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Main-Spessart
Schule statt Faschingsfrei: Wie läuft es an Schulen in Main-Spessart
Nach vielen Wochen Bildschirm-Unterricht hätten sich Schüler und Lehrer in den Faschingsferien eine Pause gewünscht. Doch die gibt es nicht. Was sagen Schulleiter aus der Region?
Homeschooling Unterricht zuhause Schule Schüler daheim Corona
Foto: Getty Images | Homeschooling Unterricht zuhause Schule Schüler daheim Corona
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 11.02.2024 00:47 Uhr

"Faschingsferien gestrichen" - die Ansage vom Kultusministerium sorgte bereits für Wallung, als sie bekannt wurde. Zurückgenommen wurde sie nicht. Nun ist es soweit: Auch in Main-Spessart sitzen die Schüler daheim an ihren Schreibtischen, anstantt auszuschlafen, sich zu verkleiden und Faschingslieder zu singen. Doch die Diskussion geht weiter: Wie intensiv darf die Schulwoche sein? Und wie erholungsbedürftig sind Schüler wie Lehrer?

"In unserem konkreten Fall wäre eine Pause machbar und in meinem Augen auch für Lehrer wie Schüler sinnvoll gewesen", sagt Alexander Lutz, Schulleiter der Georg-Ludwig-Rexroth-Realschule in Lohr. Denn Lernrückstände aufholen? Das ist an der Lohrer Realschule derzeit nicht nötig. Durch den Wegfall von außerunterrichtlichen Aktivitäten, Wandertagen, Klassenfahrten und weiterem hätte die Schule derzeit einen Unterrichts-Vorsprung von zirka zwei Wochen, erläutert der Rektor. Allerdings – betont der Schulleiter – dürfe man nicht vergessen, dass es auch viele Schulen gebe, die den Distanzunterricht wegen schlechterer Voraussetzungen weniger erfolgreich gestalten konnten. 

Nach vielen Wochen Distanzunterricht ist die Luft raus 

Auf ein gesondertes Programm für die Faschingswoche habe man in Lohr verzichtet. Allerdings habe man, zur Entspannung für alle, eine "Bildschirmpause" eingebaut und an zwei Tagen auf Videokonferenzen verzichtet – nicht aber auf sinnvolle Aufgaben für diese Tage. Das sei auch der dringende Wunsch der Elternbeiräte gewesen.

Auch an der Theodosius-Florentini-Schule in Gemünden findet in der Faschingswoche der Unterricht unverändert statt – obwohl sich die Schule unter kirchlicher Trägerschaft auch dagegen hätte entscheiden können. "Prinzipiell haben wir keinen Handlungsspielraum gesehen", erläutert es Schulleiter Carsten Klafke. Zumal in den Abschlussklassen auch der Wunsch nach durchgängigem Unterricht da war. 

Generell merke Klafke schon, dass nach vielen Wochen Distanzunterricht ein bisschen die Luft raus sei. "Die Schüler sind nicht mehr so motiviert wie zu Beginn", erläutert er. Und auch die Lehrer wären froh gewesen, wenn sie mal offiziell durchschnaufen hätten können. Immerhin gönnen sich in Gemünden Lehrer und Schüler in dieser Woche kleine Freiräume: So gibt es eine Masken-Prämierung und den ein oder anderen Arbeitsauftrag weniger. 

Auch an der privaten Grund- und Mittelschule "Lern mit mir" in Esselbach findet diese Woche Unterricht statt. "Als staatlich anerkannte Schule halten wir uns an die Vorgaben des Kultusministeriums", erläutert Schulleiter Christopher Preuß auf Nachfrage. 

Fehlende Perspektive für 7. und 8. Klassen tragisch

Eine "ganz normale Woche" haben auch die Schüler der Mittelschule Marktheidenfeld. "Vielleicht gibt es ein bisschen weniger Hausaufgaben", sagt Rektorin Annette Hettiger. Eine Pause hätten sich Lehrer und Schüler in Marktheidenfeld aber gewünscht. "Man merkt einfach, die Motivation bei den Schülern ist nicht mehr ganz so hoch", so Hettiger. Dabei liefe der Distanzunterricht gut. "Wir arbeiten mit Microsoft Teams, das läuft perfekt", so die Rektorin. Allerdings besuchen auch über 30 Schüler die Notbetreuung der Mittelschule. "Die bekommen wir entweder über das Jugendamt zugewiesen oder wir holen sie rein, wenn wir merken es klappt Zuhause überhaupt nicht", erzählt die Schulleiterin. 

