Seit vielen Jahren schon wünschen sich die Massenbucher einen Ausbau ihrer Verbindungsstraße hinunter nach Kleinwernfeld. Am 15. Februar 1958 war die schmale Straße mit steil abfallender Böschung fertiggestellt worden. Ein möglicher Ausbau ist seit Jahrzehnten im Gespräch, aber die Stadt Gemünden ist notorisch knapp bei Kasse, weswegen das Thema immer wieder vertagt wurde. Jetzt soll sich bald etwas tun, aber ein millionenschwerer Ausbau wird es nicht werden. Vielmehr wird die Straße, so hat es der Gemündener Stadtrat am Montag beschlossen, mit einer Deckbeschichtung im Kaltverfahren saniert. Dieses Verfahren missfiel Stadtrat Matthias Kübert (BfB), der beruflich Bauleiter ist, sehr.
Bauamtsleiter Jörg Breitenbach erläuterte, dass der Stadtrat am 28. Juni vergangenen Jahres beschlossen hatte, drei Varianten einer Sanierung der 2,1 Kilometer langen Ortsverbindungsstraße zu verfolgen und auszuschreiben: eine Beschichtung im Kaltverfahren, eine Deckbeschichtung im Heißverfahren oder eine Sanierung mit Splitt. Mehrere Varianten gleichzeitig auszuschreiben, so Breitenbach, sei jedoch nicht möglich gewesen, da Vergabeverfahren zum Zwecke der Markterkundung unzulässig seien. Stattdessen habe das Bauamt den Markt beobachtet und sei erneut zum Entschluss gelangt, die Deckbeschichtung im Kaltverfahren auszuführen. Die Kosten für die Gesamtfläche von rund 9000 Quadratmeter schätzt das Rathaus auf brutto 153.867 Euro. Außerdem soll die Straße Leitplanken und Ausweichbuchten erhalten. Nach aktuellen Schätzungen sollen diese Maßnahmen weitere 32.220 Euro kosten.
Stadtrat Walter Volpert (BfB), selbst in Massenbuch wohnhaft, fragte nach, wo die Ausweichbuchten geplant seien, diese seien vor allem im unteren Bereich nötig. Dort, so Bauamtsleiter Breitenbach, seien Ausweichbuchten schwierig, der Hang müsste aufwendig gesichert werden. Sie seien im oberen Bereich vorgesehen, wo mehr Platz sei. Volpert merkte zudem an, dass die Straßeneinläufe erhöht werden müssten, wenn auf die Straße ein paar Zentimeter oben drauf kämen. Schon jetzt mache man sich beim Ausweichen im Begegnungsverkehr die Felgen kaputt, wenn man auf einen der tief sitzenden Gullys fahre. Die Schutzplanken sollten außerdem so weit außen angebracht werden, dass Fahrzeuge aneinander vorbei fahren können.
Ingenieur plädierte für Kaltverfahren, Stadtrat Kübert hat Bedenken
Die Ausführung mit DSK (Dünne Schichten in Kaltbauweise) nannte Matthias Kübert ein Experiment, mit dem er sich nicht anfreunden könne. Er plädierte für die noch günstigere Splittdecke. Der anwesende Ingenieur Mathias Breitenbach vom Miltenberger Büro ISB nannte die Maßnahme "eine Unterhaltsmaßnahme, um die Lebensdauer der Straße zu verlängern", die geplante DSK-Schicht sei verformungsbeständig. Mögliche von Kübert befürchtete Risse könnten problemlos verschlossen werden. Das Kaltverfahren sei etwa 20 Prozent günstiger als das Heißverfahren und bei einer später einmal nötigen Entsorgung der Asphaltschicht spare die Stadt 50.000 Euro gegenüber dem Heißverfahren. Bei den etwa 45 Gullys müsse man "mit Sicherheit was tun", sagte Breitenbach.
Robert Lampert (CSU) zweifelte an, ob die Kostenschätzung mit 170.000 Euro realistisch sei. Seiner Meinung nach müssten gleich Kostensteigerungen im Baugewerbe einkalkuliert werden. Tatsächlich, so ISB-Ingenieur Breitenbach, sei die Kostenschätzung vor "der großen Preisexplosion" getätigt worden. "Wir müssen warten, bis das Ausschreibungsergebnis vorliegt", sagte Zweiter Bürgermeister Werner Herrbach. "Wenn das in die Hose geht, muss es trotzdem gemacht werden", so Lampert, schließlich warteten die Massenbucher schon so lange. Auf Nachfrage von Erhard Wiltschko (FWG) erklärte Mathias Breitenbach, dass es beim DSK-Verfahren zwei Jahre Gewährleistung gebe, sofern der Untergrund nicht nachgebe.
Mit 21:1 stimmte der Stadtrat für die Sanierung auf gesamter Länge im Kaltverfahren.