Sagen können: „Ich war mal zusammen mit Heike Drechsler joggen.“ Das dürfen jetzt ein Dutzend Beschäftigte eines Arnsteiner Unternehmens. Die prominente Doppel-Olympiasiegerin im Weitsprung war für einen ganzen Tag zu Gast bei „Miwe Michael Wenz“, um bei den dortigen Mitarbeitern für Sport, Gesundheit und die Balance zwischen Arbeit und Leben zu werben.
„Eine der Grundvoraussetzungen für den Erfolg eines Unternehmens sind gesunde Mitarbeiter“, begründet „Miwe“ den Aktionstag, der erstmals ganztägig stattfand und den das Unternehmen in Kooperation mit der Barmer Ersatzkasse veranstaltete. Ein Großteil der Mitarbeiter ist bei dieser krankenversichert.
Umfangreiches Programm
Der Dauerlauf war nur ein kleiner Teil des Angebots an diesem Fitnesstag. Heike Drechsler referierte über „Prävention und Motivation“ und leitete im Stuhlkreis Übungen gegen Verspannungen und für einen gesunden Rücken an. In einem Vortrag erfuhren die Zuhörer, wie sich das Immunsystem stärken lässt. Am Ende waren alle Nasenspülkannen vergriffen, mit denen sich die Nase gerade in der Zeit der trockenen Heizungsluft auf Trab bringen lässt.
Parallel konnten die Mitarbeiter den ganzen Tag über ihre Balance und ihre Reaktionsfähigkeit auf Balanceplatten testen lassen.
Zum Auftakt ihres Vortrags über „Prävention und Motivation“ vor mehr als 60 Zuhörern zückte Heike Drechsler ein Bandmaß und ließ es auf mehr als sieben Meter ausziehen, um ihre Rekordsprünge zu erläutern. Das Band durchspannte fast den ganzen Vortragsraum im neuen „Life Baking Center“. Im geschlossenen Raum ist kaum zu glauben, dass ein Mensch aus eigener Kraft so weit durch die Luft fliegen kann.
Anfangs motivierte die Gemeinschaft
An ihrem eigenen Lebenslauf machte die Athletin fest, wo die Motivation zum Sporttreiben liegen kann, um einfach fit zu bleiben oder sogar – wie in ihrem Fall – zu Höchstleistungen zu gelangen. Das begann bei ihr mit zwölf Jahren. Über die Schule kam sie in eine Gruppe, in der spielerisch Sport getrieben wurde. Die Gemeinschaft habe da im Vordergrund gestanden. Doch schon bald gab es Momente, in denen die Mädels besonders schnell waren – „wenn nämlich gleichzeitig die Fußballjungs trainierten“.
Talentsucher entdeckten die schlaksige Heike als Kandidatin für die DDR-Sportschule. Und da waren die Tage von sieben bis 18 Uhr durchgetaktet. „Warum wir Massagen und Saunabesuche hatten, war uns Mädels noch nicht ganz klar.“ Doch spannte Heike Drechsler in ihrem Vortrag damit den Bogen zum Thema Belastung und Regeneration. Ebenso wie im Leistungssport müsse es im Leben ein Gleichgewicht zwischen Beruf und Freizeit geben.
Süchtig nach Siegen
Zwar sei sie bald süchtig nach Siegen gewesen, die sie motivierten, doch habe sie auch schwere Zeiten erlebt, berichtete die Olympionikin. „Nach Seoul 1988 und zehn Jahren intensivem Training war ich sehr müde.“ Sie wollte eine Pause einlegen und musste diese schriftlich begründen. Bald kam auch noch die Wendezeit. „Die war für mich als ,gefördertes Kind‘ schwer.“ Zwar habe sie Unterstützer gefunden, doch sei wichtig gewesen, ihre Komfortzone zu verlassen, sich neue Ziele zu setzen und sich weiterzubilden.
Alles habe aber nur einen Sinn, wenn es auch Freude mache. Und hier versuchte sie ihre Erfahrungen an die Zuhörer weiterzugeben: „Manchmal entwickelt sich die Freude aus der Hartnäckigkeit des Tuns.“
Täglich 30 Minuten
Zaghaft meldeten sich einige Zuhörer, als Heike Drechsler fragte: „Wer treibt denn aktiv Sport?“ Mancher wollte wohl den Mut schon sinken lassen, als sie hinterhersetzte: „Zweimal in der Woche einen Kurs zu besuchen reicht nicht aus. Es sollten schon täglich 30 Minuten sein.“ Nur zweimal in der Woche Sport genüge nicht, weil bei Kindern heutzutage oft jede zusätzliche Alltagsbewegung wegfalle. Doch dann gab sie selbst den Zuhörern ein wenig Entwarnung: Auch das Treppensteigen sei da schon mitzurechnen. Es gelte jede Art von Bewegung.