durch die Warema-Erweiterung unmittelbar neben dem Kindergarten-Areal am Dillberg das "Wald-Gefühl" beeinträchtigt war. Enttäuscht von der Entscheidung machten sich Doris Vogel und weitere Mitstreiterinnen auf die Suche nach einem neuen Standort. "Wir haben in dieser Zeit viele Plätze angeschaut", sagt Vogel. In Marktheidenfeld, aber auch in Hafenlohr, Karbach oder Erlenbach. Doch es war wie verhext. "Die Plätze, die uns gefielen, durften wir nicht haben. Und die wir hätten haben dürfen, passten nicht."

Lärmpegel wirkt sich auf die Kinder aus
Der Kindergarten ist nach wie vor am alten Platz am Dillberg. Die Warema-Hallen sind mittlerweile fertiggestellt, Baulärm vom nur wenige Meter entfernten Betriebsgelände nur noch selten zu hören. Doch dafür der normale Lärmpegel, den ein Lager- und Logistikzentrum so mit sich bringt. "Mit den Kindern den Vogelstimmen lauschen, das geht da oft gar nicht", sagt Kindergartenleiterin Beatrice Gottier. Immer öfter müssten sie sich mit den Kindern tiefer in den Wald zurückziehen, weg von ihrem Platz. Der ständige Lärmpegel mache sich bei den Kindern bemerkbar, erzählt Gottier. Sie würden mehr streiten und seien aggressiver; die Ruhe des Waldes fehle einfach, so die Kindergartenleiterin.
Ende vergangenen Jahres war immer noch keine Lösung in Sicht. Die kam dann nicht von kommunaler, sondern von privater Seite – und aus den Reihen des Waldkindergartens selbst. Caterina Gebhardt, die ehemalige Vorsitzende des Fördervereins und nach wie vor Vereinsmitglied, stellte dem Waldkindergarten eine Fläche zur Verfügung, die sie gerade eigens dafür gekauft hat. Und wo? Natürlich auf dem Marktheidenfelder Romberg.
Waldgrundstück eigens für Kindergarten gekauft
"Wir kamen einfach nicht voran", sagt Catherina Gebhardt. Sie habe "einfach die Gelegenheit genutzt" und eine zum Verkauf stehende Fläche – zwischen 3500 und 4000 Quadratmeter groß – am Romberg Ende letzten Jahres erworben. "Ich wollte nie Waldbesitzerin werden", sagt sie, "aber ich habe den Waldkindergarten vor 18 Jahren mitgegründet und will nicht zusehen, wie er schleichend zerfällt." Denn die Situation am Dillberg sei einfach auf Dauer nicht tragbar, so Gebhardt. Nun stellt sie ihr Waldgrundstück am Romberg dem Kindergarten gegen eine geringe Pacht zur Verfügung.

Damit sieht die Zukunft des Waldkindergartens schon deutlich rosiger aus. "Vorsichtig optimistisch" ist Doris Vogel, wie sie sagt. Denn in trockenen Tüchern ist der Umzug des Kindergartens an den neuen Platz noch nicht, einige bürokratische Hürden noch zu nehmen. Pläne müssen beim Landratsamt eingereicht werden, das Gesundheitsamt muss gefragt werden und das Jugendamt wird den neuen Ort für den Waldkindergarten genau in Augenschein nehmen. Ob es von Seiten der Stadt Einwände gegen die Nutzung des privaten Grundstücks am Romberg als Waldkindergarten gibt, weiß Doris Vogel nicht. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder sei von der Idee "begeistert gewesen", so Vogel. Wie der Stadtrat reagieren werde, bleibe abzuwarten.
Auf Helfer und Spender angewiesen
Zu Beginn des neuen Kindergartenjahres im September, so schätzt Doris Vogel, könnte der neue Platz am Romberg fertig und benutzbar sein. Es gebe viel zu tun, so die Geschäftsführerin, "die Arbeit geht jetzt erst los". Bürokratische Dinge müssen erledigt, die praktische Umsetzung geplant und organisiert werden. Eine Hütte wird beispielsweise am Romberg benötigt, ein Ersatz für den mobilen Bauwagen, der am Dillberg steht, wird es auch brauchen. "Der wird einem Umzug wohl nicht mehr überstehen", so Vogel. Um das alles stemmen zu können, sei der Förderverein auf finanzielle und praktische Hilfsbereitschaft angewiesen, so Vogel. Trotz aller Hürden, die noch zu nehmen sind, und trotz der aller bisher gescheiterten Versuche ist die Geschäftsführerin eher zuversichtlich. Viele glückliche Zufälle hätten zu dem neuen Platz geführt, sagt Doris Vogel, "vielleicht hat das so sein sollen."