
Nicht lange ist es her, da wurde ein Neubaugebiet in Marienbrunn auf den Weg gebracht. Ein Hauptargument: Junge Familien und deren Einkommenssteuer, deren Lebenszeit gegen das Überaltern Marktheidenfelds. Auch das Wohngebiet "Am Märzfeld" in Altfeld sollte "ein Angebot für junge Familien" sein, hieß es bei der Ausweisung. Man könnte immer weiter zurück in die Archive gehen.
Doch leicht ist es nicht für junge Familien, in Marktheidenfeld Wohnraum zu ergattern – sei es gemietet oder gekauft. Wie lange dauert also die Suche? Und was kommt dann alles auf einen zu, bis der Bauplatz, das Haus gefunden ist?
Wieso die Familie Weis nach Marktheidenfeld wollte
Die dreiköpfige Familie Weis hat es geschafft. Seit diesem Jahr leben sie in einem eigenen Haus in Oberwittbach. Den Startschuss zu dieser Suche gab die Schwangerschaft mit Töchterchen Frieda vor gut drei Jahren, erzählen Michaela (28) und Florian (33). Zu dem Zeitpunkt wohnten die beiden in Schonungen im Landkreis Schweinfurt in einer Wohnung.
Im Raum Schweinfurt zu suchen, machte für die beiden allerdings keinen Sinn. "Wir arbeiten beide im Schichtdienst", erzählt Florian. Er bei einer Werkfeuerwehr in Schweinfurt, sie als Krankenschwester in einem Pflegeheim in Würzburg. "Wir brauchten also jemanden, der unsere Tochter betreut. Und zwar auch früh morgens oder bis spät in die Nacht." Dieser Jemand ist Michaela Weis' Mutter. Sie wohnt in Marktheidenfeld, auch Michaela ist hier aufgewachsen. Schnell war dem Paar klar: Wir brauchen etwas in Marktheidenfeld.
Nachfrage nach Wohnraum etwa verdoppelt
Doch damit sind sie nicht allein. "Die Nachfrage nach Wohnraum steigt seit Jahren stetig an. Sie hat sich in den letzten fünf bis zehn Jahren ungefähr verdoppelt", sagt Marcus Meier, Pressesprecher der Stadt Marktheidenfeld auf Nachfrage. Schlechte Nachricht für alle Suchenden inklusive: "Wir gehen davon aus, dass der Höhepunkt der Nachfrage noch nicht erreicht ist."
Die Auswirkungen dieser Entwicklung fühlte die Familie Weis rasch, als sie zu suchen begann – zunächst nach Mietwohnungen. Schnell stellte sich heraus: Entweder passt die Raumaufteilung nicht oder sie sind unbezahlbar. Ein leerstehendes Haus zu renovieren kam für die Familie nicht in Frage. Die wertvolle Zeit außerhalb der Arbeit wollte das Paar nicht mit Sanieren und Renovieren verbringen, sondern mit der Tochter. "Wir waren dann relativ schnell beim Neubau", erzählt er. Und somit bei der schwierigen Bauplatz-Suche.
153 freie Bauplätze in privater Hand

Wer nach freien Bauplätzen sucht, findet auch in Marktheidenfeld erstaunlich viele. Die meisten davon sind allerdings in privater Hand. Von Seiten der Stadt gab es, Stand August 2021, nur noch vier nicht verkaufte Bauplätze in den Stadtteilen. Für drei von ihnen lagen konkrete Anfragen vor.
153 Bauplätze dagegen liegen in privater Hand, wie die bisher letzte Erhebung 2020 ergab. Ein großer Teil davon in der Stadt mit 73, in Zimmern gibt es 19, in Altfeld und Marienbrunn jeweils 17 (siehe Grafik). Doch wie schon häufig in den Neubaugebietsdiskussionen im Stadtrat gehört und gelesen: Viele Besitzer hätten kaum Interesse, diese Grundstücke zu verkaufen. Die Stadt habe außerdem keine Möglichkeit, Zugriff auf diese Grundstücke zu bekommen. Der naheliegende Schluss vieler Stadträte und Stadträtinnen war häufig, Neubaugebiete auszuweisen.
Bisher scheint das zu funktionieren – und auch der Plan dahinter, junge Familien anzulocken, scheint aufzugehen. Pressesprecher Marcus Meier: "Die Nachfrage nach Baugebieten kommt vor allem von jungen Familien oder Senioren. Aufgrund der niedrigen Zinssätze ist der Wunsch nach eigenem Wohnraum sehr ausgeprägt."
Ein Beispiel für die hohe Nachfrage liefert er auch gleich mit. Im Wohnbaugebiet "Am Märzfeld" in Altfeld stünden 39 Bauplätze zum Verkauf, bisher lägen 206 Anfragen vor. Die Vergabe erfolge über ein "Punktesystem", das von der Stadt in den nächsten Monaten zusammen mit dem Stadtrat erarbeitet werde.
