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GAMBACH
Bruder Barnabas: Wir sind verschiebelt und verkauft
Unbarmherzig ging Bruder Barnabas mit den Kommunalpolitikern ins Gericht. Besonders bissig war er beim Thema Krankenhäuser.
Foto: (3) Günter Roth | Unbarmherzig ging Bruder Barnabas mit den Kommunalpolitikern ins Gericht. Besonders bissig war er beim Thema Krankenhäuser.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:38 Uhr

Auch bei der fünften Fastenpredigt des Bruder Barnabas der SPD-Ortsvereine in der Musikhalle von Gambach las Werner Hofmann den Kommunalpolitikern ganz gehörig die Leviten. Einen viel umjubelten Auftritt hatten die „Wellbappn“ mit frechen Songs sowie hervorragender Musik und auch Matthias Walz begeisterte seine Zuhörer.

Noch beim offiziellen Bieranstich mit der Bayerischen Bierkönigin Sabine-Anna Ullrich mit Landrat Thomas Schiebel und Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck sah das Ganze nach vergnüglichen Stunden aus. Doch dann kam es knüppeldick – zumindest für die beiden Letztgenannten. Bruder Barnabas ging mit seinem Derblecken bis an die Schmerzgrenze und des Öfteren auch deutlich darüber hinaus.

Schon zu Beginn drohte er, „dass ich euch ein bisschen mit Füßen trete und die unangenehme Wahrheit ins Gesicht schleudere!“ Dass dabei das Thema Krankenhäuser in Main-Spessart so dominant war, störte den einen oder anderen, für die meisten der 600 Besucher traf Hofmann aber mitten ins Schwarze. Er verzichtete dabei allerdings auf jegliches Fingerspitzengefühl.

Da ist der Karlstadter Bürgermeister, der erfolgreich gegen die Interessen seiner Bürger kämpft, den das hiesige Krankenhaus nicht die Bohne interessiert, weil er ja schließlich nicht mehr wiedergewählt werden will. Aber Karlstadt schläft ja, jeder regt sich zwar auf, aber keiner tut was, so Hofmann. Wahrscheinlich weil eh keiner je nach Lohr gehen will, wo doch Würzburg so nah ist.

Im Mittelpunkt des bissigen Spotts von Bruder Barnabas stand Landrat Schiebel. Dass in Karlstadt die Lichter ausgehen sollen, bevor in Lohr alles fertig ist, fand er besch . . . „Wir sind verschiebelt und verkauft worden!“ Das Ganze sei nur die Rache von Lohr für den Kreissitz und das Schneewittchen. Schuld sei auch der Klinikreferent Dr. Bett. Die Wut des frommen Bruders war so groß, dass er dem Landrat mit der Bibel drohte und ihn unter Begeisterungsstürmen des Publikums aufforderte „Nimm dein Dr. Bett und geh!“

„Nimm dein Dr. Bett und geh!“
Bruder Barnabas zum Landrat

Doch nicht nur das Krankenhaus stand im Fokus des Derbleckens. Da wurde ein „geistesgestörter amerikanischer Präsident“ angesprochen, der sogar die Mafia neidisch mache, die dagegen so gefährlich wie Kinderschokolade sei. Auch der türkische Sultan Erdogan kam ins Visier: „Bis vor zwei Jahren habe ich geglaubt, Erdogan ist eine Schuhcreme.“ Krimsekt sei ja bisher ein feines Geschmackserlebnis gewesen, habe jetzt aber einen unangenehmen Nachgeschmack. Den klammen Griechen versprach er: „Ihr könnt unser Geld gern hab', aber wir überweisen es nicht, Ihr müsst's euch erarbeiten, wenn wir im Urlaub kommen!“

Die Arnsteiner Biber waren auch Thema des Spotts von Bruder Barnabas: „350 Biber hat die Anna Stolz nei die Wern g'schmisse. Das war wohl die Folge der hohen Abgasbelastung vor dem Rathaus in der Marktstraße.“ Aber jetzt komme der Verkehr über die B 26 n bis nach Karlstadt „und dann schmeiße mir die Biber nein Mee!“

Hofmann spottete über den geplanten Nationalpark, die Touristenattraktion auf der Gemündener Mainbrücke, den Karlstadter Lift in der Tiefgarage, der zwar seit Weihnachten fertig aber noch nicht in Betrieb ist und das Modehaus Koch, das mittlerweile alle Läden in der Altstadt betreibt. Mit spritzigen Worten beschrieb der Bruder das diesjährige Starkbier aus Lohr oder doch aus Würzburg? Er lobte dessen Herbheit und die Schwere im Abgang – also auf dem Nachhauseweg. Man schmecke den Boden, auf dem die Brauerei gebaut wurde, er entdeckte eine quicklebendige, feingemalzte Biernoblesse und dezente Aromen von im Schlamm gewälzten Wildschweinen im Keiler-Charme.

Ein Hochgenuss war der anschließende Auftritt der „Wellbappn“ aus Oberbayern. In bester Biermösl Blosn-Tradition setzten sie mit Beiträgen auf höchstem musikalischen Niveau das Derblecken fort. Allerdings wesentlich charmanter, aber auch unverbindlicher. „Ja wo san mer den da hinkomma?“ Mit frechen Schnaderhüpfl und Gstanzln erzählten sie von ihren ersten Eindrücken in Karlstadt und Gambach, um dann zu erklären, wieso es daheim in Zanknhausen schöner sei.

„Ich habe geglaubt, Erdogan ist eine Schuhcreme.“
Bruder Barnabas zum türkischen Präsidenten

Dann ging es um Horst Seehofer, der die Landesgrenzen mit Schweineschmalz sichern will, um Moslems fernzuhalten und den Austritt Bayerns aus der Bundesrepublik plant, aber doch fürchtet, es könnte dann auch zum Franken-Exit kommen. Bei dem Verkupplungs-Song „Willst an Edelmann oder an Unterfranken“ tobte der Saal vor Begeisterung.

Leichtes Spiel hatte trotz arg vorgerückter Stunde Lokalmatador Matthias Walz mit seinem Wackeldackel auf dem E-Piano. Auch er hatte die Themen Krankenhaus, Nationalpark und die Gemündener Brücke im Gepäck. Richtig schön war sein Stück vom „Kontrollverlust“ der Frauen und sein freundliches Spötteln über Dietholf Schröder, der jetzt für Gemünden im Stadtmarketing tätig ist. Mit der Hommage an die Arnsteiner Bürgermeisterin Anna Stolz, der „Biber-Queen“ und seinem MSP-Song „Ich war noch nie in Massenbuch“ ließ er auch kurz vor Mitternacht dem Publikum kaum eine Verschnaufpause.

Die Leitung der fünften Fastenpredigt des SPD-Ortsvereins lag bei der Stadträtin Martha Bolkart-Mühlrat, durch den Abend führte gewandt Bernhard Hahn und für die musikalische Umrahmung sorgte die bestens aufgelegte „Gambacher Spätlese“ unter Leitung von Dieter Baier.

Trotz später Stunde rockten die oberbayerischen 'Wellbappn' mit hoher Musikalität und rotzfrechen Liedern die Gambacher Musikhalle.
| Trotz später Stunde rockten die oberbayerischen "Wellbappn" mit hoher Musikalität und rotzfrechen Liedern die Gambacher Musikhalle.
Lokalmatador Mathias Walz zeigte sich von seiner besten Seite.
| Lokalmatador Mathias Walz zeigte sich von seiner besten Seite.
 
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