
Gemarkungsgrenzen? Kennt der Biber nicht. Er hat den Weidigsbach bei den Erlenbacher Höfen, also auf Karlstadter Gemarkung, aufgestaut und damit bei Hausen, also auf Steinfelder Gemarkung, mehrere Weiher geschaffen. Das Ganze ohne Bürokratie und ohne dass der Biber eine Aufwandsentschädigung bekommen hätte. So könne in diesem Gebiet nun ein "Erholungsgebiet für die Bevölkerung" entstehen, sagt Martin Volkmann-Gebhardt, Förster der Gemeinde Steinfeld.
Der Fall in Hausen erinnert an den kürzlich bekannt gewordenen Bau eines Damms durch einen Biber in Tschechien. Der dortige Dammbau setzte jahrelangen Diskussionen darüber, ob und wie der Fluss in seinen natürlichen Lauf zurückversetzt werden könnte, ein Ende. Ersparnis: rund 1,2 Millionen Euro. Auch in Hausen hat die Biberarbeit womöglich Tausende Euro gespart, denn Volkmann-Gebhardt hatte schon mit dem Anlegen von Teichen dort geliebäugelt. Auch wären wasserrechtliche Genehmigungen nötig gewesen, die der Biber nicht braucht.
Womöglich wird sogar ein Naturschutzgebiet errichtet
Volkmann-Gebhardt und Biberberater Gerd Reimer zeigten nun bei einem Besuch der Reporterin, was der Biber am Weidigsbach am Waldrand geschaffen hat. Das Revier ist eines von inzwischen rund 130 Biberrevieren im Landkreis. Der Abschnitt sei "naturschutzfachlich wertvoll", so Alexander Warkotsch von der Pressestelle der Regierung von Unterfranken. Es ist sogar im Gespräch, dass rund um das Biotop ein Naturschutzgebiet entsteht.

Der Förster und der Biberberater führen noch zu einer weiteren Stelle. Am Hausener Ortsausgang Richtung Sendelbach, am Riedgraben gleich hinter der Bushaltestelle "Hausen am Forst", hat ein Biber einen Baum gefällt. Der Baum liegt jetzt auf einer Wiese – gut für Flora und Fauna. "Biberreviere zählen zu den artenreichsten Biotopen überhaupt", so Reimer.
Um beide Seiten – Mensch und Biber – zufriedenzustellen, empfiehlt Experte Reimer präventives Handeln. Hier kommen die vier ehrenamtlichen Biberberater Main-Spessarts ins Spiel. In Konfliktbereichen informieren diese vor Ort über Präventionsmaßnahmen und helfen sogar bei der Umsetzung der Lösungen mit.
Im besten Fall läuft es mit dem Biber wie in Hausen, und man fängt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Gemeinde Steinfeld spart sich hohe Kosten und erhält erstklassigen Naturschutz.

Und: Gibt's eigentlich wieder genug Biber, um sie in der Fastenzeit als "Fisch" zu verspeisen? Diese lebensmittelrechtliche Genehmigung haben die Mönche nämlich auch nicht gebraucht.