
Die Leidenschaft eines 21-Jährigen aus dem Raum Karlstadt, die er für "schnelle, laute und tolle" Autos, vorwiegend der Marke Audi hegt, brachte den Mann und dessen 28-jährige Freundin vor das Amtsgericht Gemünden. Zweimal hatte sich das Pärchen "tolle Schlitten" gemietet, war den Vermietern aber die Kosten schuldig geblieben. Dafür gaukelten sie mit gefälschten Unterlagen die Zahlungen vor.
"Ich wollte unbedingt dazu gehören", sagte der junge Mann als Begründung für sein Faible, Teil der Tuning-Szene zu sein. Regelmäßig zog es ihn zu Veranstaltungen, wo Motorfreunde mit ihren aufgemotzten Fahrzeugen mehr oder weniger angaben. Um selbst so ein Fahrzeug zu besitzen, fehlte dem Mann das Geld. So blieb ihm nur übrig, sich ein Fahrzeug zu leihen. Aber auch dafür reichte sein Bankguthaben nicht aus. Der persönliche Zwang, an den entsprechenden Treffen aktiv mit einem Fahrzeug teilzunehmen, war für den 21-Jährigen aber so stark, dass er "kreativ" geworden ist.
Fahrzeugbrief statt Kaution abgegeben
Seine Freundin, mit der er nach ihren Angaben in einer "On-Off-Beziehung" lebt, rief bei einem Autoverleiher vom Untermain an und reservierte für den 19. Januar 2024 einen Audi RS 3. Dieser sollte für das Wochenende 650 Euro kosten, einschließlich 150 Kilometer pro Tag. Als das Paar das Fahrzeug am vereinbarten Übernahmetermin abholen wollte, übergab die Frau dem Mitarbeiter statt der üblichen 1000 Euro Kaution den Fahrzeugbrief von einem BMW, der auf den Namen ihres Freundes lautete, als Sicherheitspfand. Für die fällige Leihgebühr zeigte das Pärchen per Handy einen ausgefüllten Überweisungsträger zu Gunsten des Unternehmers vor.
Dabei kam den beiden zugute, dass der Autoverleiher erst kurz im Geschäft ist, noch nicht über die Möglichkeit des Onlinebanking verfügte und der Übernahmetag ein Freitagnachmittag war, an dem normalerweise keine Bankgeschäfte mehr möglich waren. So konnte auch kein Zahlungseingang überprüft werden.
Auto kam verschmutzt und beschädigt zurück
Auch noch nicht, als am eigentlichen Rückgabetag die Frau anrief und die Leihdauer um einen Tag verlängern wollte. Dem stimmte der Vermieter zu, wollte aber für den einen Tag weitere 200 Euro. Dass der 23-jähriger Vermieter unseriösen Geschäftspartner aufgesessen ist, bemerkte er bei der Fahrzeugrückgabe. So war die vorher vereinbarte Menge der gefahrenen Kilometer um 693 überschritten worden. Zudem wies das Fahrzeug im Innenraum Beschädigungen auf und die Fußmatten waren so verschmutzt, dass sie ausgetauscht werden mussten. Weiter war vom Geldeingang keine Spur. Insgesamt sind dem Vermieter 2792,50 Euro entgangen, sagte der Mann jetzt in der Verhandlung.
Im Hinblick auf die anstehende Verhandlung vor dem Schöffengericht hatte die 28-Jährige, Mutter von drei Kindern und in Scheidung lebend, 650 Euro als "ihren Anteil" an den Autoverleiher bezahlt. Weitere 1590 Euro hat sie an einen weiteren Vermieter bezahlt, bei dem sich das Paar eine Woche nach dem ersten Fall wieder ein flottes Fahrzeug gemietet hatte.
Zweiter Fall konnte in erster Verhandlung nicht geklärt werden
Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin Kristina Heiduck, wie der Angeklagte es fertiggebracht hat, gefälschte Überweisungsbelege vorlegen zu können, sagte er, dass er die Überweisungsträger am PC ausgefüllt und abgeschickt habe. Die Bank allerdings die Aufträge nicht ausgeführt hat, weil das Konto keine Deckung aufwies und später sogar gesperrt wurde.
Über die Anmietung eines weiteren Audis eine Woche später, konnte das Gericht nicht verhandeln, weil der Vermieter wegen Erkrankung nicht zur Verhandlung erscheinen konnte. Hier ist der entstandene Schaden deutlich höher, weil nach Kenntnis der Staatsanwaltschaft hier sogar noch die teuren Felgen des Autos beschädigt worden sein sollen. Deshalb setzte Richterin Heiduck nach einem Rechtsgespräch mit den Verteidigern und dem Staatsanwalt die Verhandlung aus.