Eberhard Imhof wirkt gestresst. "Das war die dritte Videokonferenz an diesem Tag", sagt der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Main-Spessart Mittwochmittag am Telefon. Ab Freitag dürfen Hotelbetriebe im Landkreis Main-Spessart wieder Gäste empfangen. Das sorgt einerseits für Freude, aber auch für Sorgenfalten.
Die Übernachtungsanfragen und Buchungen hätten stark angezogen, bestätigt Imhof, dem die Hotels "Mainpromenade" in Karlstadt und "Imhof" in Langenprozelten gehören. In Karlstadt sei er über Pfingsten schon fast ausgebucht. Allerdings brauchen die Gäste ein negatives Testergebnis. Und der Test muss nach zwei Tagen erneuert werden. "Darauf müssen wir die Gäste hinweisen", so Imhof. In Würzburg sei daraufhin wohl eine extra Teststation für Touristen eingerichtet worden, zu denen man Gäste ohne Test bei Anreise auch schicken könnte. Imhof überlegt, ob sich so etwas für Main-Spessart auch realisieren ließe.
Hoteliers können nach Schulung selbst Tests abnehmen
Dass die Testpflicht auch manchen Gast abschreckt, die Erfahrung hat Anna Eberlein-Schüßler gemacht, die das Hotel Mainblick in Marktheidenfeld betreibt. "Nachdem ich alle Gäste per Mail über die Testpflicht informiert habe, gab es leider ein paar Stornierungen." Dabei müssten sich die Gäste nicht einmal um einen Termin auf einer der Teststrecken bemühen, den Test könnten die direkt im Hotel machen. Eberlein-Schüßler und eine ihrer Angestellten haben sich im April vom Roten Kreuz schulen lassen, den Termin hatte der Dehoga organisiert. Die Hotelchefin darf also selbst Schnelltests durchführen und Laien-Tests beaufsichtigen. Sogar ein Zertifikat über das negative Testergebnis darf sie ausstellen, das Gäste dann auch für den Biergartenbesuch nutzen können.
Schwierig gestaltet sich zurzeit die Personalplanung für Eberlein-Schüßler. Zwei Mitarbeiter des Hotel Mainblick haben sich im Krisenjahr beruflich umorientiert, neues Personal zu finden ist aber schwer. "Ich konnte Bewerbern ja nicht zusagen, wann sie anfangen können, weil wir nicht wussten, wann wir öffnen", sagt Eberlein-Schüßler. Hinzu kommt die ständige Gefahr, dass Mitarbeiter erkranken oder in Quarantäne müssen. Eberhard Imhof hört ähnliches von anderen Hoteliers im Landkreis, die aus diesen Gründen gar nicht öffnen und in Kurzarbeit bleiben. Schließlich weiß niemand, ob die Inzidenz nicht nächste Woche schon wieder die 100 überschreitet und die Hotels schließen müssen.
Diese Unsicherheit bemängelt auch Susanne Stöhr, wirtschaftliche Leitung der Burg Rothenfels. Dabei gehe es nicht nur um die Personalplanung, sondern auch um den Einkauf von Lebensmitteln. Die Jugendherberge hat noch ein zusätzliches Problem: Jeder Hausstand muss eine eigene Wohneinheit bekommen. Das heißt, dass hier viele Betten in Mehrbettzimmern nicht belegt werden können.
Hotelgäste im Innenraum, Einheimische nur im Biergarten
Eberhardt Imhof hat auch wegen seiner Hotelrestaurants Bauchschmerzen: Die Hotelgäste dürfen während ihres Aufenthaltes auch im Restaurant drinnen essen. "Die Einheimischen hingegen dürfen wir nur in der Außengastronomie bedienen", so der Verbands-Sprecher. Was passiert also bei schlechtem Wetter? Wenn es anfängt zu regnen? Dann müsse man die einheimischen Gäste eigentlich abkassieren und heimschicken. "Da ist dann Fingerspitzengefühl erforderlich."
Trotz aller Widrigkeiten: Jürgen Goldbach, Leiter der Touristinformation in Lohr, sieht gute Chancen für den Tourismus in der Region. "Schon seit Januar ist die Nachfrage nach Katalogen, Wander- oder Radelbroschüren bei uns extrem hoch. Die Leute stehen in den Startlöchern", sagt er.
Er beobachte einen Trend zum "sanften Tourismus", zum Urlaub in der Natur. "Die Menschen wollen nach draußen und nicht in die überfüllten Innenstädte. Da haben gemütliche Altstädte wie die von Lohr mehr zu bieten." Die Ferienwohnungen in und um Lohr seien zum Beispiel sehr gefragt im Moment, ebenso wie die Wohnmobilstellplätze der Stadt.
Goldbach lobt auch die vielen Testmöglichkeiten in Lohr. "Wer Urlaub machen möchte, muss das eben in Kauf nehmen." Er hoffe, dass die Inzidenz bald stabil unter 50 liegt und die Testpflicht dann wegfallen kann. "Es waren harte Monate für den Tourismus, die Öffnung der Außengastronomie letzte Woche war da schon ein Lichtblick", sagt Goldbach. Jetzt müsse nur noch das Wetter besser werden.