Für das "Märzfeld" ließ sich Familie Weis auch auf die Liste setzen. In ihrer Situation war das mit dem Warten und der Ungewissheit jedoch nicht so einfach. Ein anderes wichtiges Grundstücks-Kriterium, neben der baldigen Verfügbarkeit, war: keine Hanglage. "Wir wollten nicht noch teuer das Gelände aufböschen müssen", sagt Michaela.
Grundstücksangebote erwiesen sich als Flop
Bei ihrer Suche über das Internet und die Zeitung fand das Ehepaar Weis "erfreulich viele" Angebote – die sich dann aber meist als Flop erwiesen. "Wenn ein Grundstück gepasst hat, war es zu 90 Prozent in privater Hand und damit wurde es schwierig", erzählt Florian. Selbst bei näherem Interesse stellte sich heraus, dass sich die verkaufenden Familien oft uneins im Preis waren – und ob überhaupt verkauft werden solle.
- Weitere Artikel zu dem Thema können Sie in unserem Dossier "Wohnen und Bauen in Main-Spessart" lesen.
Wie die Familie Weis ein Grundstück fanden
Mehr oder weniger zufällig entdeckten sie einen der letzten freien Bauplätze in Oberwittbach, in einem Baugebiet der Stadt. "Es passte alles: Er war ebenerdig, lag nah an Marktheidenfeld und an der Autobahn", beschreibt Florian Weis. Sofort wandte sich das Ehepaar an die Stadt: Den wollen wir! Die Antwort kam genauso rasch und für die Familie Weis auch überraschend: Frei sei er, der Bauplatz, aber so einfach ginge es nicht.

Der Bauplatz sei für "Einheimische" reserviert. Also solche gelten in dem Kontext Bewerber, die mindestens schon 20 Jahre in Marktheidenfeld wohnen. Das Paar hatte Glück. Michaela Weis ist in Marktheidenfeld groß geworden und hat hier bis zu ihrem Wegzug 21 Jahre gelebt. "Wir hatten dann ein Bewerbungsgespräch im Bauamt", erinnern sich die beiden. Danach wurde noch im Stadtrat entschieden. "Wir haben vier Wochen gezittert, bis wir die Zusage hatten."
Das war im Mai 2020. "Wir waren überglücklich", sagen sie. Trotz einiger Kompromisse, die sie dann doch eingingen. So war das Grundstück mit 900 Quadratmetern viel größer als sie wollten. Und auch die geplante Gasheizung mussten sie sich aus dem Kopf schlagen, da kein Gas angeschlossen war und sie keinen Tank im Garten wollten. Sie entschieden sich für ein Fertighaus, das sie selbst ausbauen wollen. Bauen, daneben arbeiten und ein sechs Monate altes Kind betreuen – das war sportlich. "Wir wollten deshalb, dass möglichst viel von Firmen gemacht wird", so Florian. Genug zu tun blieb trotzdem.
Nicht unterkriegen lassen, auch wenn gefühlt nur Absagen kommen
Im Juni 2021 war es soweit: Michaela, Florian und Frieda Weis bezogen ihr neues Haus und konnten gleich den zweiten Geburtstag der Tochter in den eigenen vier Wänden feiern. Ein Riesenstein sei ihm vom Herz gefallen, als sie tatsächlich einziehen konnten, erzählt Florian. Mittlerweile haben sie sich auf den 157 Quadratmetern gut eingerichtet und eingelebt.
Was sie anderen Häuslebauern und Suchern raten würden? "Nicht unterkriegen lassen, auch wenn gefühlt nur Absagen kommen", beschreibt es Florian. Auch sollte man jegliche Art von Medien nutzen, egal ob Zeitung, Internet, selbst die gute alte "Suche-Biete" Zettel-Methode im Supermarkt. Viele Hausanbieter böten auch einen Grundstückservice an, in dem sie bei der Suche unterstützten. Bei Familie Weis habe sich das nicht bewährt, denn die Anbieter hätten oft keine eigenen Grundstücke. "Das Wichtigste ist, sich als Familie selbst zu stützen. Nicht unterkriegen lassen. Weitersuchen, auch wenn es manchmal etwas länger dauert", bekräftigt das Paar.
Verzicht gelernt, um im Kostenrahmen zu bleiben
War das Grundstück und das Häuschen dann da, galt es für sie noch etwas zu lernen: Verzicht. Nur so gelang es den beiden auch im Kostenrahmen zu planen. Braucht es elektrische Fensterläden, einen Kamin, folierte Fenster? "Manche Dingen wollten wir unbedingt, andere haben wir gestrichen oder die Anschaffung verschoben", so Michaela.
Irgendwann dann soll es auch an den Rest des Grundstücks gehen: Garten, Terrasse, Zaun. Zunächst aber geht es für eine Woche in den Urlaub. Denn so gut es ihnen auch in Oberwittbach gefällt: Nach der intensiven Bauzeit muss dringend mal ein Tapetenwechsel her. Und danach? Dann freuen sie sich darauf, bald den ersten Weihnachtsbaum ins neue Wohnzimmer zu stellen.
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