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Laudenbach
Synagoge Laudenbach: Welche Nutzung ist nach der Sanierung möglich?
Das Landesamt für Denkmalpflege wünscht eine Instandsetzung, keine Modernisierung. Der Förderverein hofft auf Toiletten und einen Heizungseinbau. Noch ungeklärt ist der Brandschutz.
Die Synagoge Laudenbach soll nun endlich saniert werden. 
Foto: Markus Rill | Die Synagoge Laudenbach soll nun endlich saniert werden. 
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:05 Uhr

Seit Jahren setzen sich der Förderverein und viele Bürgerinnen und Bürger für die Sanierung der ehemaligen Synagoge in Laudenbach ein. Nun endlich sind 250 000 Euro aus dem Sonderfonds des Bundes für Denkmalschutz für die Arbeiten bereitgestellt. Die Sanierung wird mit 630 000 Euro veranschlagt; die Mittel können abgerufen werden, wenn die Stadt ihr Sanierungskonzept vorlegt. Aber richtige Freude über das Konzept einer "demütigen Sanierung" kommt beim Förderverein nicht auf.

Die Pressestelle des Landesamts für Denkmalpflege (LfD) erklärt dieses Konzept: "Ziel ist eine konservierende Instandsetzung. Es geht darum, die Synagoge mit ihren Zeitschichten als Zeugnis zu erhalten und darzustellen. Demut vor dem Ort steht dabei im Mittelpunkt. Eingriffe sollen nur dort stattfinden, wo sie zwingend notwendig sind." Architekt Karl Gruber übersetzte dies für den Karlstadter Bauausschuss mit den Worten: "Eine Heizung oder Toiletten wird es nicht geben." 

Förderkreis wünscht eine Temperierung

Für den Förderkreis ist dies ein schwerer Schlag. Der Vorsitzende Georg Schirmer sagt: "Unser Ziel ist es, die Synagoge wieder mit Leben zu füllen. Wir möchten dort Lesungen oder Musikabende veranstalten." Sanitäre Anlagen seien dazu unabdingbar. Und der Einbau einer Heizung würde die Nutzungsmöglichkeit erheblich erweitern. "Für uns ist eine Temperierung ungeheuer wichtig", betont Schirmer.

"Im Moment sind Veranstaltungen vielleicht ab Ende Mai bis Anfang September möglich", so der Fördervereinsvorsitzende. "August können Sie komplett vergessen, da sind alle in Urlaub. Also sind das kaum mehr als zweieinhalb Monate", rechnet er. Mit Heizung könne sich diese Zeitspanne verdoppeln. Dem erteilt der Denkmalschutz aber eine klare Absage: "Der Einbau einer Heizung hätte weitgehende zusätzliche Maßnahmen zur Folge: etwa eine Dämmung zur Energie-Einsparung oder eine Bauteildämmung, damit kein Tauwasser die historische Konstruktion beschädigt." 

Georg Schirmer meint, eine Nutzung zu verwehren, könne doch nicht Ziel des Denkmalschutzes sein. Wenn die Stadt weitere Fördermittel beantrage, beispielsweise aus dem bayerischen Leader-Programm zur Stärkung des ländlichen Raums, dann seien diese Mittel sogar eng mit einer künftigen Verwendung verknüpft.

Das Landesamt für Denkmalpflege ist mit einer Nutzung des Gebäudes für Veranstaltungen durchaus einverstanden. "Die Stadt wird unseres Wissens die Synagoge dem Vereinsring in Laudenbach, zu dem auch der Freundeskreis der ehemaligen Synagoge Laudenbach gehört, zur Nutzung überlassen", heißt es in der Email aus der Pressestelle. Allerdings weist das LfD darauf hin, dass Laudenbach nicht auf die Synagoge als Veranstaltungsort angewiesen ist. "Dazu ist anzumerken, dass es in Laudenbach bereits die Mehrzweckhalle gibt und es sich bei der Synagoge somit um einen zusätzlichen Treffpunkt im Ortsteil handelt."

