Sechs Jahre lang war Susanne Keller aus Hundsbach das Gesicht des Karlstadter Stadtmarketings. Nun wechselt sie etwas überraschend zur Allianz MainWerntal – dem Zusammenschluss der Gemeinden Arnstein, Eußenheim, Gössenheim, Karlstadt und Thüngen –, um sich dort für die Entwicklung im östlichen Teil des Landkreises Main-Spessart einzusetzen. "Ich habe da richtig Lust drauf", sagt die 43-Jährige. Aber was genau wird sie da eigentlich tun?
Ihre offizielle Jobbeschreibung lautet "Umsetzungsbegleiterin" der ILE MainWerntal, üblich ist der Begriff Managerin. Was verbirgt sich dahinter? Im Jahr 2014 haben sich die Gemeinden im Werntal und Bachgrund darauf geeinigt, bei einigen Themen zusammenzuarbeiten und dafür ein Konzept erstellt. 2018 wurde daraus eine zunächst für sechs Jahre vom Freistaat geförderte Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE). Im Mittelpunkt der Arbeit der ILE MainWerntal stehen die Themen Innenentwicklung, Wasser erLeben im MainWerntal, Direktvermarktung und Digitalisierung.
Frischer Wind durch neue Managerin
Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer, Vorsitzender der ILE, sagt: "In den ersten drei Jahren haben wir die Möglichkeiten ausgelotet. Jetzt müssen wir zur Umsetzung kommen." In der ersten Periode fungierte Verena Mörsner als ILE-Managerin, deren Vertrag auslief. "Das ist ein bisschen wie ein Trainerwechsel bei einem Fußballverein", sagt Sauer und räumt damit ein, dass sich die Allianz von der Neubesetzung frischen Wind erhofft.
Susi Keller sagt, als Dritte Bürgermeisterin von Eußenheim habe sie mitbekommen, dass die Stelle der ILE-Managerin neu besetzt werden sollte. "Ich dachte mir, das ist genau mein Ding." Der ländliche Raum liege ihr als Hundsbacherin sehr am Herzen. "Wir werden älter und weniger, viele junge Menschen wandern in die Städte und Metropolen ab. Ich möchte dafür sorgen, dass sie hierbleiben oder dass sie wiederkommen." Mit 43 sei sie im richtigen Alter, nochmal etwas Neues anzupacken – auch, weil die 15 und 18 Jahre alten Töchter mittlerweile ganz gut ohne sie zurechtkämen.
Das Regionalbudget unterstützt kleine und mittelgroße Projekte
Während es beim Stadtmarketing häufig um Veranstaltungsplanung gehe, könne sie nun mithelfen, nachhaltigere Projekte zu verwirklichen. Das Kneippbecken in Büchold oder der Naturlehrpfad in Thüngen sind mithilfe des Regionalbudgets der ILE entstanden, im vergangenen Jahr wurden in Karlstadt Lastenräder angeschafft, in Thüngen ein barrierefreier Zugang zur Kirche errichtet, in Arnstein eine solarbetriebene Ladestelle für E-Bikes gebaut.
Bis 15. Februar können sich Interessierte noch um Unterstützung aus dem Regionalbudget bewerben. "Wir haben insgesamt 100 000 Euro zur Verfügung, die wir auf mehrere Maßnahmen verteilen", erklärt Keller. Es geht um Projekte der ländlichen Entwicklung mit Maximalkosten von 20 000 Euro, die mit höchstens 10 000 Euro unterstützt werden. "Am 1. März wird im Gremium entschieden, welche Ideen unterstützt werden. Die müssen dann bis 20. September abgeschlossen und abgerechnet sein." Die Antragsteller müssen vorfinanzieren, der Zuschuss erfolgt erst im Nachhinein.
Die ILE hat auch größere Ziele
Aber die ILE backt auch größere Brötchen. "Es geht häufig um Infrastrukturthemen", sagt Franz-Josef Sauer. Als Beispiel nennt Susi Keller die Nahversorgung in vielen der 31 Ortsteile, die zu den Gemeinden der Allianz MainWerntal gehören. "Wir wollen bei den Direktvermarktern Angebot und Bedarf zusammenbringen." Produkte aus der Region könnten beispielsweise von einem Verkaufsbus in den Dörfern einmal die Woche angeboten werden. Beim Thema Digitalisierung werden die Kommunen von der Teilnahme Karlstadts am Pilotprojekt "Smarte Gemeinde" profitieren.
"Wir wollen die Attraktivität des ländlichen Raums nutzen", betont Franz-Josef Sauer. Den Werntal- und Bachgrundgemeinden gehe es in Main-Spessart so ähnlich wie dem Landkreis in Unterfranken. "Wir liegen zwischen wirtschaftlich stärkeren Polen und haben Nachholbedarf." Er sei aber kein Freund davon, ständig nur Ansprüche zu erheben, "zu betteln". Sauer sagt: "Wir können auch selbst etwas anpacken und auf die Beine stellen."
Dabei soll Susanne Keller helfen. "Ich hoffe, dass Frau Keller inspiriert und motiviert", sagt Sauer. Die neue ILE-Managerin ist bereit. "Ich freue mich drauf!", sagt sie.
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