
Der mit 586 Metern höchste Spessartberg, der Geiersberg, wird seit 2014 mit einem Gipfelkreuz gekrönt. Es ist vermutlich einer der niedrigsten Berge, die ein Gipfelbuch haben und der einzige im Landkreis Main-Spessart. Seit der Segnung im Mai 2017 stellt der Deutsche Alpenverein, Sektion Main-Spessart, Gipfelbücher zur Verfügung. Gerade zu Corona-Zeiten wird von vielen Menschen die Natur im Spessart zu Fuß erwandert oder mit Fahrrädern befahren. Zum Jahreswechsel wurde bereits das vierte Gipfelbuch voll. Für die Redaktion ein willkommener Anlass, wieder einen Blick hineinzuwerfen und zu erfahren, welche Hoffnungen und Wünsche Wanderer und Biker mit einem Besuch des Geiersberg in Corona-Zeiten verbinden.
Besucher wandern in allen Lebenslagen auf den Geiersberg
Ungezählte Einträge von März 2021 bis zum Dreikönigstag 2022 füllen das mittlerweile vierte Gipfelbuch. Sie stammen von vielen Spessartern, aber auch von Besuchern aus fast allen Bundesländern, europäischen Nachbarstaaten oder sogar aus Thailand. Offenbar zählen besonders viele Sachsen zu den Besuchern des Geiersberg.
Viele freuen sich über Ruhe, Abgeschiedenheit, Vogelgezwitscher, Sonne, Schnee und gute Luft in unberührter Natur. Andere vermissen die Aussicht ins Tal vom höchsten Spessartberg. Viele sind "Stammgäste", einige freuen sich aber auch über die "Erstbesteigung" im fortgeschrittenen Lebensalter oder über die Begegnung mit Rehen und Wildschweinen.

"Endlich wieder ein Sechshunderter! Für Flachlandtiroler nicht schlecht", steht an einer Stelle. Thomas und Kerstin nehmen sich unterdessen vor, die Strecke von Glasofen für das Lauftraining zum Ultramarathon einzubauen, heißt es in einem weiteren Eintrag. Und auf manchen Seiten finden sich sogar Zeichnungen.
Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Einträge bilden alle Lebenslagen ab. Während manche Besucher ihren Geburtstag oder Hochzeitstag bei einer Rast am Geiersberg feierten, gedachten andere ihren verstorbenen Angehörigen oder legten einen Werbeflyer für die DKMS-Werbeaktion für Melia ins Buch. Der Flyer wird ergänzt durch den bewegenden Apell des Großvaters des an Leukämie erkrankten Mädchens: "Helft meiner Enkeltochter, damit sie vielleicht eines Tages auch mal mit mir hierherkommen kann". Dazu passt gut ein anderer Eintrag: "Gott schütze unseren Spessart, die Leute und das Land".
Eine Einkehrmöglichkeit fehlt manchen
Im Hinblick auf die Pandemie schreiben Besucher: "Wenn wir Dank Corona schon nicht das Allgäuer Gipfelkreuz erklimmen dürfen, dann nehmen wir das Gipfelkreuz vor der Haustüre" und ergänzt "ich musste meine Schwiegermutter nicht hochtragen, sie ist selbst gelaufen". Mehrere Einträge vermissen eine Einkehrmöglichkeit.
Darüber hinaus wird gedichtet und gereimt: "Will Dir den Frühling zeigen, der tausend Wunder hat. Der Frühling ist waldeigen, er kommt nicht in die Stadt". Oder: "Es grünt bereits im Garten, hier heißt’s noch etwas warten." Die Einträge geben auch das jeweilige Wetter wieder. Egal ob pralle Sonne, Regen, Wind, Blätterrauschen, Sturm, Schnee oder Schneeverwehungen: Es gibt offenbar keinen Grund, den höchsten Spessartberg nicht zu besteigen.
Viel Lob für den höchsten Spessartberg
Die 11-jährige Cheyenne geht gerne hierher, da man echt gut Schlitten fahren kann. Marco machte seiner Bea eine Liebeserklärung: "44 Jahre im Spessart und doch das erste Mal hier mit meiner liebsten Bea. "Ich liebe Dich von ganzem Herzen." Klaus und Jutta aus Neckarsulm freuten sich über eine Sitzbank nach sechs Kilometer Wanderung und hoffen, dass es vielleicht 2022 eine zweite Bank gibt. Ein Münchner findet: "Schön ist’s im Reich der Spessarträuber". Ein Paar vergibt fünf Sterne für den Spessart. Ein Besucher kommentiert kurz: "'Passt scho!', würde eine Franke sagen."
Jeder findet zu Corona-Zeiten seinen Anlass zum Wandern, egal ob Muttertag, Vatertag, Ostern, 1. Mai, Fronleichnam, Weihnachten oder einfach zum Naturgenuß. "Wie schön, dass wir Zeit haben, den Spessart zu entdecken."