
Im November 2021 wurde es öffentlich: Gegen den ersten Kaplan der Pfarrei "Zur Heiligen Familie" in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) und Kirchenmusikdirektor im Bistum Passau - Pater Norbert Weber - liegen Vorwürfe sexuellen Missbrauchs vor. Das Bistum Passau und die Deutsche Kapuzinerprovinz nannten damals bewusst den Namen des Beschuldigten. Nun gibt es einen vorläufigen Bericht, vorgelegt durch die Interventionsbeauftragte des Bistums Passau, Antonia Murr, heißt es in einer Pressemitteilung.
Norbert Weber hat von 1961 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 eine große Zahl an Ministrantinnen und Ministranten, ebenso Schülerinnen und Schüler begleitet, mit ihnen Chöre und Instrumentalgruppen aufgebaut. Auch im Bistum Würzburg war Weber von 1965 bis 1968 als Kaplan musikalisch tätig. Er gründete in Karlstadt den Kirchenchor sowie die Knabenschola, die als "Zementspatzen" bekannt wurde.
In der Pressemitteilung, die auch das Bistum Würzburg verbreitet hat, heißt es, dass sich dort trotz eines Aufrufs kein Betroffener aus der Region gemeldet habe. Anders im Bistum Passau: Bis April 2023 habe man von 18 Betroffenen sexuellen Missbrauchs durch den Pater erfahren. Sieben stellten laut Murr einen Antrag auf Anerkennungsleistungen. Fünf wurden von der Unabhängigen Kommission behandelt und bislang 39.000 Euro ausbezahlt.
Weiter heißt es: Weber wurde erstmals 2010 aktenkundig. Ein ehemaliger Ministrant meldete sich beim Missbrauchsbeauftragten des Bistums Passau. "Der Fall wurde seitens des Kapuzinerordens aufgearbeitet, das Opfer entschädigt und die Schuld des Täters uneingeschränkt anerkannt." Zwei weitere Beschuldigungen gab es in 2019 und 2020. Daraufhin erfolgte 2021 der öffentliche Aufruf in Passau, dem sich das Bistum Würzburg anschloss.
Bericht geht auf perfides Vorgehen Norbert Webers ein
"Als Kirchenmusikdirektor war Weber auf der einen Seite sehr beliebt, auf der anderen Seite hatte er diese äußerst dunkle Seite und brachte Leid und Zerstörung über ihm anvertraute Kinder und Jugendliche", so Murr. Ihren Angaben zufolge gehe der Bericht auf das "perfide Vorgehen des Paters" ein sowie auf "die Tatsache, dass einigen der Betroffenen damals nicht geglaubt wurde, als sie sich an Vertrauenspersonen wandten".
Es sei davon auszugehen, dass es weitere Betroffene gibt, "die es bis dato nicht wagten, sich zu melden". Manche Berichte von Betroffenen hätten auch deutlich gemacht, dass wohl eine Vielzahl von Menschen von der "abartigen Neigung" Webers im Mindesten geahnt, wenn nicht sogar davon gewusst haben mussten.
Grabstein des Paters soll nicht entfernt werden
Murr geht auch darauf ein, wie mit dem Nachlass und dem Gedenken an den Täter umzugehen sei. Die Kirchenmusikerinnen und -musiker des Bistums wollen darauf verzichten, Werke Norbert Webers zu spielen.
Unterdessen habe sich der Betroffenenbeirat im Bistum Passau gegen die Entfernung des Grabsteins von Norbert Weber ausgesprochen. So hatte etwa die Pfarrei Markhausen in Niedersachsen reagiert: Dort war Ende 2021 auf Wunsch der Betroffenen die Grabplatte eines Klerikers entfernt worden.
Betroffene aus dem Bistum Würzburg beziehungsweise aus dem Karlstadter Raum können sich bei den Ansprechpersonen für Betroffene sexuellen Missbrauchs melden. Info: www.bistum-wuerzburg.de/seelsorge-hilfe-beratung/missbrauch
Ich hielt mich immer von ihm fern, zumal ich nicht musikalisch war, fiel ich schon deshalb durchs Raster.
Nichtsdestotrotz war mir seine Affinität zu den Scholasängern und Orgelschülern nie ganz geheuer.
Wie kann es sein, dass niemand die Notwendigkeit sieht, hier die Gesetzeslage zu verändern?
Stattdessen wird über Erdwärme diskutiert......Gehts noch Deutschland?
Nicht falsch verstehen, aber ich frage mich warum das hier passiert und anderswo nicht! Der Mann ist seit über 20 Jahren tot, wehren kann er sich nicht mehr (was nicht bedeuten soll, dass ich die Taten anzweifle).
Wichtig wäre meiner Meinung nach die Namen derjenigen zu nennen die noch leben, die klammheimlich "verräumt" wurden, deren Taten bestmöglich vertuscht wurden, die in weit entfernte Orte oder in Klöster etc. versetzt wurden.
Gerade in solchen Fällen kam es auch schon zu Wiederholungstaten weil niemand oder kaum jemand vor Ort die Vorgeschichte der Person kannte oder kennt.
Bei diesen Personen sehe ich eine höhere Gefahr für die Zukunft als bei einem seit über 20 Jahren toten Kleriker.