München signalisiert: Wir halten am Eichenzentrum Erlenfurt fest. Doch die Gegner sammeln nicht nur Unterschriften, sie setzen sich auch für einen nun überraschend aufgetauchten Alternativstandort ein: die Luitpoldshöhe nahe der Autobahnraststätte Rohrbrunn, einst Jagdschloss des Prinzregenten Luitpold, seit 2011 Privateigentum von Georg Taupp.
„Ich glaube, wir haben eine Chance“, sagte Sebastian Schönauer, stellvertretender Landesvorsitzender des Bund Naturschutz bei einer Pressekonferenz am Freitag. Seine Hoffnung verbindet er auch mit den Freien Wählern, die jetzt mit Anna Stolz aus Arnstein eine Staatssekretärin und mit Thorsten Glauber aus Forchheim den Umweltminister im bayerischen Kabinett stellen. Nicht nur, dass die Freien Wähler sich im Koalitionsvertrag für den Wald stark gemacht haben, womit zehn Prozent des Staatswaldes als Naturwald ausgewiesen werden sollen. Bei den 40 Befürwortern des Alternativvorschlags, die zur Pressekonferenz gekommen waren, hatte sich auch Hans Jürgen Fahn eingereiht.
Freie Wähler sind im Boot
„Erlenfurt hat keine Mehrheit mehr“, sagte der Ex-Landtagsabgeordnete aus Aschaffenburg. Ein Eichenzentrum dort werde nur noch von der CSU getragen. Die Freien Wähler hätten dagegen gestimmt, als das Kabinett am Ende der jetzt zurückliegenden Legislaturperiode 26,5 Millionen Euro dafür eingeplant hätten. „Zu teuer“, so Fahn. Einer Verwirklichung in der Luitpoldshöhe stünden die Freien Wähler hingegen „sehr offen gegenüber“. Womit er wohl auch für Anna Stolz sprach, die ihr Kommen zwar zugesagt, sich dann aber kurzfristig entschuldigt hatte.
Naturpark Spessart fordert gemeinsame Planung
Auch Oliver Kaiser, Geschäftsführer des Naturparks Spessart, begrüßte die Alternative. Er forderte einen „soliden Prozess“, eine „vernünftige fachliche Prüfung und eine „enge Abstimmung“ der beiden verantwortlichen Ministerien. Bekanntlich ist das „Eichenzentrum“ dem Forstministerium zugeordnet, während beim „Walderlebniszentrum“ am Bischborner Hof das Umweltministerium federführend ist. „Die Ministerien sollen sich zusammensetzen“, sagte er. „Nicht, dass jeder meint, er müsse sein eigenes Ding drehen.“
Spessartbund hat bereits Arbeitskreise gegründet
„Für den Spessartbund ist das eine völlig neue Situation“, verdeutlichte auch dessen Vorstandssprecher Gerrit Himmelsbach. Die Voraussetzungen seien nun „völlig anders“ – was die führenden Köpfe des 16 000 Mitglieder zählenden Vereins sofort zum Handeln veranlasste. Er begnügt sich nicht mit der Forderung, der Freistaat möge das Jagdschloss zurückkaufen. Darüber hinaus machte sich die Vertreterversammlung am vergangenen Samstag bereits stark für ein länderübergreifendes Entwicklungskonzept. Dafür habe der Spessartbund eigens einen Arbeitskreis gegründet, so Himmelsbach. Zwei weitere Arbeitskreise kümmern sich um das „Eichenzentrum“ (das die „Freunde des Spessarts“ lieber „Spessartzentrum“ oder Spessartwald-Zentrum“ oder „Waldzentrum Spessart“ nennen würden) sowie um die „Umweltbegegnungsstätte“ (die derzeit als „Naturerlebniszentrum“ am Bischborner Hof geplant ist).
„Spessartzentrum“ gefalle ihm auch besser als „Eichenzentrum“, bekannte Walter Schreck, der als Bürgermeister von Weibersbrunn für den Ortsteil Rohrbrunn und die Luitpoldshöhe verantwortlich ist. „Warum sollte ich als Bürgermeister traurig sein, wenn das Zentrum hier entsteht?“, sagte er mit einem gewissen Understatement und schob witzelnd hinterher: „Ich denke nur an die Gewerbesteuer ...“