
Nachdem sich der Marktheidenfelder Waldkindergarten in den vergangenen 18 Jahren von einem skeptisch beäugten Projekt zu einer angesehenen Alternative entwickelt hat, steht er plötzlich wieder vor einem enormen Problem. Und das wurde in der jüngsten Stadtratssitzung zur großen Enttäuschung des Fördervereins nicht gelöst.
Baulärm statt Waldidylle
Ein Besuch im Waldkindergarten an einem Vormittag wenige Tage vor der Sitzung: Normalerweise würden um diese Uhrzeit am Dillberg die Dreijährigen im Bereich des Wichtelhauses herumtoben. „Die schicken wir nun öfter mit den älteren Kindern in den Wald“, erklärt Doris Vogel, die Geschäftsführerin des Kindergartens. Wo die idyllische Stille eigentlich nur von Vogelgezwitscher und Waldgeräuschen gestört werden sollte, wird die Lichtung mit den kleinen Hütten, Unterständen und Spielmöglichkeiten von Baulärm dauerbeschallt.
Dillbergareal hat sich weiterentwickelt
Nur wenige Meter vom Waldkindergarten entfernt entsteht gerade auf dem Warema-Gelände eine neue Lagerhalle. „Nicht, dass das falsch rüberkommt“, stellt Vogel gleich klar, „wir haben überhaupt nichts dagegen, dass Warema dort baut.“ Die Firma hätte sie in der Vergangenheit auch immer unterstützt. Bloß wird der Waldkindergarten für seine Zukunft Konsequenzen aus der veränderten Situation ziehen müssen.
„Als wir vor 18 Jahren den Platz hier gefunden haben, kam nach dem Wald erst nur mal viel freie Wiese, Firmen gab es noch gar nicht so viele“, erinnert sich Caterina Gebhardt, die den Förderverein Waldkindergarten damals mit gegründet hat. Dass sich die Firmen am Dillberg gut entwickeln und erweitern, sei absolut positiv zu sehen, so Gebhardt. Aber für den Standort des Waldkindergartens ist die Entwicklung eben nicht so positiv.
Suche nach passenden Standorten
„Das Konzept des Waldkindergartens ist es ja gerade, die Natur zu erleben“, sagt Vogel. Das sei aber schwer möglich, wenn wenige Meter davon eine Lagerhalle entsteht, an der nach Ende der Bauarbeiten täglich viele Lkw an- und abfahren. Die Lärmbelastung sei hoch, das Naturerlebnis niedrig.
Am Dillberg zu bleiben hat für den Waldkindergarten also keinen Sinn mehr. Der Vorstand des Vereins bat im Frühjahr die Stadt Marktheidenfeld um Hilfe und ging dann mit Stadtförster Thomas Vogel auf die Suche nach geeigneten Ausweichstandorten in den städtischen Wäldern.
Die Anforderungen an einen Platz sind hoch. Viele davon hat der Verein auch dem Stadtrat vor der Sitzung in ihrem schriftlichen Antrag erläutert. Warum die Entwicklung am Dillberg es „unmöglich [macht] weiterhin an diesem Standort festzuhalten – uns wird die Grundlage unseres Handelns genommen“, ist in dem Antrag zu lesen. Auch dass ein neuer Standort gut erreichbar sein muss, möglichst viel Licht braucht und ruhig sein sollte.
Romberg wäre perfekt
Einen solchen Platz haben die Verantwortlichen des Waldkindergartens auch gefunden – am Romberg. Dort könnten ohne große Eingriffe in die Natur die Bauwägen und Schutzhütten aufgestellt werden, so Vogel. Der Vorstand hatte mit der Stadtverwaltung wegen des neuen Stadtorts Kontakt aufgenommen. Vorabanfragen an die untere Naturschutzbehörde und an das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurden gestellt, ebenso sprach das städtische Bauamt aus baurechtlicher Sicht mit dem Landratsamt.
Verwaltung sieht Umzug positiv
„Sämtliche Behörden signalisierten soweit grünes Licht“, erklärte Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder dann in der Stadtratssitzung am Donnerstag. Von der Naturschutzbehörde wurde das Vorhaben im Hinblick auf das Naturschutzgebiet am Kreuzberg für pädagogisch sehr sinnvoll erklärt. Auch der Weg zum neuen Waldkindergarten am Romberg über die Robert-Koch-Straße wurde von der Polizei positiv bewertet. Die erste Idee, über den Nikolausweg zu gehen, sei im Vorfeld von den Stadtratsfraktionen kritisch gesehen worden, „der Weg sei zu steil, hieß es“, erzählt Doris Vogel.
Bürgermeisterin dafür, Stadträte dagegen

Im Grunde stand von Seiten der Stadtverwaltung einem Umzug des Waldkindergartens an den Romberg nichts im Weg. Die Fraktionen des Stadtrats sahen das aber anders. Sie sprachen sich gegen den Romberg als neuen Standort aus. Helga Schmidt-Neder blieb die einzige, die für den Umzug stimmte. Der Waldkindergarten dürfe aber am Dillberg bleiben. Zwei mögliche Plätze, wenige hundert Meter vom aktuellen Standort entfernt, stünden dafür zur Verfügung. Drei weitere Optionen, die auf einer Karte eingezeichnet waren, wurden als wenig brauchbar verworfen. Die Eltern könnten die Kinder zum Parkplatz am Waldweg bringen, um die aktuellen Probleme durch den erhöhten Verkehr am Warema-Parkplatz zu vermeiden.
