Die Bahnstrecke Hanau–Würzburg ist für den Schienengüterverkehr die wichtigste, weil kürzeste Verbindung zwischen den Niederlanden und dem Ruhrgebiet im Westen sowie Bayern, Österreich und Südosteuropa im Osten. "Der ganze West-Ost-Verkehr rollt da drüber", sagt Armin Götz, Geschäftsführer des privaten Güterzugunterehmens IGE GmbH mit Sitz in Hersbruck.
Aber 900 Meter dieser langen Strecke, die "Spessartrampe" zwischen Laufach und Heigenbrücken (Lkr. Aschaffenburg), ärgern Götz ungemein. Die bilden seit Eröffnung der Neubaustrecke 2017 ein unüberwindliches Hindernis für schwere Güterzüge mit nur einer Lok und zwingen zu abenteuerlichen Umwegen.
Eigentlich hätte die 450 Millionen Euro teure Umfahrungsspange des Schwarzkopftunnels die steile Spessartrampe beseitigen und den Schiebelokbetrieb für Güterzüge über 1100 Tonnen überflüssig machen sollen. In einer Pressemitteilung schrieb die Deutsche Bahn zur Eröffnung: "Damit können alle Güterzüge über den Spessart ohne Schiebelok verkehren." Doch gleich am Tag der feierlichen Eröffnung der Neubaustrecke blieb ein schwerer Güterzug dort hängen.
Wie die Deutsche Bahn auf Nachfrage sagt, beträgt die Grenzlast dort nun, je nach Lokart, 1595 oder 1765 Tonnen pro Güterzug. Aber schwerere Güterzüge, die etwa mit Kohle, Getreide, Stahl oder Mineralöl beladen sind, können 2000 und mehr Tonnen auf die Waage bringen, wie Torsten Schulz, Betriebsleiter der Privatbahn LTE Germany GmbH, bestätigt. Er spricht von bis zu 2400 Tonnen. Die kommen nun mit einer Lok nicht mehr über die zwar flachere, aber weiterhin vorhandene Spessartrampe. Die Folge: "Wir haben keine Möglichkeit, mit schweren Zügen von Westdeutschland nach Bayern und weiter nach Österreich zu kommen", sagt Schulz.
Peter Westenberger, Geschäftsführer des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen, nennt die Neubaustrecke einen "Schildbürgerstreich". Der teure Ausbau mit "hohem Mitteleinsatz des Bundes" sei nicht wirklich "an den aktuellen und künftigen Anforderungen des Schienengüterverkehrs ausgerichtet".
Schwere Güterzüge muss Privatbahn-Mann Schulz nun 66 Kilometer über das hessische Jossa und dann durch den Sinngrund nach Gemünden (Lkr. Main-Spessart) umleiten, aber da seien auch nur 1800 Tonnen möglich. Armin Götz von der IGE GmbH schickt schwere Güterzüge jetzt sogar manchmal auf einen 250 Kilometer langen Umweg über Stuttgart – "und das wegen 900 Metern".
"Zur Zeit fahren wir einfach mit leichteren Zügen", so Schulz, drei, vier seien es dort täglich. Normalerweise versuche man bei Schüttgütern oder Mineralöl, den Vorteil der Bahn auszunutzen und die Züge so lang und schwer wie möglich zu machen, aber ohne eine zweite Lok oder – wie zuvor – eine Schiebelok sei die Neigung weiterhin zu groß.
Was Kollege Götz besonders ärgert: Von der Deutschen Bahn habe es immer geheißen, dass die Neubaustrecke durchgehend 12,5 Promille Steigung haben soll, aber auf den 900 Metern seien es 21 Promille. Von der Einschränkung und den neuen Lastgrenzen habe er erst nach Fertigstellung erfahren. "Das ist echt der Witz, gerade für die Zukunft."
Eine zweite Lok wäre ein Ausweg, aber das rechne sich in der Regel nicht. "Wir Privaten haben nicht immer Lokomotiven dastehen." Eine Zusatzlok oder der Umweg über Stuttgart kosteten pro Fahrt "20 Prozent mehr". Deshalb lässt auch er meist abgespeckte Züge fahren. Manchmal hülfen Kollegen aus und man könne eine zweite Lok auf einem kurzen Abschnitt bis nach Gemünden mieten, aber das sei die Ausnahme.
Laut Peter Westenberger vom Netzwerk Europäischer Eisenbahnen fahren über die Spessartrampe schätzungsweise ein Dutzend Bahnbetreiber. Westenberger fordert, dass die DB Netz "wie früher einen Schiebedienst kostenlos für die Eisenbahnverkehrsunternehmen" anbietet. Eine Schiebelok könnte in Laufach oder Aschaffenburg stationiert werden.
Die Deutsche Bahn plant jedoch nicht, an der jetzigen Situation etwas zu ändern. Der Schiebelokbetrieb ist eingestellt, und die Bahn teilt auf Anfrage mit: "Der aufwendige Einsatz von Schlepploks ist nach den Neubaumaßnahmen nicht mehr vorgesehen." Wie sie mit eigenen schweren Güterzügen umgeht, lässt der Bahnsprecher unbeantwortet. Er empfiehlt für schwere Güterzüge eine neue Lokgeneration (EURODUAL).
IGE-Geschäftsführer Armin Götz regt sich über diese Empfehlung auf: "Die DB Netz verbaut Millionen von Steuergeldern und plant falsch, und dann soll sich der Kunde neue Loks zulegen." Über deren Lastgrenzen könne er nichts sagen, da sie noch keine Zulassung für Deutschland hätten, aber mit fünf Millionen Euro oder mehr das Stück seien sie rund zwei Millionen Euro teurer als eine heutige Standardlok.
Die Forderung, daß die Bundesbahn kostenlos eine Schiebelok zur Verfügung stellen muß scheint die einzige praktikable Lösung zu sein. Mehr politischer Druck auf die CSU Abgeordneten vor Ort kann da Wunder bewirken.
Die Bahn ist durch die Privatisierung nicht besser, sondern in allen Bereichen eher schlechter geworden.
Unnütze Großprojekte wie S21 bei dem der Hauptbahnhof zu schiefen Haltestelle wird ist nur ein Beispiel von vielen.
Kein Elan beim Ausbau des Schienennetzes das dringend für den Güterverkehr gebraucht wird.
Bei der Instandhaltung werden Brücken ect. bewusst kaputt gewartet weil dann der Steuerzahler den Neubau bezahlt.
Das Schienennetz gehört wie die Straßen in Öffentliche Hand. Es wird eh von Steuergeldern bezahlt. Und dann hat jeder da darauf fährt einheitlich eine "Maut" zu bezahlen und gut ist.
Und dem Verkehrsminister ist das alles als Chef-Automobil-Lobyist********egal.