Nach den Plädoyers könnte sich heute am Landgericht Würzburg entscheiden, ob ein 20-Jähriger Elitesoldat in den Knast muss - oder als erster in Bayern zum Entzug von Dopingmitteln in eine Therapieeinrichtung kommt. Der Gebirgsjäger ist, wie sich vor Gericht ergab, süchtig nach Anabolika.
2000 Euro für Anabolika
Das soll auch sein Motiv für den brutalen Raubüberfall auf den Mitarbeiter eines Getränkemarktes in Marktheidenfeld im September 2018 gewesen sein. Der Soldat brauchte nach eigenen Angaben zuletzt allein 2000 Euro pro Monat für seine Dopingmittel. Er und sein 19-jähriger Komplize haben gestanden, den Mitarbeiter des Marktes geschlagen, mit einer Schusswaffe bedroht und mit Wodka übergossen zu haben. Sie drohten, ihn anzuzünden, wenn er ihnen nicht beim Leeren der Tresore helfe. Beide stammen aus dem Landkreis Main-Spessart.
Die Beute betrug knapp 10.000 Euro. Doch die Täter legten zwei Brände, um Spuren zu verwischen. Dadurch entstand ein Schaden von 130.000 Euro.
Aus Bewunderung mitgemacht
Der 19-Jährige hatte an dem Raub nach eigenen Angaben aus Bewunderung für den ein Jahr älteren Gebirgsjäger mitgemacht. Er hatte keine Geldsorgen wie sein Mitangeklagter und bezeichnete den Überfall zuletzt vor Gericht als "den größten Fehler meines Lebens".
Wäre der Soldat abhängig von Alkohol oder anderen Drogen, wäre für ihn ein Entzug als Teil der Strafe wahrscheinlich. Er wäre aber der erste in Bayern, bei dem dies zum Entzug von Anabolika gemacht würde - wenn das Gericht zustimmt und sich eine Einrichtung findet, die das versucht.
Unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen
Ein Sprecher der Bundeswehr in Veitshöchheim sagte auf Anfrage: Der 20-Jährige sei bereits nicht mehr bei den Gebirgsjägern. Er sei aufgrund des Vorfalls im Juni aus der Bundeswehr entlassen worden.
Der überfallene Mitarbeiter des Getränkemarktes ist Nebenkläger im Prozess. Deshalb wird es drei Plädoyers geben - und möglicherweise am späten Nachmittag ein Urteil.