Dillberg habe sich bewährt
Es bestehe keine Notwendigkeit, dass der Waldkindergarten umziehen müsse, erklärten die Fraktionssprecher ihre Entscheidung auf Nachfrage. Andrea Hamberger von den Freien Wählern sagte in ihrer Stellungnahme in der Stadtratssitzung, wenn sich das pädagogische Konzept änderte, könnten andere Kindergärten ja auch nicht den Standort wechseln. Die Bauarbeiten am Dillberg würden auch irgendwann enden, dann werde es dort wohl auch wieder ruhiger werden. „Der Dillberg hat sich 18 Jahre lang bewährt“, sagte CSU-Fraktionsführer Christian Menig nach der Sitzung, „dort wird es auch weiterhin funktionieren.“
Stadtrat habe nichts verstanden
„Wir kennen die beiden anderen Plätze am Dillberg“, erklärt Vogel, „wenn die brauchbar wären, hätten wir die schon längst vorgeschlagen.“ Sie seien beispielsweise zu tief im Wald um in Notfällen schnell Hilfe zu bekommen, und für die Versorgung mit Wasser und Material schlecht erreichbar. Licht gebe es dort auch zu wenig und das Lärmproblem aus Richtung der Firmen sei auch tiefer im Wald nicht wirklich gelöst. „Wir wollen ein Waldkindergarten sein, kein Industriekindergarten“, sagt die Geschäftsführerin. Das pädagogische Konzept habe sich überhaupt nicht geändert, nur die Umgebung, in der es umgesetzt werden soll. „Der Stadtrat hat überhaupt nicht verstanden, um was es uns geht, obwohl das in den Anträgen ausführlich erklärt war.“
Private Alternativen oder andere Gemeinden
Nun stehe der Waldkindergarten vor einem großen Problem. „Die Sache mit der Stadt hat sich wohl erledigt“, sagt Vogel bedauernd. Am Dillberg werde der Waldkindergarten nicht dauerhaft bleiben, die Eltern der Kinder hätten sich ja ausdrücklich für das naturpädagogischen Konzept entschieden.
Nun hofft der Förderverein, dass sich Privatwaldbesitzer bei ihnen melden, oder dass eventuell die umliegenden Gemeinden wie Karbach, Erlenbach oder Triefenstein eine passende Waldfläche zur Verfügung stellen können. „Den Waldkindergarten wird es weiter in irgendeiner Form geben“, sagt Vogel. Schließlich stünden auch sechs Menschen beim Verein in Lohn und Brot. Vielleicht werde man den Kindergarten vorerst an Ausweichstandorte verlagern. Aber die Enttäuschung sitzt erst mal tief. „Mir fehlen in gewisser Weise die Worte“, gibt Vogel zu.
Danke an die Frau Bürgermeisterin die dem Antrag zuspricht und als einzige das eigentliche Begehren des Waldkindergartens verstanden hat.
Ein Waldkindergarten braucht Ruhe, um die Natur mit allen Sinnen zu erfahren!
Das ist wie Waldorfschule. Nur was für "betuchte" Eltern. Normallos haben dort eh nichts verloren. Und wenn man bedenkt, Anfahrt mit den Pkw´s. Auch bei Standorten außerhalb. Übrigens was den neuen Waldkinderkarten in Lohr betrifft, auch er ebenfalls abseits: letztes Wochenende hausten da ein paar "Vandalen". Was das für die Zukunft bedeutet, dürfte den "Normalsterblichen" auch klar sein. Auch was die nicht nur derzeit hohe Zeckengefahr anbelangt. "Mir fehlen einfach die Worte". Genau.
Übrigens gibt es den erwähnten Lohrer Waldkindergarten bereits seit 20 Jahren...also ist er nicht wirklich „neu“. Vandalen sind dort schon öfter zu Gange gewesen, wie dies auch auf vielen Spielplätzen oder Schulgeländen mitten im Ort gerne der Fall ist.
Ein weitere Punkt: Zecken. Diese holt man sich nicht zwangsläufig im Wald (bei richtigen Maßnahmen dort sogar sehr selten), sondern sehr oft im Garten, beim Spaziergang auf Feldwegen oder auch mal im Schwimmbad auf der Liegewiese...Sicher ist es nur zuhause zu bleiben
Das wäre ja absolut nicht zu verantworten gewesen, dass die Volksvertreter im Stadtrat sich mit der Vertretung des Volkes beschäftigen müssen.
Die Urlaube sind alle gebucht! Wen interessieren da so ein paar Kinder im Wald.....
Marktheidenfeld, ich glaub dir gehts zu gut!
Erst handelt man eindeutig gegen den Willen eines Grossteils der Bevölkerung beim Mainparkplatz und versteckt sich hinter Paragraphen und jetzt geht man völlig gefühllos mit dem wichtigsten um, was wir haben: unsere Kinder, unsere Zukunft !!
Marktheidenfeld hätte einen besseren, lösungs- und zukunftsorientierten Stadtrat verdient.
Die Wähler sollten sich das gut merken, wer gegen die Interessen der eigenen Bürger agiert und nur sein persönliches oder sein Partei-Ego ausleben will.
Einfach nur peinlich !!