
Taugt der "lumpige" Raupenantrieb? Bleibt das Gerät mit dem angehängten Grubber nach zehn Metern stehen? Kippt es beim Wenden um? Die anwesenden Weihnachtsbaumbauern waren bei einer Vorführung eines autonom per GPS fahrenden Feldroboters in Mittelsinn vorab durchaus skeptisch. Der Christbaumanbau ist sehr arbeitsintensiv, besonders wenn gar keine oder wenige Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. "Das größte Problem, das wir derzeit haben, sind die Arbeitskräfte", sagte Christbaumbauer Uwe Klug am Rande der Vorführung in einer seiner Christbaumflächen.
Arbeitsroboter könnten künftig bei der mechanischen Bekämpfung von Unkraut helfen. Die Vorführung zeigte aber, dass bis dahin noch ein wenig Entwicklungsarbeit nötig ist. Denn die vorgeführten Arbeitsgeräte sind für die Arbeit in Weinbergen entwickelt und eignen sich weniger für den Anbau von Weihnachtsbäumen. Doch schon bald soll es Lösungen für Christbäume geben.
Der französische Roboter wurde für den Weinbau in der Champagne entwickelt
Das in Mittelsinn vorgeführte Modell ist dieses Jahr auf den Markt gekommen. Weltweit fahren erst 19 dieser Raupenfahrzeuge des französischen Herstellers Naio Technologies. Laut Tobias Freundl und Steve Heidemann von der Baywa wurde es für den Weinbau in der Champagne entwickelt. 100.000 Euro koste ein solches gut 800 Kilo schweres Fahrzeug, die Arbeitsgeräte kämen noch dazu. In Bayern gebe es immerhin eine 40-prozentige Förderung. Mittels eines virtuellen Zauns (Geofencing) könne kontrolliert werden, dass das Fahrzeug auf dem Feld bleibt. Beim Überfahren des "Zauns" schalte es sich ab. "Somit ist gewährleistet, dass sie nicht durchs Dorf Amok fahren", sagte Freundl.
Nicht nur aus Mittelsinn kamen Christbaumanbauer zur Vorführung, sondern auch aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Auch ein Erdbeerbauer aus dem Landkreis Bad Kissingen interessierte sich für die Vorführung. Initiiert hatte das ganze Agraringenieur Hans Koch, der als Grünland-Experte für die Baywa arbeitet.
Einmal wurde ein Grubber angehängt, um damit zwischen frisch angepflanzten Zeilen Unkraut herauszureißen. Im zweiten Versuch wurde ein sogenannter Stockräumer angehängt, der links und rechts zwischen größeren Christbäumen die Wurzeln von Unkräutern durchschneiden sollte. Zufriedenstellend war das Ergebnis in beiden Fällen nicht, aber der Mittelsinner Volker Richter befand nach der ersten Fahrt mit dem Grubber: "Dass das so gut geht bei dem Boden, hätte ich nicht gedacht." Sein Vater Ludwig gab zu bedenken, dass man für 100.000 Euro viele Christbäume verkaufen müsse, aber Klug meinte dazu: "Der wird nicht krank und braucht keinen Urlaub."
Eine Walze wird für die Bekämpfung des Unkrauts zwischen den Reihen favorisiert
Klug hätte gern gesehen, dass an den Roboter eine spezielle Walze angehängt wird. Das war bei der Vorführung aufgrund einer fehlenden Aufhängung nicht möglich. Eine solche Walze sähe er am geeignetsten für das Unkraut zwischen den Reihen. Im Gegensatz zum Mulchen, bei dem Unkraut einfach abgeschnitten würde, würde eine solche Walze das Unkraut mehrfach knicken, plattdrücken und lang abschneiden. Dadurch komme nicht so schnell neues nach und die Feuchtigkeit bleibe im Boden, hofft Klug. Allerdings gab es bis dahin noch keine kompatible Walze.

Die Geschwindigkeit des Geräts, das mit dem Internet verbunden ist, lässt sich über eine App steuern. Mit dem vorhandenen Akkusatz soll ein solcher Roboter fünf Stunden, mit dem möglichen doppelten zehn Stunden arbeiten können. Sollte es zu Störungen kommen, teile das Gerät diese mit.
Bodenexperte ist überzeugt, dass es ohne ein Bodenmanagement künftig nicht geht
Dass es in der Landwirtschaft in Sachen Düngung und Erosion generell nicht so weitergehen könne wie in den vergangenen Jahrzehnten, davon ist Bodenexperte Hans Koch überzeugt. Es brauche ein Bodenmanagement, damit die Böden nicht weiter ausgespült und abgeschwemmt werden und um die Verfügbarkeit von Stickstoff und Phosphat im Boden zu erhöhen. Die Düngeverordnung setze der Zugabe von Stickstoff und Phosphat bereits Grenzen. Auch die bayerische Erosionsschutzverordnung schreibe zumindest in Steillagen schon eine Dauerbegrünung vor. Koch rät zu verstärkter Kalkgabe, auch im Wald, was in Bayern momentan nicht gemacht werde.
Kochs Credo für den Christbaumanbau sind die Untersaaten oder Beisaaten, die zwischen den Christbäumen ausgebracht werden. Sie sollen wichtige Nährstoffe liefern und die Feuchtigkeit im Boden halten. Sie könnten auch das im Christbaumanbau nicht gern gesehene Weideröschen verdrängen, das Weihnachtsbäume mit einem Pilz anstecken kann und im Sommer den Bäumchen das Wasser entzieht. Aber: "Untersaaten ohne Untersaatenmanagement geht in die Hose." Sprich: Man müsse sich auch darum kümmern.
Klug: "Wir haben gesehen, das Ding fährt"
Uwe Klug, der die nächste Anbaufläche derzeit mit weißen Lupinen vorbereitet, befand zu dem Versuch mit dem Feldroboter: "Wir haben gesehen, das Ding fährt." Die Arbeitsgeräte hätten aber überhaupt nicht gepasst, die müssten für Christbäume angepasst werden. Und der Stoßdämpfer vorne sei für den Christbaumbereich störend. Die Technologie, so Klug, stecke noch in den Kinderschuhen und sie sei sicher nicht für alle Flächen geeignet.
Hans Kochs Fazit: "Das Gerät funktioniert und die Arbeitsgeräte werden angepasst." Schon im September oder Oktober, so versprach er, soll es einen zweiten Versuch geben. Aus Sicht von Uwe Klug besteht Handlungsbedarf, er habe im Moment einen so hohen Unkrautdruck wie noch nie.