Mögliche Lösung für die sanitären Anlagen

Schirmer sagt, mit Führungen und Veranstaltungen habe der Förderverein in Vor-Corona-Jahren rund 800 bis 1000 Menschen erreicht. Zwei Veranstaltungen pro Jahr hätten in der Synagoge stattgefunden, weitere in der Hohen Kemenate oder im Historischen Rathaus der Stadt. Die Stadt Karlstadt lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf die Aussagen des Landesamts für Denkmalpflege.

Zumindest die Frage der sanitären Anlagen lässt sich womöglich lösen. "In unmittelbarer räumlicher Nähe sollen öffentliche Toiletten errichtet werden, die für Veranstaltungen genutzt werden können", schreibt das LfD. Dies bestätigt Georg Schirmer: "In der Dorferneuerung soll auch der Vorplatz der ehemaligen Synagoge gestaltet werden." Dort, wo derzeit Müll-Container stehen, sei "eine Toilettenlösung eventuell möglich".

Der Vorplatz des Gebäudes soll neu gestaltet werden. Anstelle der Container (im Bild rechts)  oder möglicherweise auf der anderen Straßenseite sollen öffentliche Toiletten errichtet werden, die von Besuchern der Synagoge genutzt werden können.
Foto: Markus Rill | Der Vorplatz des Gebäudes soll neu gestaltet werden. Anstelle der Container (im Bild rechts)  oder möglicherweise auf der anderen Straßenseite sollen öffentliche Toiletten errichtet werden, die von Besuchern der ...

Zur Beheizung macht das LfD einen Vorschlag: Gegen einen "Elektrolüfter, der mal aufgestellt wird" gäbe es nichts einzuwenden. Schirmer glaubt jedoch, dass mobile Heizungen, die das Gebäude spürbar erwärmen könnten, "wahrscheinlich vom Brandschutz her nicht machbar" seien.  

Mit dem Brandschutz spricht er ein Thema an, das ohnehin noch nicht geklärt ist. Das Gebäude braucht einen zweiten Ausgang, der als Fluchtweg dient. Architekt Karl Gruber hofft, dass der frühere "Fraueneingang" Richtung Mühlbacher Straße als Fluchtweg akzeptiert wird. Dort könne man eine Tür einbauen, die aber mit einer maximalen Höhe von 1,75 Meter "nicht allen modernen Brandschutzanforderungen entspricht". 

Georg Schirmer weiß: "Das Brandschutzgutachten ist enorm wichtig." Wenn der Fraueneingang nicht als Fluchtweg akzeptiert würde, seien Veranstaltungen mit mehr als einer Handvoll Besucher ohnehin kaum möglich – Heizung hin oder her.

 
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Kommentare
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  • E. G.
    630.000 Euro können wahrlich sinnvoller eingesetzt werden. Vom ursprünglichen Gebäude ist ohnehin nicht mehr viel übrig. Da macht die Erhaltung des jüdischen Friedhofs nach meiner Ansicht wesentlich mehr Sinn.
    Reißt die Bruchbude ab.
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  • B. K.
    630 000 Euro....das muss man sich mal demütig auf der Zunge zergehen lassen und dafür keine Heizung, keine Toiletten und die Brandschutzauflagen können auch nicht umgesetzt werden. Bei allem Respekt vor dem Vorhaben, aber das steht in keinem Verhältnis.
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  • S. C.
    Das ganze Gebäude hat von seiner Substanz her oder vom denkmalschützerischen Standpunkt her eigentlich keine Bedeutung.

    Einzig, daß es früher eine Synagoge war.

    Dazu ist der Zustand komplett marode, und auch mit 700.00,- Euro (ist das "demütig"?) kann offenbar kein Gebäude geschaffen werden, das man einigermaßen nutzen kann.

    Also: abreißen.
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