Eine Lüge hat am Montagabend für einen gewaltigen Aufruhr in Gemünden (Lkr. Main-Spessart) gesorgt. Gegen 17.30 Uhr hatte die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken ein Notruf erreicht. Auf dem Dach des Hallenbads im Bereich der Grund- und Mittelschule im Hofweg sei ein bewaffneter Mann mir einer Pistole unterwegs, hatte der Anrufer gemeldet. Der Mann trage einen schwarzen Jogginganzug. Es folgte ein Großeinsatz. Bis sich herausstellte: Die Geschichte des vermeintlichen Zeugen war frei erfunden.
Solch eine Meldung nehme man grundsätzlich sehr ernst, erläutert Michael Zimmer, Pressesprecher der Polizei Unterfranken. Um die "Gefahrensituation möglichst schnell zu lösen", seien zahlreiche Streifenwagen zügig zum vermeintlichen Einsatzort in Gemünden gefahren.
Feuerwehr und Rettungsdienst mit insgesamt über 80 Personen im Einsatz
Vor Ort suchte die Polizei das Areal nach der verdächtigen Person ab und sperrte den Bereich, um niemanden in Gefahr zu bringen. Man habe das Spezialeinsatzkommando (SEK) hinzugezogen, das besonders für den Umgang mit bewaffneten Personen ausgebildet ist, so Polizeisprecher Zimmer. Bei der Suche nach dem gemeldeten Verdächtigen habe die Feuerwehr auch eine Drohne mit Wärmebildkamera eingesetzt. Insgesamt waren 40 Feuerwehrleute vor Ort, der Kreisverband Main-Spessart des Bayerischen Roten Kreuzes war mit weiteren 45 Personen vertreten.
Der Hinweis kam nicht anonym: Bei dem Anrufer habe es sich um einen 17-Jährigen gehandelt, teilt Zimmer mit. Dieser sei während des Einsatzes auch am Ort des Geschehens gewesen. Gegenüber den Beamten habe der Jugendliche zunächst angegeben, dass er direkt mit dem Bewaffneten zusammengetroffen sei. Im Laufe des Abends standen die Einsatzkräfte immer wieder in Kontakt mit dem Anrufer, so der Polizeisprecher. Man habe ihn auch vernommen: "Das ist nicht mit einem einmaligen Telefonat getan." Die Ermittler bräuchten bei solch einem Einsatz möglichst viele Informationen, so Zimmer.
Dem 17-Jährigen drohen erhebliche Konsequenzen
Rund vier Stunden nach dem Notruf, gegen 21.30 Uhr, offenbarte der 17-Jährige einem der Polizisten laut Zimmer schließlich, dass er sich den Zwischenfall nur ausgedacht habe. Für die Einsatzkräfte sei das "schon eine Überraschung" gewesen, sagt der Pressesprecher. Warum der junge Mann gelogen habe, wisse man aktuell noch nicht.
Für die Polizei gebe es bei einer solchen Gefahrenmeldung "keinen Spielraum", betont Zimmer. "Die oberste Prämisse ist es, Gefahren abzuwehren." Wenn so ein Anruf eingehe, müssten die Beamten sofort entsprechend reagieren.
Derartige Falschmeldungen kämen "Gott sei Dank relativ selten" vor, sagt Zimmer. "Doch die Konsequenzen sind erheblich." So wurde gegen den 17-Jährigen inzwischen ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Vortäuschens einer Straftat eingeleitet. Das Strafgesetzbuch sieht in solchen Fällen eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vor.
Der Einsatzkosten dürften im fünfstelligen Bereich liegen
Darüber hinaus prüfe die Polizei, inwiefern dem Verursacher die Einsatzkosten in Rechnung gestellt werden können. Diese dürften nach Angaben des Polizeipräsidiums "gewiss im fünfstelligen Bereich liegen". Immerhin seien neben der Polizei auch Einsatzkräfte der örtlichen freiwilligen Feuerwehren und des Rettungsdienstes im Einsatz gewesen. Gerade den Ehrenamtlichen, "die aus ihrer Freizeit heraus alarmiert wurden und für die Sicherheit der Bürger voll im Einsatz sind", werde so ein Missbrauch des Notrufs nicht gerecht, sagt Polizeisprecher Zimmer.