
Bunt verziert am Osterstrauß, Leckereien und spielerische Wettbewerbe rund um die Eier: Zu Ostern werden sie nicht nur gerne gefärbt, gekocht und gegessen, sie spielen auf ganz verschiedene Weise eine herausragende Rolle – und das in jeder Familie etwas anders. Diese Redaktion hat gefragt, welche Bräuche und Traditionen die Main-Post-Leserinnen und -Leser in Main-Spessart pflegen. Die schönsten Einsendungen finden Sie hier.
1. Bestickte Ostereier aus Karlburg

Elisabeth Erdmann aus Karlburg bestickt feine Stoffe mit zierlichen Oster- und Frühlingsmotiven und verschönert damit Ostereier. Dazu verwendet sie eine Schablone. Der Stoffzuschnitt wird auf dem Ei aufgeklebt und mit einer Borte, Bändern und Blumen verziert. Die fertig verzierten Eier können an einem Osterstrauß aufgehängt oder mit einem Stab in einen Blumentopf gesteckt werden. "Am besten kommen die Stickereien auf Gänseeiern zur Geltung", sagt die 80-Jährige, weil die größer als Hühnereier seien.
Sie arbeitet mit der Schwälmer Weißstickerei. Das ist eine traditionelle Handwerkstechnik, die vor allem in der Region Schwalm in Hessen praktiziert wird und von dort überliefert ist. "So wurde bei uns früher auch gestickt, nur hat es keiner aufgeschrieben", meint Erdmann. Kennzeichnend für die Schwälmer Weißstickerei ist, dass sie sich aus einer Kombination verschiedener Techniken zusammensetzt. Seit einem Jahr sei diese Art des Stickens immaterielles Kulturerbe.
Schon vor rund zehn Jahren hat Erdmann ihre Kreationen am Ostermarkt in Karlstadt angeboten. "Die waren der Renner", erinnert sie sich. Sticken hat Erdmann in der Schule gelernt, aber lange nicht praktiziert, sagt sie. Erst Jahrzehnte später habe sie die Handarbeit wieder für sich entdeckt und angefangen Kurse zu geben. Die von ihr geleitete Weißstick- und Klöppelgruppe sowie der Historische Verein laden vom 16. bis zum 18. Mai in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Unterfranken zu einem Aktionswochenende mit Werkstätten und Ausstellung im Foyer des Museums Karlstadt ein.
2. In Seifriedsburg kam der Osterhase früher am Gründonnerstag

Main-Post-Leser Edwin Glück aus Stetten hat sich sein Leben lang gefragt, warum der Osterhase in Seifriedsburg früher schon am Gründonnerstag kam – jetzt hat er eine Antwort im Internet gefunden. "Immer wieder haben wir das in der Familie diskutiert, doch niemand wusste es", sagt er. "Auch nicht meine Mutter, die von dort stammt." Er selbst ist im rund 20 Kilometer entfernten Reichenbuch aufgewachsen. Dort gab es für die Kinder erst am Ostersonntag Eier und Süßigkeiten.
In Seifriedsburg hingegen durften am Donnerstag vor dem Osterfest die Nester gesucht werden. "Sie wurden aber an den Fasttagen Karfreitag und Karsamstag weggeräumt", berichtet Glück. Ob das nur in Seifriedsburg so war, oder auch in Nachbarorten, weiß er nicht. Jetzt hat er herausgefunden, dass das Schenken von Ostereiern einen weltlichen Hintergrund habe. Er erzählt, dass der Brauch darauf zurückgehe, dass Bauern früher Eier als Pachtzins an ihren Grundherren abgeben mussten. Das Zinsjahr endete am Gründonnerstag.
Der Termin sei praktisch gewesen, weil die Menschen in den 40 Tagen Fastenzeit zuvor sowieso keine Eier essen durften und so entsprechend viele Eier für den Pachtherren anfielen. Der Brauch des Eierschenkens gehe auf die gleiche Tradition zurück: Kirchliche Grundherren schenkten die eingesammelten Zins-Eier an arme Menschen weiter.
Heute sei die Tradition, sich an Gründonnerstag zu beschenken, auch in Seifriedsburg verloren gegangen, sagt Glück. Dort komme der Osterhase mittlerweile auch am Ostersonntag.
3. Osterbrunnen schmücken in Unterwittbach

Die Idee, in Unterwittbach einen Osterbrunnen zu gestalten, kam Brigitte Schreck vor über dreißig Jahren bei einem Familienausflug in die Fränkische Schweiz. Denn in dem Ort Bieberbach gibt es den "größten Osterbrunnen der Welt", der es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat. Über 11.000 handbemalte Eier schmücken den Brunnen.
Und der hatte es Brigitte Schreck angetan. "Es wäre toll, wenn wir das bei uns in Unterwittbach auch machen könnten", habe sie damals gedacht. Sie habe deshalb im Ort herumgefragt, wer mitmachen wolle und ein Nachbar habe gleich gesagt, dass er ein Eisengestell in Eierform anfertigen könne.
"Am Anfang war es nur das Ei, dann kam immer mehr dazu und wir haben auch außenrum geschmückt", erzählt Schreck. So hat sich der Unterwittbacher Osterbrunnen seit 1994 über die Jahre immer ein Stück weiterentwickelt. Schrecks Traum wären zwar handbemalte Eier so wie bei dem Brunnen in Bieberbach. "Aber das konnten wir bei uns nicht umsetzen, wir haben stattdessen Plastikeier", sagt sie.
Eine Gruppe aus etwa acht Frauen kümmert sich jedes Jahr darum, das Grünzeug und die Eier zusammen zu binden. Das Grüngut bekommen sie oft von Leuten aus dem Ort gespendet oder sammeln selbst etwas. In diesem Jahr gab es außerdem neue Eier, Schleifen und Weidekörbe – über 600 gelbe und weiße Eier zieren den Brunnen. "Zum Aufstellen brauchen wir dann die Männer, die auf die Leiter gehen", erzählt Schreck.
In der Fränkischen Schweiz ist die Tradition der Osterbrunnen tief verwurzelt. "Bei uns in der Gegend gab es das dagegen damals noch kaum", erinnert sich Schreck. Sie seien in Unterwittbach eine der ersten Gemeinden gewesen, die einen Osterbrunnen geschmückt habe.