Geschlossener Kopf, seidiger Glanz, perfektes Weiß: Seit Mitte, Ende April ist wieder Spargelsaison. Auch in Main-Spessart gibt es das Stangengemüse in den mobilen Verkaufsständen, im Supermarkt oder direkt ab Hof. Wie aber geht es den Spargelanbauern in Main-Spessart? Auf Nachfrage zeigt sich: Mancherorts wird weniger Spargel angebaut, aus unterschiedlichen Gründen.
"Wir haben Flächen reduziert, aber nicht massiv", bestätigt Marion Gold vom Obst- und Spargelhof Gold in Karlburg. Bisher habe der Hof seinen Spargelverkauf auf drei Beine gestützt: Die Direktvermarktung ab Hof, die mobilen Verkaufsstände sowie der Abverkauf in den Großhandel. Letzteren habe man stark reduziert. "Früher haben wir bestimmt rund 40 Prozent Spargel in den Handel abverkauft, mittlerweile sind es nur noch rund 15 Prozent", erläutert Marion Gold. So beliefere man nur noch ein bis zwei ausgesuchte Edeka-Märkte und auch wenn es eine Überproduktion gibt, gehe der Spargel noch in den Handel. Den Rest verkauft der Betrieb ab Hof oder an den Verkaufsständen in der Region.
Unberechenbare und schwankende Spargel-Preise am Markt
Grund für den Rückzug im Handel seien die unberechenbaren und massiv schwankenden Preise am Markt. Mittlerweile sei auch immer mehr ausländische Ware auf dem Markt aus Ländern, in denen einfach günstiger produziert werden könne, so Gold. Doch mit diesen Preisen könnten die heimischen Spargelanbauer nicht immer mithalten. In Karlburg bekommen alle Saisonkräfte 12,41 Euro Mindestlohn und sind sozialversichert. Gold bezweifelt, dass das mit ausländischen Arbeitsbedingungen vergleichbar ist.
Das Spargeljahr beschreibt sie als durchschnittlich: "Wir hatten Höhen und Tiefen", so Gold. So sei zum Beispiel die Kälte und Nässe im April sehr schlecht gewesen. Bei den Minusgraden sei der grüne Spargel teils erfroren und auch für die Arbeiter werde es schwierig, wenn bei viel Regen zwischen den Dämmen das Wasser stehe. Ist es wiederum nach der Ernte zu trocken, muss bewässert werden, wenn die Pflanzen hochwachsen. "Ich habe festgestellt, Anlagen, die ich letztes Jahr nach der Ernte bewässert habe, bringen gute Qualität. Solche, die ich nicht bewässert habe, im Vergleich weniger gute Erträge." Allerdings müsse man auswählen, denn alles bewässern gehe nicht.
Spargelanbauer Schnackig: Spargel nur ein Standbein des Betriebs
Auch im Eußenheimer Ortsteil Schönarts wird Spargel angebaut. Karl-Heinz Schnackig führt den Familienbetrieb. Seinen Spargel verkauft er in die Gastronomie, in Hofläden und direkt ab Hof. Und ja, auch er habe in den letzten Jahren seine Spargelanbauflächen um 20 Prozent reduziert. Geschuldet sei das dem schlechteren Absatz und durchaus branchenüblich, erklärt er auf Nachfrage. "Es drückt mehr Ware auf den Markt", begründet er und bestätigt damit, was auch im Karlburger Betrieb ankommt.
Inwiefern ihn die Entwicklung besorgt? Man könne nicht die Augen davor verschließen, dass es rückwärts gehe, so Schnackig, aber er habe sich auch ein Stück weit damit abgefunden. Zudem sei der Spargel nur ein Standbein des Betriebs. So sei zum Beispiel die Nachfrage nach Kartoffeln kontinuierlich gut und durch Stammkunden gedeckt. Schwieriger sei es bei den Erdbeeren geworden. Hier sei der Mengenabsatz manchmal schwierig, die Energiekosten und Lohnkosten durch den Mindestlohn gestiegen. "Umso kleiner der Betrieb, umso schwieriger wird es", beschreibt es Schnackig.
Allerdings sei man als Landwirt auch einiges gewohnt, nimmt er es gelassen. "Jedes Jahr ist anders", so der Landwirt. Über den Start in die Spargelsaison hat er sich jedenfalls sehr gefreut. Der sei bilderbuchmäßig gewesen.
Seit 2023: Spargel aus Urspringen vom Bioland-Hof Nätscher
Seit vergangenem Jahr gibt es im Landkreis auch grünen und weißen Spargel aus Urspringen. Vor drei, vier Jahren hat der Bio-Landwirt Reinhard Nätscher erstmals Spargel auf seinem Acker ausgesät und im vergangenen Jahr geerntet. Viele seien überrascht gewesen, dass der Spargel auf den eher schweren, lehmigen Böden in Urspringen funktioniere, erzählt Nätscher. Aber das tue er, vor allem der grüne Spargel. Verkauft wird ausschließlich ab Hof per Selbstbedienung. "Die Leute schätzen es, dass sie kommen können, wann sie wollen", erläutert der Landwirt. Und sie kämen zu den unterschiedlichsten Zeiten: mal morgens um 6 Uhr, mal Sonntagnachmittags um 3.
Die Nachfrage sei gut, allerdings mache er auch nur dosiert Werbung. "Nichts ist schlimmer, wenn jemand kommt und nichts ist da", sagt er. Zudem kann er mit einem Feld auch nur begrenzt produzieren. Allerdings überlegt er die Fläche auszuweiten. Außer Spargel baut der Bio-Landwirt auch noch Kartoffeln, Erdbeeren, Sonnenblumen und Kichererbsen an.
Welchen Unterschied der biologische Anbau von Spargel mache? Weil er bewusst auf Folie verzichtet, ist sein Spargel 14 Tage später reif als der, der unter Folie gezogen wird. Zudem wächst ohne Folie nicht nur der Spargel, sondern auch das Beikraut, das dann überwiegend per Hand entfernt wird. Dafür braucht er seine Ernte-Helfer auch erst ab dem Zeitpunkt der Ernte.