Ein ganz besonderes Geschenk machte sich Anja Schmidt als Inhaberin der Burgbücherei Bergrothenfels am vergangenen Donnerstag zu ihrem Geburtstag. Sie lud zu einer Lesung mit der Autorin Julia Riegler ein. Bei einem Glas Sekt und kleinen Häppchen lauschten rund 15 Zuhörer gebannt und amüsiert den Szenen aus „Mit rasierten Beinen spricht sich's besser“.
Tagebücher als Anregung für Roman
Bei der ersten Lesung zur Neueröffnung der Burgbücherei vor knapp zwei Jahren war ebenfalls Julia Riegler zu Gast. Damals bewegte sie die Zuhörer mit ihrer Geschichte „Als die schwarzen Wolken kamen“ von der Flucht dreier syrischer Brüder sehr tief. Ganz andere Emotionen dagegen weckt das aktuelle Buch Rieglers. Heiterkeit, ungläubiges Staunen und leichtes Prickeln erfasst die Zuhörer. Als Riegler vor einiger Zeit ihre drei bis vier Jahre alten Tagebücher wieder entdeckte, stellte sie beim Lesen überrascht fest, dass sie eigentlich eine romantaugliche Geschichte vor sich hatte: die Erfahrungen und Erlebnisse einer Singlefrau auf Suche nach „Mr. Right“ auf einschlägigen Dating-Portalen.
20 Dates in 40 Tagen
Die Protagonistin Jule witzelt bei einem ausgelassenen Mädelsabend mit ihren Freundinnen über Partnersuche im Internet. Und schon ist es passiert. Eigentlich glücklicher Single und auf der Suche nach „nichts“, lässt sie sich auf die Wette ein, 20 Dates in 40 Tagen zu schaffen. Beherzt macht Jule sich ans Werk. Sie trifft Anwalt Ansgar, der nicht selbstbewusst ist sondern sich selbst maßlos überschätzt. Erst kommt er eine volle Stunde zu spät zum Date. Drei Stunden habe er noch bis zum nächsten Termin. Eine Stunde zum Kennenlernen, zwei Stunden zum … . Es folgt die Verabredung mit dem erfolgreichen Geschäftsmann Falk. Diesmal wird Jule erst beim zweiten Date nach Hause eingeladen. Das versprochene Kochen fällt aus, dafür soll sie vor näherem Kontakt erst mal zum Duschen gehen. Nicht zusammen, alleine. Weil Jule ein gewisses Prickeln verspürt, lässt sie sich darauf ein – Fehler gemacht. Wie sie zurück ins Schlafzimmer kommt, schläft Falk tief und fest.
Julia Rieglers Lieblingsdate mit der Liste
Gestenreich, akzentuiert, voller Selbstironie und vor allem mit ganz viel Freude nimmt Riegler die Zuhörer mit in eine Parallelgesellschaft zum spießigen Alltag. Alle Geschichten hat sie selbst oder jemand in ihrem näheren Bekanntenkreis erlebt. Die Bandbreite ging vom Familienvater auf Suche nach Abwechslung bis zu Narzissten und Perversen. Als absolutes Lieblingsdate beschreibt Riegler das Treffen mit Thomas bei McDonald's. Bei Schokoshake und Cheeseburger legt er Jule eine Tabelle vor. Sämtliche vorstellbaren Sexualpraktiken sind aufgeführt, anzukreuzen sei bitte ja oder nein, aktiv oder passiv. Bei „schlucken“ kreuzt sie nein an, beißt herzhaft in ihren Cheeseburger und sagt: „Ich bin vegan“. Thomas ist so auf seine Tabelle fixiert, dass ihm der Witz nicht auffällt.
Wird Jule die Wette gewinnen? Oder wird es gar ein Happy end geben und Jule findet ihren „Mr. Right“? Denn Autorin Julia Riegler lässt die Protagonistin resümieren: „Wie konnte es nur soweit kommen, dass wir uns mit weniger als Romantik zufriedengeben?“