Wer schon nichts gegen die offensichtlichen Missstände in seinem Umfeld ausrichtet, will sich wenigstens daran ergötzen, wie die Verantwortlichen einen auf den Deckel bekommen. Liegt darin das Erfolgsgeheimnis der Gambacher Fastenpredigt? Die Musikhalle war auch bei der sechsten Auflage ausverkauft. Und es hätten noch wesentlich mehr als die 600 Karten unters Volk gebracht werden können.
Tosenden Applaus erntete Werner Hofmann als „Bruder Barnabas“, als er kräftig auf den gleich in der ersten Reihe sitzenden Klinikreferenten des Landkreises, Gregor Bett, eindrosch: Der habe nach der Schließung des Karlstadter Krankenhauses erst die Pflegekräfte loswerden wollen. Jetzt werbe er mit „Kopfgeld“ um neue Kräfte – mit 500 Euro für Pflegehelfer, 1000 Euro für Pfleger, 3000 für einen Assistenzarzt. Hofmann: „Da kann ich nur saach: 5000 Euro für en neue Klinikrefent'.“
Lohr ersetzt Afrika
Und weiter: „Die Uni Würzburg lässt ihre Ärzte jetzt in Lohr ausbild'. Früher sin se e halbes Jahr nach Afrika, jetzt lange zwää Monat in Lohr.“ Vor einem Jahr hatte Hofmann zum (diesmal nicht anwesenden Landrat Thomas Schiebel) gewitzelt: „Nimm dein' Bett und geh!“ Diesmal erntete er die Lacher des Publikums, als er bat: „Ich hab des Gefühl, des geht no länger. Könne Sie uns ungefähr saach, wie lang des noch dauert, dass mer uns drauf eistell könne?“
Paul Krucks „Drohung“, wieder für den Bürgermeisterposten zu kandidieren, kommentierte „Bruder Barnabas“: „Sie ham große Chancen, aber nit in Karscht, sondern in Lohr.“ Er grübelte, warum Kruck noch einmal antreten wolle: Er wolle vermutlich sehen, wie das weitergeht, was er angefangen hat – wie beispielsweise die Kosten für den Stadtwerkeanbau weiter explodieren.
Das Rathaus wegsprengen
Statt den Betonblock von Rathaus energetisch zu sanieren, sollte ihn lieber die Feuerwehr sprengen. Dann baut man dort eine schöne alte Klosterruine hin, die Stadtverwaltung zieht ins Landratsamt und das Landratsamt ins Krankenhaus. „Dann sin dort alle Bette endlich beleecht.“ Außerdem müssten die Beamten dort nicht zweimal am Tag die Parkscheibe weiterdrehen.
Hofmann mischte das Karschter Lokalgeschehen mit der großen Politik und gesellschaftlichen Themen in seiner bekannt schnoddrigen Art. Zu den Strafzöllen der USA: „Was ich noch nie gekauft hab, kauf' ich erst recht nimmer – zum Beispiel Erdnussbutter.“ Oder: „Neulich hätt ich en Audi gewonne. Aber ich hab gesacht: Tut mer leid, ich hab scho zwää BMW gewonne und hab bloß zwää Garasche.“
Aber dann kam auch der nachdenkliche Satz: „Was würden wir Deutschen wählen, wenn es uns wirklich dreckig ginge? Ich möchte mir das nicht vorstellen.“
Pfiffiger Markus Kapp
Zweiter Star des Abends neben Werner Hofmann war Markus Kapp, der Gewinner des „Fränkischen Kabarettpreises“ 2017, ein pfiffiger Allrounder mit einem fundierten Hintergrund, bei dem gelegentlich der Pädagoge durchschimmert. „Wir werden heute 90. Warum müssen wir dann die Jugendlichen durchs G 8 prügeln, damit sie mit 17 das Abi machen? Und warum bringen analog aufgewachsene 68er 15-jährigen Hackern bei, wie Excel funktioniert?“
Köstlich sein Song über Yoga, Ayurveda, Qigong, Chiasamen, selbst gemahlene Getreidekörner, Räucherstäbchen, Om und Achtsamkeit, mit denen sich die Ausübenden bis ins Burnout treiben. Das Thema „Integration“ trieb er auf die Spitze: Warum sollte nicht ein Kunstexperte auch mal in der Art eines Stadionsprechers durch eine Ausstellung führen: „Und hier auf der Eins das ist Pablo . . .“ Das Publikum: „Picasso!“ – „Dort sehen wir Leonardo . . .“ Und alle: „Da Vinci!“ Das funktionierte in der Gambacher Musikhalle auf Anhieb.
„Ich bin auch Sängerin“
Markus Kapp ist ein genialer Musiker. Er führt seinem Publikum vor, wie das mit Playback funktioniert. Singt er zunächst live, geht das fließend über in eine komplette Band. Richtig nett wird es, wenn er ankündigt: „Schaut her, ich bin auch Sängerin.“ Zu seinen Mundbewegungen ertönt weiblicher Gesang vom Band. Spannend auch, wie er als Linkshänder mit abstrus wirkenden Griffen auf normal gestimmter Gitarre und Ukulele musiziert.
Immer für Gags gut ist die rasante Entwicklung von Technik und Medien: „Wie erklärst du heute einem Schüler, was eine Telefonzelle ist? – Ein Handy, in das man reingehen kann.“ In Deutschland gebe es übrigens mehr Handys als Ohren.
Alte Gags
Zwischen Werner Hofmann und Markus Kapp trat der Sitzungspräsident von „Fastnacht in Franken“, Bernd Händel, auf. Er ist ein hervorragender Stimmenimitator und nie um einen Spruch verlegen. Seine Witze waren jedoch teilweise reichlich abgestanden oder in einem Fall auch gerade zwei Tage vorher über WhatsApp verbreitet worden.
Die sechste Gambacher Fastenpredigt, flott moderiert von Bernhard Hahn, hatten die SPD-Ortsvereine Karlstadt und Gambach organisiert. Wie es sich für ein Derblecken gehört, war alles erschienen, was Rang und Namen hat – von Bundestagsabgeordneten bis zu Bürgermeistern. Den Fassanstich überließ Bürgermeister Paul Kruck der bayerischen Bierkönigin Lena Hochstraßer, die diesen Job souverän erledigte. Einen kleinen optischen Kontrast dazu bildeten die Notenpulte mit halb vollen beziehungsweise halb leeren Weingläsern der schmissig aufspielenden Gambacher Kapelle „Spätlese“.
Leider liegt der Berichterstatter mit seiner Aussage über Bernd Händel wiedermal völlig daneben. Bernd Händel hat das Publikum begeistert und musste zwei Zugaben bringen, befor er von der Bühne durfte!
Von unseren Gästen kammen nur positive Rückmeldungen!
Als Berichterstatter sollte man objektiv und neutral berichten!