"Da haben wir wahrscheinlich die A...-Karte gezogen." Armin Bauer war alles andere als begeistert von dem Untergrund, auf dem aktuell das zweite soziale Bauprojekt Marktheidenfelds entstehen soll. Der Bau auf Schluff und Sand, wie ihn der Architekt auf dem städtischen Grundstückszwickel zwischen Südring und Ulrich Willer vorfand, lässt nur zwei Möglichkeiten zu: Alles unterkellern oder gar nichts. Weil Ersteres einen – zumindest für sozialen Wohnungsbau – luxuriös großen Keller ergeben hätte, plante sein Büro um: Es sei gelungen, in jeder der insgesamt 25 Wohneinheiten eine sechs Quadratmeter große Abstellfläche vorzusehen, führte Bauer – einer der beiden Geschäftsführer der Ritter Bauer Architekten GmbH aus Aschaffenburg – am Donnerstag Woche im Stadtrat aus.
Nachdem der Stadtrat schon mehrere Varianten diskutiert hatte, verabschiedete er nunmehr jene, mit der der Bau beantragt wird. Der Beschluss war einstimmig. Nicht einig waren sich Räte und Planer jedoch, was den Zeitplan angeht. "Es zieht sich alles in die Länge", beklagte Zweiter Bürgermeister Martin Harth (SPD) die Dauer der Planung. Aber real passiere nichts. "Irgendwann müssen wir vorankommen", drückte er aufs Tempo.
Wer auf die Zeit drängt, muss mit höheren Kosten rechnen
Michael Müller (Freie Wähler) hingegen trat auf die Bremse. Eine kurze Ausschreibungsfrist bedeute eine "erhebliche Kostenmehrung", sagte er und plädierte dafür, sich deshalb Zeit zu lassen. Damit griff er die Argumentation des Architekten Bauer auf. Sollte die Ausschreibung der Arbeiten noch in diesem Herbst erfolgen, so brauche man "nicht hoffen, dass man kostengünstig bauen" könne. "Die Baukonjunktur boomt." Es sei besser, ins Frühjahr hinein zuplanen, empfahl er.
Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder (Freie Wähler) hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Mein Wunsch wäre es, den ersten Spatenstich noch selbst durchzuführen", verriet sie. Dies aber habe ihr der Architekt noch nicht zugesagt. Die nächste Kommunalwahl steht im März an, Schmidt-Neder kandidiert nicht mehr, ihr Nachfolger wird sein Amt im Mai 2020 antreten.
Der Raumplan
Geplant sind nunmehr auf vier Ebenen 24 Wohnungen sowie ein etwas zurückgesetztes Penthaus obendrauf. Das Raumangebot umfasst (jeweils ohne Abstellraum):
- eine 43 Quadratmeter große Ein-Zimmer-Wohnung,
- acht Zwei-Zimmer Wohnungen (zwischen 52 und 72 Quadratmetern) für ein bis zwei Personen
- zwölf Drei-Zimmer-Wohnungen (zwischen 70 und 91 Quadratmetern) für zwei bis vier Personen und
- drei Vier-Zimmer-Wohnungen, jeweils 90 Quadratmeter groß, für vier Personen.
- Das 217 Quadratmeter große Penthous ist für sechs Personen gedacht, von denen jede ein eigenes Zimmer hat. Küche, Wohnzimmer und Terrasse werden gemeinschaftlich genutzt. Gedacht ist diese "besondere Wohnform" für Menschen mit Handycap, die zwar betreut werden, aber auch selbstständig leben und arbeiten können.
Vorgesehen sind 24 Auto-Stellplätze, die über die Straße "An den Birken" her angefahren werden, sowie 57 Stellplätze für Fahrräder zum Südring hin. Der Haupteingang ist von der Ostseite, also von der Ulrich-Willer-Straße her, geplant, ein Nebeneingang auf der Rückseite genau gegenüber liegend von den Parkplätzen her. Die Heizanlage, die mit Pellets betrieben wird, wird in eine "garagenähnliche Kiste" (Bauer) ausgelagert, für die Müllcontainer und die Gelben Säcke ist zur Straße "An den Birken" eine Einhausung vorgesehen.
Ob fünf Euro Mietpreis pro Quadratmeter zu halten sind, scheint fraglich
Die Entscheidung, selbst für Sozialwohnungen zu sorgen, traf der Stadtrat im April 2017, nachdem sich dafür kein privater Investor gefunden hatte. Mit dem Bau der Wohnanlage am Stauffenbergring hat der Freistaat Bayern als Bauherr Ende November 2018 begonnen. Bauherr an der Ecke Südring/Willer-Straße ist die Stadt selbst. Sie rechnet mit Fördermitteln vom Freistaat von bis zu 30 Prozent.
Damals peilte die Stadt einen Mietpreis von fünf Euro pro Quadratmeter an. Ob sich dieser halten lässt, kam im Stadtrat diesmal nicht zur Sprache. Bauer erwähnte lediglich, dass statt der ursprünglich angestrebten 430 Euro nun mit 500 bis 550 Euro pro Kubikmeter umbauten Raums zu rechnen ist. Bei dieser Kostenschätzung gebe es erfahrungsgemäß Abweichungen von plus/minus 15 Prozent. Seine aktuelle Angabe aber sei, so der Architekt, "der oberste Deckel".