Aber auch der Rest der Schüler wolle unbedingt wieder in die Schule und Unterricht live erleben. Ab nächster Woche ist es für die 9. und 10. Klassen der Mittelschule wieder soweit. "Die 5. und 6. Klassen hoffen auf den 8. März", so Hettiger. Verlierer dabei wären die 7. und 8. Klassen. Sie seien schon im letzten Jahr ewig im Lockdown gewesen und auch jetzt gebe es für diese Klassen noch überhaupt keine Perspektive. "Tragisch", findet Hettiger.

Gaudiwurm aus Spielzeug und Plüschtieren sorgt für Stimmung in der Grundschule 

Pauken statt Faschingsparty zu feiern – das fällt auch Grundschulkindern schwer. "Die Faschingsferien sind für unsere Kinder immer sehr attraktiv", erzählt Isabel Diehm, Schulleiterin an der Grundschule Hafenlohr. Um die Enttäuschung ein bisschen abzumildern hat die Grundschule in dieser Woche ihre Schwerpunkte mehr auf künstlerisch-musische Aufträge gelegt. "Da sollte mal ein Gedicht vertont werden oder es wurde etwas frühlingsmäßiges gebastelt", so Diehm. Zwei Lehrer betreuen vor Ort auch die Kinder der Notbetreuung. Die sei mit bis zu 18 Kinder bei insgesamt 87 Schülern stark besetzt – vor allem in der Faschingswoche. Zwei Lehrer und später am Tag Kräfte der Mittagsbetreuung kümmern sich um diese. Dabei merken Isabel Diehm und ihre Kollegen, wie gut die intensive Betreuung manchen Kindern tut. "Ohne Corona wären manche Kinder im Klassenverband sicher abgedriftet", so Diehm. 

Gaudiwurm in der Grundschule Hafenlohr: Die Kinder der Notbetreuung ließen einen Spielzeug-Faschingszug fahren
Foto: Mirko Steindl | Gaudiwurm in der Grundschule Hafenlohr: Die Kinder der Notbetreuung ließen einen Spielzeug-Faschingszug fahren

Für ein bisschen "Helau" in der Betreuung sorgte ein Faschingszug bestehend aus von den Kindern mitgebrachtem Spielzeug und Plüschtieren. "Die Kinder der Notbetreuung haben ihn dann unter Helau-Rufen und Konfetti fahren lassen und unser Lehramtsanwärter hat alles gefilmt, sodass ihn sich alle Kinder zu Hause anschauen können", erzählt die Rektorin.

Doch auch in Hafenlohr hat der Distanzunterricht mürbe gemacht: "Mindestens mürbe", sagt die Rektorin. Für Lehrer bedeute diese Art der Arbeit mindestens ein Drittel Mehraufwand. Arbeitsblätter müssten zum Beispiel selbsterklärend sein – was sie in den meisten Fällen nicht sind. Also müssen sie nachgearbeitet werden, am besten auch noch mit einer kleinen Motivation. Dazu kommt, dass viele Arbeiten ungewohnt sind und auch deshalb länger dauern. Zum Glück habe man in Hafenlohr tolle Eltern, die die Lehrer unterstützten, aber auch sagten, wo es hakt, erzählt die Schulleiterin. So zum Beispiel kam nach dem ersten Lockdown der Eltern-Wunsch, nicht mehr alles ausdrucken zu müssen. Was aber allen am meisten fehlte, war der Eins-zu-eins-Kontakt zwischen Lehrer und Schüler. Den gibt es in den Grundschulen wieder ab nächster Woche. Darauf freuen sich in Hafenlohr die Lehrer mindestens so wie die Schüler. 

 
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    Unser Schulkind hat im Distanzunterricht wesentlich mehr Mathematik, Deutsch und Englisch. Ferien wären für die Motivation schön gewesen.
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