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Stetten/Karlburg
Schlachten mit Würde und Respekt: Warum eine junge Frau aus Karlburg Metzgerin wird
Die 15-jährige Marie Poppe will Metzgerin werden. Die junge Frau lobt die Vielseitigkeit des Metzgerhandwerks. Freunde finden ihre Entscheidung cool.
Durch Praktika und der Erfahrung mit Hausschlachtungen ihres Vaters ist Marie Poppe schon mit vielen Arbeitsschritten bestens vertraut.
Foto: Günter Roth | Durch Praktika und der Erfahrung mit Hausschlachtungen ihres Vaters ist Marie Poppe schon mit vielen Arbeitsschritten bestens vertraut.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:40 Uhr

Morgens um sechs Uhr, in aller Herrgottsfrühe, wenn in Stetten ansonsten nur in der Bäckerei die Brötchen gebacken und verkauft werden, beginnt für Marie Poppe der Arbeitstag in der  Landmetzgerei Müller. Die 15-Jährige ist wahrscheinlich die einzige weibliche Auszubildende in dieser Region und will das Metzgerhandwerk vom Schlachten über das Zerlegen bis zum Wurst machen erlernen.

Seit ihrem achten Lebensjahr ist Marie Poppe mit diesem Metier bestens vertraut, denn ihr Vater Martin ist in Karlburg und Umgebung als Hausschlachter sehr gefragt. "Brotzeit mit Wurst oder Kesselfleisch mit Haxen kannte ich von klein auf, doch dann habe ich mich gefragt, wo das eigentlich herkommt – wie ist der Weg bis zum leckeren Leberkäse?", sagt Marie. Seitdem begleitete sie ihren Vater immer öfter bei den Hausschlachtungen und lernte dabei mit anzupacken.

Doch die junge Frau lernte nicht nur Vorgänge und Handgriffe von ihrem Vater, sondern ganz besonders den würdigen Umgang mit dem Tier: "Für mich ist das vor allem eine Frage der Ernsthaftigkeit und des Respekts", sagt Marie. So könnte sie sich beispielsweise überhaupt nicht vorstellen, im Massenbetrieb einer Großschlachterei zu arbeiten.

In der Stettener Landmetzgerei Müller geht das seinen ruhigen, festen Gang, in dessen Abläufe die junge Auszubildende voll eingebunden ist. Der Montag ist Schlachttag oder Unterricht in der Berufsschule in Würzburg, dienstags wird zerlegt und ausgebeint, am Mittwoch und Donnerstag wird die Wurst gemacht. Vom Fleischwolf über die Würzmischung, das Abbinden, Räuchern und das akkurate Aufhängen der fertigen Würste gehören zu Maries Aufgaben. Natürlich bleiben da auch die sogenannten "Lehrlingsaufgaben" wie Spülen, Saubermachen und Aufräumen, denn Hygiene ist oberstes Gebot und will von der Pieke auf gelernt sein.

Nur Regionales wird verarbeitet

Das Endprodukt: Verschiedene Würste werden aufgehängt, geräuchert und zum Verkauf fertig gemacht.
Foto: Günter Roth | Das Endprodukt: Verschiedene Würste werden aufgehängt, geräuchert und zum Verkauf fertig gemacht.

Wie aber kommt ein junges Mädchen zu diesem Beruf? Nach mehreren Praktika in ihrer Mittelschulzeit merkte sie: "Das ist ein echtes vielseitiges, abwechslungsreiches Handwerk, bei dem ich Vieles ausprobieren kann." Außerdem lernt man auch viele Bauern aus der Region kennen, denn bei Müller wird nur Regionales verarbeitet. So kam es, dass nach dem letzten längeren Praktikum in Stetten der Entschluss feststand: "Ich will Metzgerin werden und nach meiner Lehrzeit auch Meisterin!"

Wie reagierten die Klassenkameraden, die Freunde, die Clique auf Maries ungewöhnlichen Berufswunsch? "Einige waren natürlich schon geschockt, doch die meisten fanden es cool", sagt sie. Ihre Freizeit verbringt die 15-Jährige mit den Freunden, sie reitet gerne und ist in der Tanzgarde der Karlstadter Karnevalsgesellschaft aktiv.

Wecker klingelt um 5 Uhr

Eine einzige Einschränkung gibt es vielleicht doch: Weil Maries Arbeitstag schon um sechs Uhr morgens beginnt und der Weg von Karlburg nach Stetten seine Zeit braucht, kann sie während der Woche nicht bis in die Puppen aufbleiben, denn der Wecker klingelt schon kurz nach fünf Uhr. Dafür hat sie aber auch schon am frühen Nachmittag Feierabend. Am Wochenende aber ist sie ein Teenager wie alle anderen auch.

 
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Kommentare
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  • Paul Merklein
    Es ist sehr lobenswert zu sehen, dass junge Frauen oft viel "taffer" sind als die Jungs von heute, und dies dann noch in einem wichtigen Traditionshandwerk sich niederschlägt.
    Auch ich kann da nur sagen: Hut ab! Und viel Erfolg!
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  • Ulrich Metzger-Obermeier
    Hut ab vor Ihrer Entscheidung, Marie! Das ist sehr beeindruckend, wenn Sie das Tier als wertvolles Lebewesen und nicht bloß als in Plastik verpacktes Produkt wahrnehmen.
    Viel Erfolg für Ihre Ausbildung!
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  • Helga Scherendorn
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