Fünf Vorstandsmitglieder waren seit den letzten Neuwahlen im Frühjahr 2019 zurückgetreten und nur zwei, die Schriftführerin und die Kassiererin, sollten bei der diesjährigen Jahresversammlung des Hospizvereins Main-Spessart nachgewählt werden. Damit waren aber die zurückgetretenen Vorstandsmitglieger nicht einverstanden und verlangten vollständige Nachwahlen. Außerdem wurde der Führungsstil des Vorsitzenden Heribert Zeller kritisiert und die Tatsache, dass er sich als Ehemann der angestellten Koordinatorin Petra Götz unzulässig für deren Besoldungsbedingungen eingesetzt habe. Zum Schluss gab es dann noch eine überraschende Wende.
Was war passiert im angesehenen Hospizverein Main-Spessart? Seit 2016 ist Petra Götz für das Karlstadter Büro des Vereins als Koordinatorin in Teilzeit fest angestellt, ihr Gehalt wird zwar eigenständig vom Verein, aber in Anlehnung an die Vorschriften des öffentlichen Dienstes (TVöD) geregelt. Dass eine Angestellte an besserer Bezahlung interessiert ist, ist zunächst nicht verwerflich. Nun ist aber Heribert Zeller seit etwa einem Jahr auch ihr Ehemann und hat damit Einfluss auf das Gehalt seiner Frau.
Zeller weist Vorwürfe zurück
Das fanden die fünf Vorstandsmitglieder nicht gut, zumal sie sich vom Vorsitzenden unter Druck gesetzt fühlten, einer besseren Einstufung von Götz zuzustimmen. Sie hätten lange nichts von der Verbindung zwischen den beiden gewusst und empfanden den "massiven Einsatz" Zellers als unangemessen. Ausdrücklich betonten sie, dass sich ihre Kritik nicht gegen die Koordinatorin Götz persönlich und deren Arbeit richte, sondern ausschließlich gegen Zeller.
Dieser wies den Vorwurf entschieden zurück. Zum einen sei der Verein in der Höhe der Bezahlung für die Koordinatorin völlig frei und zum anderen habe er sofort nach seiner Eheschließung die personalen Belange für seine Frau an seine Stellvertreterin Angelika Hartmann übertragen, um so Interessenskonflikten vorzubeugen.
Ist der Vorstand "völlig zerrüttet"?
Ein zweiter Kritikpunkt der zurückgetretenen Vorstandsmitglieder bezog sich auf den Führungsstil von Zeller. Der Umgangston in den Sitzungen habe sie oft sprachlos gemacht, sagte eine der Damen. Es fehle in der Vereinsführung die nötige Transparenz und der Vorsitzende handele oft auch bei wichtigen Entscheidungen eigenmächtig ohne Beschluss. Der Sprachstil sei sehr rau und es fehle an den demokratischen Regeln. Das Geflecht sei nicht mehr klar zu durchblicken. Insgesamt sei die Vorstandschaft völlig zerrüttet. Nur eine neue, unbelastete Führung könne diese Probleme jetzt lösen.
Ein Beispiel für die hier beschworene Sprachlosigkeit zeigte Zellers Umgang mit der Tagesordnung.
Die fünf Mitglieder wollten eine gemeinsame Erklärung zu ihren Anliegen zu Beginn der Veranstaltung vortragen, der Vorsitzende hatte dieses aber erst für das Ende vorgesehen und verweigerte das Begehren. Erst mithilfe einer Kampfabstimmung der Versammlung wurde der Tagesordnungspunkt dann doch vorgezogen. Dass dieser Entscheid nur mit drei Stimmen Unterschied ausfiel, zeigte die Zerrissenheit der Versammlung.
Streit um Nachwahl der Beisitzer
Keinen Konsens gab es auch bei der Wahl der frei gewordenen Vorstandsposten. Die Zurückgetretenen verlangten eine Nachwahl einschließlich der drei Beisitzer. Zeller lehnte das aber ab, denn laut Satzung für die Beisitzer gelte eine Kann-Bestimmung. Es genüge daher, wenn diese bei den nächsten allgemeinen Vorstandswahlen neu mit gewählt würden.
Zwischendurch gab es immer wieder heftige Vorwürfe von beiden Seiten, als es etwa um die Besoldungshöhe für die Koordinatorin ging, ums Arbeitsrecht und Datenschutz. Dann war auch von Neid und Missgunst die Rede sowie von Ehrabschneidung.
Götz macht "klaren Schnitt"
Der zweite Knaller des Abends war dann die Mitteilung von Petra Götz, dass sie mittlerweile ihr Amt als Koordinatorin für den Hospizverein Main-Spessart niedergelegt habe. Sie habe ihre Arbeit im Verein sehr gerne gemacht, sagte sie und danke auch für das Vertrauen, das ihr fast alle entgegengebracht hätten. Aber der Spagat "Zeller - Götz" sei doch zum unlösbaren Problem geworden und sie habe jetzt einen klaren Schnitt, eine professionelle Entscheidung im eigenen Interesse und im Interesse des Vereins getroffen. Sie versicherte, sie werde ihre Nachfolgerin Gudrun Weigand bestmöglich in ihre Aufgabe einführen.
Als erste Amtshandlung stellte Weigand den augenblicklichen Stand des Hospizvereins vor. Ihm gehören 513 Mitglieder an, die im vergangenen Jahr 2350 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit geleistet haben. Es wurden 73 Patientenverfügungen betreut und 53 ehrenamtliche Begleiter führten 67 Begleitungen durch. Unter den gegenwärtigen Coronabedingungen könne es noch immer kein Trauercafé geben; stattdessen soll zu Trauerwanderungen eingeladen werden. Für die ansonsten regelmäßigen Gespräche sollen nur kleine Gruppen mit maximal sieben Personen kommen. Künftig will man verstärkt auch mit den Schulen zusammenarbeiten und für die beengten Geschäftsräume in der Riemenschneiderstraße sollen Alternativen gesucht werden.
Bei den Vorstandswahlen wurden Reiner Eck zum Schriftführer und Sandra Höfling zur Kassiererin bestimmt. Kassenprüferinnen sind Brigitte Obermeier und Ingrid Glück.