„Das ist total geil.“ Worte wie diese erwartet man nicht unbedingt aus dem Mund eines Vorstandsmitglieds der Bosch Rexroth AG. Steffen Haack aber ist offenkundig kein nüchterner Kaufmann oder trockener Ingenieur. Seit eineinhalb Jahren zuständig für Industrieanwendungen präsentierte er am Freitag eine Weltneuheit made in Lohr: Das Aggregat CytroPac, das seit Jahrzehnten gebräuchliche Hydraulikpumpen in den Schatten stellt. „Da sind wir wahnsinnig stolz drauf“, betont Haack bei einer Pressekonferenz, die der Betriebsversammlung folgte.
Bosch Rexroth AG, Steffen Haack, CytroPacDie Rexröther sind begeistert - von der Belegschaft bis zur Firmenleitung: Mit diesem neuen Aggregat "CytroPac" stellte Steffen Haack, Vorstandsmitglied der Bosch Rexroth AG in Lohr, heute Nachmittag eine Weltneuheit vor. Bisher gibt es nur einen einzigen Prototypen. Die Patentanmeldung läuft. Im dritten Quartal soll die Innovation in Serie gehen. Entwickelt wurde es von vier Rexröthern, gebaut wird es in Chemnitz. Haack erklärt Fortschritt und Vorteile. (Video: Roland Pleier)
Posted by Main-Post Main-Spessart on Freitag, 12. Februar 2016
Bisher gibt es nur einen einzigen Prototypen. Bei der Betriebsversammlung am Vormittag sei dieser sofort von 40, 50 Rexröthern umringt gewesen und bestaunt worden. „Die hätten das Ding am liebsten auseinandergebaut“, schildert Haack. Die Neuentwicklung sieht nicht nur schmuck, modern und kompakt aus. Es lässt die bisherigen Hydraulikaggregate, die seit Jahrzehnten in Maschinen eingebaut wurden, richtiggehend alt aussehen, ja fast antik. Darüber hinaus ist es laut Haack konkurrenzfähig, billiger, effektiver – und durch eine Internetverbindung auch 4.0-tauglich.
Von der Betriebsversammlung sei CytroPac sofort wieder in den Versuch zurückgegangen, sagt Haack. Die Patentanmeldung laufe. Groß vorgestellt wird die Innovation bei der Industriemesse in Hannover. Im dritten Quartal soll sie in Serie gehen. Gebaut werden die Aggrgate wahrscheinlich in Chemnitz.
Entwickelt aber haben es maßgeblich vier Rexröther: Mark-Patrick Mühlhausen, René Hüttl, Andreas Günder und Martin Laube hatten vier Wochen Zeit, um praktisch von Null auf ein neues Modell zu entwickeln. Das Ergebnis wurde betriebsintern bereits mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. „Diese vier Jungs“ (O-Ton Haack) hätten gezeigt, was sich Rexroth auf die Fahne schreibt: „Wir können das!“
Die Entwicklung mag bezeichnend sein für die Umbruchphase bei Bosch Rexroth, die vor knapp zwei Jahren eingeleitet wurde. Rexroth habe einen Anzug, der anderthalb Nummern zu groß sei, sagte Holger von Hebel damals. Der damalige kaufmännische Leiter des Geschäftsbereichs Industrieanwendungen wurde vor drei Monaten von Thomas König abgelöst, den Haack bei der Pressekonferenz vorstellte. Von Hebels sprachliches Bild aber ist weiterhin dienlich.
Mit Stellenabbau allein wird der Anzug jedoch noch nicht passend. „Nur Prozesse machen und die Leute vor die Tür schieben, ist nicht die Lösung“, machte Haack deutlich. Zumal die Marktlage im Bereich Industrieanwendungen, die 50 Prozent seines Verantwortungsbereichs ausmachen, alles andere als rosig ist.
Jede siebte der vorher 700 Führungspositionen – vom Abteilungsleiter aufwärts – wurde gestrichen. Die verbleibenden Abteilungsleiter haben mehr Verantwortung und mehr Freiheit: Die Bewilligungsgrenze von Ausgaben wurde von 10 000 auf 50 000 Euro erhöht – was schnelle Entscheidungen ermöglicht und mehr Kundenzufriedenheit zur Folge hat.
Die Belegschaft wurde gefordert. Aus ihr kamen nicht weniger als 7700 Verbesserungsvorschläge. Mehr als die Hälfte davon, 58 Prozent, seien entschieden, bilanziert Haack. Ein Drittel davon sei – aus den unterschiedlichsten Gründen – verworfen, der Großteil aber nach einem Jahr bereits umgesetzt worden. 65 dieser Vorschläge seien mit insgesamt 122 000 Euro prämiert worden, fügt er auf Nachfrage hinzu.
Hart gearbeitet hat das Management auch am Betriebsklima, um das es bei Rexroth „nicht zum Besten bestellt war“, wie Haack einräumt. Die 450 Führungskräfte in Lohr verpflichteten sich zum Führungsdialog und begannen ganz oben im Vorstand. Über die Bereichsleiter und Werksleiter erreichte dieser Prozess jetzt die Abteilungsleiter, von denen sich mittlerweile bereits 15 Prozent der Kritik ihrer Untergebenen gestellt haben. Bosch Rexroth versucht eine neue Führungskultur zu etablieren. „20 bis 30 Prozent des operativen Ergebnisses hängt von der Motivation ab“, weiß Haack.
„Die Stimmung ist besser“
Dies alles scheint zu fruchten. „Die Stimmung ist besser als vor zwei Jahren“, so das Vorstandsmitglied. Auch die Neuordnung der Industriehydraulik, die bisher „relativ zerklüftet“ nach Produkten aufgeteilt war , war offenbar eine kluge Entscheidung. „Das kam bei der Belegschaft relativ gut an“, so Haacks Eindruck. „Da wächst zusammen, was zusammengehört“, freut sich der gebürtige Thüringer.
Haack steht nicht allein bei der Einschätzung, dass die Tendenz bei Rexroth unterm Strich positiv ist. Thomas Nischalke, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, spricht sogar von einer Aufbruchstimmung, die bei der Betriebsversammlung mit rund 750 Beschäftigten in der Spessarttorhalle zu spüren war. „Es kommt bei der Mannschaft an, dass sich tatsächlich was tut“, fasst er auf Anfrage der Main-Post zusammen. Es sei in den vergangenen zwei Jahren nicht nur darum gegangen, das Personal anpassen, sondern auch „den Laden sauber aufzustellen“. Jetzt seien erste Maßnahmen spürbar. „Es geht in die richtige Richtung.“
Und weiter? Was ist es jetzt genau, das die Pumpe besser macht als die alten?
Ein ratloser Leser.
Google liefert auch nur den Artikel der Mainpost.
Das Ding ist so geheim, dass noch nicht mal die Homepage von Rexroth irgend eine Information liefert.
Aussehen tut es jedenfalls wie ein Papierkorb mit Plastikdeckel.