
Der Parkplatz an der Mainlände in Gemünden ist um 15 Uhr bereits proppenvoll. Ein einzelner Angler sitzt auf seinem Campingstuhl am Ufer und genießt die Sonne. Keine 500 Meter weiter stürmen Massen an Technofans bereits das Gelände des Tanzinsel Open Air. Ob bei den durchgehend wummernden Bässen überhaupt ein Fisch anbeißt, ist fraglich. Den etwa 10.000 Tanzinsulanern wird es egal sein.

Wie jedes Jahr im Hochsommer versammeln sich abertausende Menschen auf der Saaleinsel in Gemünden. Und wie jedes Jahr passiert das bei über 30 Grad. "Deswegen stellen wir am Einlass jedem ein kostenloses Wasser", sagt Projektleiter Michael Streit. Außerdem sorgen mehrere Erfrischungsstationen für eine Art Sprühregen, der die Temperaturen zumindest kurzfristig erträglicher macht.
Von der neuen Bühne ist Streit nach den ersten Stunden Tanzinsel 2024 recht angetan. "Bisher wird sie echt gut angenommen", sagt er. Streit hofft, dass sich die tanzenden Mengen auch am späteren Abend gleichmäßig auf beide Bühnen verteilen. Die zweite Bühne ist der Container Yard, der in diesem elften Tanzinsel-Jahr erstmals als Alternative für die Sunset Stage angeboten wird. Kurz nach dem Einlass wurden linker Hand Container in zwei Ebenen hufeisenförmig angeordnet aufeinander geschichtet. Im Innenbereich legen die DJanes und DJs auf.

Container Yard schon früh gut besucht
Auf dem Weg zur neuen Hauptattraktion kommt einem eine große Marihuana-Wolke entgegen. Irgendwo mitten in dieser Wolke steht Toni und bewegt sich gekonnt zu den Bässen des DJs, der gleich sein Set beendet. Toni ist 71 Jahre alt und trägt einen schwarzen Hut mit Pailletten, die in der Sonne glitzern. "Ich habe zwölf Jahre lang jedes Mal meinen Sohn und seine Freunde zur Tanzinsel gefahren, genau wie heute. Aber jetzt wollte ich auch mal selbst mit und mir das hier alles mal anhören, erzählt der Lohrer und ergänzt: "Es ist jetzt nicht unbedingt meine Musik, aber es macht trotzdem Spaß."
Tanzinsel-Toni entspricht eher nicht dem Altersdurchschnitt auf dem Festivalgelände. Jonas Höhn schon eher. Der 37-Jährige ist genau wie Toni zum ersten Mal in Gemünden dabei. "Die Container Yard gefällt mir gut. Ich muss gestehen, dass ich eigentlich eher der chillige Hip-Hopper bin, aber hier finde ich es trotzdem sehr geil", sagt Jonas.

Kreative Outfits unterstreichen den Techno-Vibe
Wie die klassischen Hip Hopper sehen die meisten der Insulanerinnen und Insulaner nicht aus. Wer einmal über die Tanzinsel läuft, hat an verrückten und kreativen Outfits eigentlich alles gesehen, was irgendwo auf dem Markt ist. Von freien männlichen Oberkörpern und Netzstrumpfhosen bis hin zu langen Hosen aus grob gestrickter Wolle ist alles dabei. Der Blick über das Festivalgelände macht schnell klar, dass Techno eben nicht nur Musik, sondern auch Lebensgefühl ist. Das lässt sich auch durch die Kleidung ausdrücken.
Auf der großen Grünfläche zwischen Container Yard und Sunset Stage prangt das offizielle Motto der diesjährigen Ausgabe. "Tanzen heißt für mich ..." steht dort in bunten Lettern geschrieben. Den Satz sollen alle für sich selbst vervollständigen. Das inoffizielle Motto der Tanzinsel scheint aber auch 2024 wieder "Es lebe die Textilfreiheit" zu lauten.

Bereits zum dritten Mal auf der Tanzinsel ist Kai aus Schweinfurt. Er ist Fan des Festivals und ihm gefällt auch der Container Yard, er stört sich aber noch an ein paar organisatorischen Details. Trotz der 500 Quadratmeter Schattenfläche, mit denen die Veranstalter in diesem Jahr werben, wünscht er sich noch mehr sonnengeschützte Areale. "Das ist schon etwas besser geworden, aber immer noch zu wenig. Die Tanzinsel ist immer einer der heißesten Tage des Jahres", sagt er.